Ein Akt der Akzeptanz
Fulda. Was im Groen oft nicht zu gelingen scheint, hinterlsst im Kleinen seine bleibenden Spuren. So wie bei der Einweihung des neuen mus
Fulda. Was im Groen oft nicht zu gelingen scheint, hinterlsst im Kleinen seine bleibenden Spuren. So wie bei der Einweihung des neuen muslimischen Begrbnisareals auf dem Fuldaer Westfriedhof. Muslime, Christen und Juden begegneten sich zu einem Akt der Akzeptanz, zu einem Beispiel praktizierter Integration, wie es Galib Akin, Attache fr religise Angelegenheiten, formulierte.
Noch deutlicher sprach Akin die alle verbindende Wahrheit an. Irgendwann werden wir alle vor Gott stehen. Da spielt es keine Rolle mehr, ob wir schwarz oder wei, Christen, Juden oder Muslime sind. Symboltrchtiger und hoffnungsvoller htte die Feier auf dem muslimischen Friedhofsteil nicht sein knnen, auf dem nach den Vorstellungen der Friedhofsplaner in den nchsten Jahrzehnten rund 300 verstorbene Muslime ihre letzte Ruhe finden knnen.
Gro war das Interesse an der Einweihungsfeier nicht nur unter den Muslimen selbst. Viele Gste, unter ihnen auch Fuldas frherer Oberbrgermeister Dr. Wolfgang Hamberger, waren auf das Gelnde des ehemaligen Airfield Sickels gekommen, um eine bewegende Feier und ein Novum in der Stadtgeschichte mit zu erleben. Weit zurck reichen die berlegungen, eine eigene muslimische Begrbnissttte in Fulda einzurichten.
Zukunftsvision
Bislang sind die Verstorbenen in der Regel in ihre Heimatlnder berfhrt worden. Schlichte Mustergrabsttte mit einer hlzernen Totentafel und Blumenschmuck geben schon jetzt ein wenig von dem Eindruck wieder, wie der muslimische Friedhof in Zukunft aussehen wird. Im 1. Abschnitt sind 30 Bestattungen vorgesehen.
Die Entstehensgeschichte des muslimischen Friedhofs lie Fuldas Oberbrgermeister Gerhard Mller in seiner Rede Revue passieren. Besonders dankte er Cevdet Akin fr sein beharrliches Bemhen um die Verwirklichung dieser Begrbnissttte fr Muslime. Die Einweihungsfeier sei deshalb auch sein besonderes Ereignis. Mit einem Zitat von Konfuzius sprach Mller seinen Zuhrern aus dem Herzen.
Von dem groen chinesischen Philosophen stammt das Wort: So wie ein Volk seine Toten verehrt, so offenbart sich seine Seele vor Dir. Der neue Friedhof stehe dafr, wie sehr die Verstorbenen den Lebenden am Herzen liegen. Die Einweihungsfeier zeige auch, wie die Religionen friedlich miteinander leben.
Friedliches Zusammenleben
Zum Miteinander in der Gemeinschaft sagte Mller, wir leben und arbeiten im Geist der Wertschtzung zusammen und ehren unsere Toten. Auch Galib Akin griff Mllers Bild vom friedlichen Zusammenleben auf. Er erinnerte an die Begegnung des Propheten Mohamed mit einem Leichenzug. Dem Verstorbenen, einem Juden, erwies der Prophet die letzte Ehre. Als er darauf angesprochen wurde, fragte er zurck: Handelt es sich nicht um eine Menschenseele?
Die Anlage eines neuen Friedhofs fr Muslime sei eine Ehrerbietung vor der Tradition von Menschen, die sich seit 40 Jahren fr den Wohlstand dieses Landes einsetzen. In Zukunft werde er Fulda gerne erwhnen, weil mit dem muslimischen Friedhof Integration praktiziert werde. Akins Dank galt all jenen, die zur Verwirklichung des Begrbnisareals beigetragen haben. An die Geschichte trkischer Friedhfe auf deutschem Boden erinnerte Bekir Alboga vom Dachverband der Trkisch-Islamischen Union in Kln.
Vor 141 Jahren hatte Kaiser Wilhelm I. in Berlin einen Friedhof fr trkische Diplomaten anlegen lassen, auf dem spter trkische Soldaten des 1. Weltkriegs ihre letzte Ruhe fanden. In den zurckliegenden sechs Jahrzehnten seien viele trkische Gastarbeiter nach Deutschland gekommen. Sie htten ihre Religion und Identitt bewahrt.
Zweite Heimat
Deutschland sei jedoch zu ihrer zweiten Heimat geworden. Wir sind heute hier, weil wir den Muslimen und ihren Bedrfnissen entsprechen, sagte Alboga. Der Friedhof sei eine Zwischenstation fr den Menschen auf seinem Weg ins jenseitige Leben. Der Friedhof sei deshalb ein wichtiger Ort, weil die Hinterbliebenen ihre Familie in bertragenen Sinne sehen knnten. Deshalb drfe dieser Ort nicht vom Leben abgekoppelt werden.
Wir halten die Toten lebendig, wenn wir uns an sie erinnern, betonte Saeed Gessler, stellvertretender Vorsitzender der Ahmadiyya Muslim Gemeinde in Deutschland. Seine Gemeinschaft zhlt deutschlandweit rund 30.000 Mitglieder. Seit 20 Jahren gibt es die Ahmaddiyya Muslim Gemeinde auch in Fulda, die derzeit 35 Mitglieder zhlt.
Im Namen der 4.000 muslimischen Einwohner Fuldas dankte Ramazan Taktak von der Trkisch-Islamischen Union Oberbrgermeister Mller und allen Mitwirkenden fr die Realisierung des Friedhofs. Der OB sei immer hilfreich und entgegenkommend gewesen, betonte Taktak und unterstrich den Wunsch der Muslime nach einem eigenen Friedhof und entsprechendem Bestattungswesen. Symbolischer Schlussakkord der Einweihungsfeier war die Enthllung des Grundsteins fr den muslimischen Friedhof, auf dem in trkisch, arabisch und deutsch zu lesen ist: Jeder wird den Tod erleiden. Dann kehrt ihr zu mir zurck.