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Ästhetische, ausdrucksstarke Bilder

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Winterberg. Seine Bilder zeigen blasse Gesichter mit großen Augen, traurig oder vor Schreck weit aufgerissen. Großformatige Ölbilder, vorwiegend vo

Winterberg. Seine Bilder zeigen blasse Gesichter mit großen Augen, traurig oder vor Schreck weit aufgerissen. Großformatige Ölbilder, vorwiegend von Frauengesichtern, aber auch Zeichnungen sind das Metier des Siedlinghausener Malers Günther Simon. Seine zweite Vernissage gibt ab dem 1. September einen Überblick über seinen Schaffensreichtum.

"Ein bisschen Rache ist dabei", erklärt Simon auf die Frage, warum er vorwiegend schöne Frauen malt. Die Benachteiligung der Frau in Kirche und Gesellschaft lässt ihn tief in philosophische und historische Erklärungen abtauchen. Er wolle darauf aufmerksam machen, dass das nach wie vor so sei. Sein Leben lang habe ihn das menschliche Gesicht interessiert. Und: "Frauengesichter bringen die Ausdrucksvielfalt besser rüber als männliche."

Die auf Leinwand gebannten Gesichter sind keine Porträts, sondern kommen tief aus seinem Inneren. Auf einem Quadratmeter weißer Leinwand, fängt Simon einfach an, zu malen, ohne Entwurf, ohne Planung. Und ist oft selbst erstaunt, welche Wendungen das Gemälde manchmal nimmt. Irgendwann einmal habe er gemerkt: Die schlechtesten Bilder waren die, bei denen er zuvor ein Bild im Kopf hatte. Und so hat er sich entschlossen, einfach anzufangen. Das sei nicht nur spannender, das Ergebnis sei auch besser. Denn: "Das Unterbewusstsein ist viel kreativer. So entstehen viel ausdrucksvollere Bilder."

Dass Günther Simon keine Modelle braucht, ist seine besondere Gabe. Nach dem Krieg lernte er zwei Jahre bei Ludwig Baur in Telgte, dem seinerzeit bestem deutschen Kirchenmaler Wandmalerei und Mosaik. Die Fähigkeit, menschliche Körper kraft seiner Vorstellung in Gemälde zu verwandeln, kam ihm damals schon zugute. Unter anderem malte er einen Christophorus auf eine neun Meter hohe Seitenwand einer Delmenhorster Kirche.

Später illustrierte er Bücher. Die Zeichnungen in Erich Kästners "Heiterkeit in vielen Versen" stammen unter anderem von ihm. Kästner mochte seine Art zu zeichnen und setzt auch in seinen Werken "Heiterkeit braucht keine Worte" sowie "Von Damen und anderen Weibern” auf Simons zeichnerisches Talent. Auch das Buch der jüdischen Lyrikerin Mascha Kaleko zeigt seine Zeichnungen. Für sie illustrierte er "Der Papagei, die Mamagei und andere komische Tiere”. Zudem war Simon als politischer Karikaturist für verschiedene Zeitungen tätig.

Auch heute noch steht der 87jährige täglich an der Staffelei oder am Zeichentisch. Rund 70 von Günther Simons Werken sind vom 1. bis 9. September im Kolpinghaus in Siedlinghausen zu sehen. Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag von 15 bis 19 Uhr, Dienstag bis Freitag von 17 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Fotos: Veranstalter

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