Ein Dorf wie jedes andere?

Vöhl. Roth ist der etwa 170 m ü. NN hoch gelegene, mit rund 880 Einwohnern drittgrößte Ortsteil der Gemeinde Weimar (Lahn) im Landkreis Marburg-Bi
Vöhl. Roth ist der etwa 170 m ü. NN hoch gelegene, mit rund 880 Einwohnern drittgrößte Ortsteil der Gemeinde Weimar (Lahn) im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Das Dorf war ein wichtiger jüdischer Niederlassungsort. Schon für 1594/95 liegen erste Belege vor. 1737 lebten auf dem Höhepunkt der Präsenz der Minderheit in Roth dort 13 jüdische Familien mit 54 Personen. Das entsprach etwa 16 % der Gesamtbevölkerung. Seit 1738 gab es in Roth eine erste jüdische Schule. Es gab eine Synagoge. Sie wurde 1833 durch ein größeres Gebäude ersetzt, nachdem die Vorgängerin 1832 durch einen Brand zerstört worden war. Im 19. Jahrhundert war Roth der Hauptsitz der Synagogengemeinde Roth-Fronhausen-Lohra. 1933 lebten sechs jüdische Familien mit insgesamt 32 Personen in Roth. Am 9. November 1938 wurde die Synagoge verwüstet, dann bis in die 80er Jahre als Kornspeicher genutzt und schließlich Anfang/ Mitte der 90er Jahre wieder instand gesetzt.
In den Jahren nach 1938 wurden elf Angehörige der Minderheit ins Ausland vertrieben und 15 in den nationalsozialistischen Lagern ermordet. Der alte jüdische Friedhof, auf der Anhöhe des Geiersberges gelegen, ist gut erhalten und wird heute noch von Angehörigen der einstigen Einwohner Roths besucht.
Der Arbeitskreis Landsynagoge Roth wurde am 27. Januar 1996, dem Gedenktag an die Befreiung von Auschwitz, in Weimar, Ortsteil Roth, gegründet. Am 14.05.1998 wurde zwischen dem Eigentümer der Synagoge, dem Landkreis Marburg-Biedenkopf, und dem Arbeitskreis ein "Vertrag über die Nutzung der ehemaligen Synagoge in Weimar-Roth" geschlossen. In diesem Nutzungsvertrag überläßt der Eigentümer das Synagogengebäude dem Arbeitskreis zur Durchführung von (eigenen) Veranstaltungen und weist ihm darüber hinaus die Aufgabe eines Koordinators von anderen an einer Arbeit in dem Gebäude Interessierten - vorrangig den Schulen des Landkreises sowie "historischen, kirchlichen, kulturellen Institutionen und Vereinen sowie in diesen Bereichen tätigen Einzelpersonen" - zu.
Am 12. August stellen nun ab 15 Uhr Gabriele C. Schmitt und Frances Schwarzenberger-Kesper, die Autorinnen, ihren 25-minütigen Film "Roth - ein Dorf wie jedes andere ?" über die Spuren Jüdischen Lebens in Roth und die Arbeit des Arbeitskreises Landsynagoge Roth vor und stehen für ein anschließendes Gespräch bereit.
"Die Verbindungen unseres Förderkreises Synagoge in Vöhl zu Roth sind ganz besonderer Natur, war es doch insbesondere der dortige Arbeitskreis, der uns vor und nach dem Ankauf der Synagoge in Vöhl immer wieder mit Rat und Tat zur Seite stand und in Vielem eine Art Vorbildcharakter für Vöhl hatte und hat", so Kurt-Willi Julius.
Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten. Ab 14.30 Uhr und im Anschluss werden Film und Gespräch durch das gemütliche Synagogen-Cafe ergänzt, in dem frischer, selbst gemachter Kuchen und Getränke angeboten werden.