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Ermel: Meiwes oben in der Knast-Hierarchie

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Interview zu Kannibalenbuch und -film Von Dirk Lorey Kassel/Rotenburg. Am 21. September soll das Buch ber den Kannibalen von Rotenburg, Armin Me

Interview zu Kannibalenbuch und -film

Von Dirk Lorey

Kassel/Rotenburg. Am 21. September soll das Buch ber den Kannibalen von Rotenburg, Armin Meiwes, vorgestellt werden. Im vierten Quartal des Jahres wird der Film ber den Menschenfresser, voraussichtlich auf RTL, ausgestrahlt. Dazu sprach unsere Zeitung mit Harald Ermel, dem Rechtsanwalt von Armin Meiwes.

FA: Herr Ermel, wie geht es Ihrem Mandanten?

Ermel: Herrn Meiwes geht es gut. Er sitzt in Wehlheiden ein, hat eine Einzelzelle. Wegen seiner beraus hilfsbereiten Art ist er bei den Mitgefangenen sehr beliebt, steht in der Hierarchie weit oben.

FA: Was tut Armin Meiwes im Gefngnis?

Ermel: Er arbeitet in der Wscherei, erledigt viele Schreibarbeiten fr seine Mitgefangenen, schreibt fr sie Briefe. Er besucht regelmig die Gefngnisgottesdienste.

FA: Am 21. September soll das Buch Interview mit einem Kannibalen - Das geheime Leben des 'Kannibalen von Rotenburg in einer Erstauflage von 150.000 Exemplaren erscheinen. Macht der Kannibale von Rotenburg mit seiner Tat auch noch Gewinn?

Ermel: Unsinn. Herr Meiwes erhlt von dem Erls des Buches nicht einen einzigen Cent. Er hat ein sehr aufrichtiges Anliegen. Er mchte, dass Menschen, die unter einer psychischen Anomalie leiden, sich rechtzeitig in Behandlung begeben. Bevor es zu spt ist, wie bei ihm selbst.

FA: Im letzten Quartal dieses Jahres soll auch noch ein Film ber Meiwes ausgestrahlt werden. Auch davon erhlt er keine Gage?

Ermel: Nein, auch davon nicht. Die Rechte an den Geschichten liegen bei einem Hamburger Verlag. Herrn Meiwes geht es aufrichtig darum, auf psychische Ausnahmezustnde hinzuweisen und den Menschen, die unter hnlichen Anomalien leiden, einen Weg aus der Krise zu zeigen.

FA: Warum hat sich Armin Meiwes selbst nicht therapieren lassen?

Ermel: Das Kind war in den Brunnen gefallen, bevor er den Weg zu einem Therapeuten gefunden hatte. Genau das zu verhindern ist sein Anliegen. Im brigen hat er seit seinem Haftantritt vor fast fnf Jahren mehrfach um Therapie ersucht. Da er bis vor kurzem immer noch Untersuchungshftling war, hat man ihn bis heute nicht in ein Therapieprogramm aufgenommen.

FA: Worunter leidet Ihr Mandant?

Ermel: Seine sexuelle Hauptstrmung, die alles andere berlagert hat, ist das Essen von Mnnerfleisch. Allerdings nur von Mnnern, die sich ihm freiwillig anbieten. Mehrere Kandidaten vor und nach dem Berliner Opfer hatten das Ritual auf ihren eigenen Wunsch vor Vollendung der Tat abgebrochen. Armin Meiwes hat sie alle unversehrt gehen lassen.

FA: Besteht Wiederholungsgefahr?

Ermel: Ich bin kein Psychologe. Herr Meiwes ist ein wirklich netter, liebenswerter Zeitgenosse. Er hat jedoch eine schwere sexuelle Abartigkeit. Ich meine, dass eine Wiederholungsgefahr nicht besteht, wenn er durch eine Therapie von der Verhaltensebene auf die Gedankenebene seiner sexuellen Paraphilie zurckgefhrt wird.

FA: Wenn Buch und Film erscheinen drfen, warum verhindern Sie den Kinofilm Rohtenburg?

Ermel: Es geht dabei um das Recht meines Mandanten an seiner eigenen Lebensgeschichte. Es ist fr uns nicht einzusehen, dass jemand anderes diese Geschichte dazu nutzt, sich zu bereichern. Herr Meiwes hat kein Interesse an der Kommerzialisierung seines Lebens. Bisher konnte die Auffhrung des Films erfolgreich durch mehrere Gerichtsurteile verhindert werden.

FA: Wird Rohtenburg dennoch in die Kinos kommen?

Ermel: Auf jeden Fall gehen wir davon aus, dass die Produktionsgesellschaft und der Filmverleih alle juristischen Instanzen bemhen werden, um ihr Interesse durchzusetzen. Immerhin wurden bereits mehrere Millionen Euro in die Produktion und Vermarktung des Filmes investiert.

FA: Kann man Ihre Verfassungsbeschwerde dem Normalbrger berhaupt noch erklren?

Ermel: Das ist natrlich nicht ganz einfach. Es wird hier auf hohem juristischen Niveau ber die Grundrechte eines Menschen diskutiert. Dazu kommt, dass im Falle von Herrn Meiwes dieser Mensch natrlich mit einer grausigen Tat in Verbindung gebracht wird, die die meisten Menschen schaudern lsst. Grundrechte aber sind universell gltig, ohne Ansehen der Person und deren Vorgeschichte.

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