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Giftstoffe in Kinderspielzeug

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Von CHRISTOPHER GBEL Osthessen. Die Spielzeug-Debatte sorgt vor allem jetzt in der Vorweihnachtszeit fr Verunsicherung bei den Verbraucher

Von CHRISTOPHER GBEL

Osthessen. Die Spielzeug-Debatte sorgt vor allem jetzt in der Vorweihnachtszeit fr Verunsicherung bei den Verbrauchern. Was kann ich meinem Kind gefahrlos schenken? Welche Jeans kann ich ihm anziehen, ohne dass ich es langsam vergifte? Ist alles, was aus China kommt, schlecht?

Millionen Rckrufe

Erst krzlich musste der Konzern Mattel, zu dem auch Fisher Price gehrt, weltweit 18 Millionen Spielzeuge zurckrufen. Darunter waren in Deutschland etwa 4.000 Cars Sarge-Spielzeugautos aus der Pixar-Reihe, in deren Autolack giftiges Blei entdeckt worden war. Auerdem sind rund eine Million Spielzeuge in Deutschland, beispielsweise Polly Pocket, Doggie Day Care und die Barbie-Puppe vom Typ Tanner zurckgerufen worden.

Alle bemngelten Produkte sollen in China gefertigt worden sein. Erst Anfang August hatte Mattel weltweit etwa 1,5 Millionen Spielzeuge eines ebenfalls chinesischen Lieferanten zurckgerufen. Inzwischen werden 70 bis 80 Prozent aller in Deutschland verkauften Spielzeuge in Fernost hergestellt.

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen hat sich uerst besorgt ber den jngsten Fall von gefhrlichem Spielzeug geuert, das in Australien und den USA von Behrden und Hndlern zurckgerufen wurde. Dort waren mit Flssigkeit gefllte Spielzeug-Kgelchen zurckgerufen worden, weil sie eine giftige Chemikalie enthalten. Das als Bindeez und Aqua Dots vertriebene Spielzeug ist auch bei mehreren deutschen Hndlern zu bekommen. Die Spielzeugkette Toys ,R US nahm nach eigenen Angaben die betroffenen Produkte kurz darauf aus den Regalen.

Bei dem Gift handelt es sich mglicherweise um den in der Industrie verwendeten Weichmacher 1,4-Butandiol (BDO), der beim Verschlucken zu Gamma-Hydroxybutyrat GHB) reagiert, einer auch als Liquid Ecstasy bekannten Droge mit gefhrlichen Nebenwirkungen.

Gtezeichen helfen

Ein verlssliches Gtezeichen beim Kauf von Spielzeug ist das GS-Zeichen, das fr Geprfte Sicherheit steht (siehe Hintergrund). Das europische CE-Zertifikat, das alle importierten Spielwaren tragen, hingegen tuscht. Die Europische Union mchte dieses nationale CE-Siegel abschaffen, um eine zumindest europaweite Einheitlichkeit zu garantieren.

Der Hessische Verbraucherschutzbeirat, der die Landesregierung bert, fordert besseren Schutz fr Kinder. Dies sei unter anderem durch effektivere Eigenkontrollen der Produzenten mglich. Besonders bei verlockenden Niedrigpreis-Angeboten aus Billiglohnlndern ist erhhte Aufmerksamkeit geboten, sagt Prof. Dr. Burkhard Ahlert, der Sprecher des Verbraucherschutzbeirates. Wir fordern ein EU-einheitliches System der Marktberwachung. Schlielich geht es um die Gesundheit und Sicherheit unserer Kinder, fgt er hinzu.

Rapex heit das Schnellwarnsystem der Europischen Kommission fr gefhrliche Konsumgter. Auf der Rapex-Internetseite http://ec.europa.eu/consumers/dyna/rapex/rapex_archives_de.cfm wird jede Woche eine Liste mit gefhrlichen Produkten verffentlicht. Oft sind Kinderspielzeuge dabei, die vielleicht bereits bei dem ein oder anderen im Kinderzimmer herumliegen.

Verbraucherzentrale hilft

Wenn Spielzeug komisch riecht, sich Teile ablsen oder andere Gefahren von dem Spielzeug ausgehen, liegt ein Mangel im Rechtssinne vor, sagt Monika Bracht von der Fuldaer Verbraucherzentrale. Der Kufer habe dann das Recht auf Reparatur bzw. Ersatz. Wenn das nicht funktioniert, hat der Kufer das recht zur Rckgabe des betreffenden Artikels, fgt Monika Bracht hinzu. Bei Problemen hilft die Rechtsberatung der Verbraucherzentrale Fulda, Karlstrae 2, Telefon 0661/77453.

Die Verbraucherzentrale bietet einen Ratgeber Spielzeug, gesund sicher schadstofffrei an, der fr knapp fnf Euro in der Fuldaer Karlstrae 2 zu bekommen ist. Der Pocket-Ratgeber untersttzt bei der Wahl des geeigneten Spiezeugs und beim Einkauf. Besonderer Wert wird darauf gelegt, dass gesundheitsgefhrdende Ausfhrungen und Stoffe den Spa am Spiel nicht verderben.

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ZWISCHENRUF von CHRISTOPHER GBEL

Es ist schon erschreckend, was wir unseren Kindern anbieten, wenn wir Spielzeug nur nach dem Aussehen oder dem Preis kaufen. Wer achtet denn schon darauf, was klein gedruckt auf der Rckseite steht, da vielleicht auch noch das Preis-Etikett draufklebt?

Doch die jngsten Rckruf-Aktionen machen nachdenklich. Ist es vielleicht schon zu spt? Habe ich meinem Kind schon giftiges oder gesundheitsgefhrdendes Spielzeug gekauft? Hat es das vielleicht schon lieb gewonnen?

Wenn ich demnchst beim Weihnachtseinkauf Spielzeug fr meine kleine Tochter kaufe, dann werde ich ganz sicher nach den sicheren Siegeln Ausschau halten, auch wenns ein paar Euro mehr kostet. Eltern und alle, die Kindern Spielzeug kaufen, sollten dies ebenfalls tun, denn was ist wertvoller als die Gesundheit und Sicherheit unserer Kinder?

Dass Spielzeugproduzenten und -hndler in der Vergangenheit derart bedenkenlos und nur am Profit orientiert handelten und das sicherlich immer noch tun, wenn kein Riegel vorgeschoben wird ist unverantwortlich. Da helfen wirklich nur Gesetze. Und deren Umsetzung muss streng kontrolliert werden.

Die erst jetzt aufkommenden Rufe nach hrteren Kontrollen kommen spt, aber sie kommen. Es bleibt zu hoffen, dass sie etwas bewirken und wir demnchst wieder gesunde und schne Spielsachen einkaufen knnen, ohne Angst haben zu mssen, dass wir unsere Kinder vergiften.

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