Fuldaer Frauenberg ist Anlaufstation für Glaubens- und Lebensfragen

Fulda. Der Fuldaer Frauenberg ist einer der Fixpunkte hiesiger Frömmigkeit, was ihn zu einer beliebten Anlaufstelle macht. Seit etwa 385 Jahren sind
Fulda. Der Fuldaer Frauenberg ist einer der Fixpunkte hiesiger Frömmigkeit, was ihn zu einer beliebten Anlaufstelle macht. Seit etwa 385 Jahren sind die Franziskaner auf diesem Berg ansässig und geben durch ihr Wirken religiöse Impulse.
"Bei den Menschen in Fulda und Umgebung genießt der Frauenberg großes Vertrauen", freut sich Pater Heinz-Jürgen Reker, der neue Hausobere (Guardian). Ihm fällt dies besonders auf, weil er erst seit knapp vier Monaten in Fulda ist und die Verbundenheit zunächst von außen wahrgenommen hat. Nach seinen Angaben leben am Frauenberg derzeit 24 Franziskaner, davon sieben auf der eigens eingerichteten Alten- und Krankenstation. "Wir Ordensleute sind Ansprechpartner für diejenigen, die mit Glaubens- und Lebensfragen zu uns kommen", sagt Pater Heinz-Jürgen und ergänzt: "Als betende Gemeinschaft tragen wir die Anliegen unserer Mitmenschen im Gebet vor Gott hin." Mit dem Gästehaus, geleitet von Pater Max Rademacher, habe man ein geistliches Zentrum geschaffen, wo Interessierte innehalten, neue Kraft tanken und den Klosteralltag ein Stück weit miterleben könnten. "So betonen wir den offenen Charakter unseres Hauses", erklärt der Guardian und geht auch auf die Vortragsangebote von Pater Dr. Sigfrid Klöckner ein.
Hervorzuheben ist außerdem das starke, ganzjährige Engagement der Fuldaer Franziskaner in der Beichtseelsorge. "In vielen katholischen Familien dieser Region ist es offensichtlich Tradition, auf dem Frauenberg zu beichten", schildert der neue Hausobere. Er ist zuvor im Norden Deutschlands tätig gewesen und hat festgestellt, dass in punkto Glaube "die Uhren hier ein bisschen anders gehen". Diese Verwurzelung im Religiösen macht Pater Heinz-Jürgen auch an der sehr großen Nachfrage nach dem Bußsakrament fest: "Ich habe im Dezember 2010 hier in Fulda mehr Beichte gehört als in den vergangenen drei Jahren zusammen." Dabei beeindrucke nicht nur die Menge der Beichten, sondern ebenso die Ernsthaftigkeit, die auch junge Gläubige im Umgang mit diesem Sakrament zeigten. Der Westfale ist bereits Geistlicher Beirat der Fuldaer Krippenfreunde und begrüßt auch, dass Weihnachtskrippen als besondere Form der Glaubensverkündigung im Raum Fulda wohl ausgesprochen beliebt seien.
Sehr eng mit dem Frauenberg verbunden sind zwei Gruppen der "Franziskanischen Gemeinschaft". Laut Guardian handelt es sich dabei um Frauen und Männer, denen viel daran liegt, an ihrem jeweiligen Platz nach dem Vorbild des Heiligen Franziskus und der Heiligen Klara zu leben. "Unser Ordensgründer hat sich aus tiefer Frömmigkeit vor allem auch für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung eingesetzt, die als Ideale heute unvermindert – oder sogar verstärkt – aktuell sind", gibt Pater Heinz-Jürgen zu bedenken.
Die Franziskaner vom Frauenberg sind mit ihrer Seelsorge auch in verschiedenen Einrichtungen und Pfarreien präsent. Pater Adalbert Kremer fungiert als Hausgeistlicher des St. Antoniusheims, wo er auch Religionsunterricht erteilt. In der Klinikseelsorge sind Pater Raphael Kaltenecker (Klinikum Fulda) und Pater Waltram Winkler (Herz-Jesu-Krankenhaus) aktiv. Als helfende Geistliche in der Pfarrseelsorge sind die Patres Dr. Paulus Hägele (Bronnzell und Johannesberg) sowie Matthias Kircher (Dietershausen und Weyhers) im Einsatz. "Im Wechsel sorgen wir vom Frauenberg außerdem für die Sonn- und Feiertagsgottesdienste am Wachtküppel und übernehmen auch anderswo Messfeiern", erläutert der Hausobere. Das Kloster hat auch einen Handwerksbetrieb, auf den es stolz sein kann: Die Schneiderei, geleitet von Schneidermeister Bruder Gerhard Busche, ist 2010 mit der Goldenen Schere des deutschen Maßschneiderhandwerks ausgezeichnet worden.
Wenn Pater Heinz-Jürgen das würdigt, was die Franziskaner auf dem Frauenberg in die Gemeinschaft einbringen, dann hebt er nicht zuletzt die Beiträge betagter Mitbrüder hervor. "So machen wir das Beste aus dem Nachwuchsmangel, der nicht nur uns betrifft." Seit Mitte vergangenen Jahres ist der Frauenberg nicht mehr zugleich Zentrale einer Ordensprovinz der Franziskaner. Deren vier bundesdeutsche Provinzen wurden zu einer Provinz mit Hauptsitz in München zusammengelegt. Pater Heinz-Jürgen: "Wir sind freilich eines der größten Häuser dieser Gesamtprovinz, die nach der Heiligen Elisabeth benannt ist."