Kleinlüder: Hier wird Gemeinschaft groß geschrieben
Im Großenlüderer Ortsteil Kleinlüder fühlen sich die 1.008 Einwohner sehr wohl / Reges Vereinsleben ist prägend





Kleinlüder - Dass eine Serie wie „Kleines Dorf ganz groß“ erfolgreich ist, hängt entscheidend von den Akteuren ab. An der Spitze zumeist der Ortsvorsteher, der die nötigen Kontakte knüpfen muss. Im Falle von Kleinlüder hat Thilo Mathes einen ganz tollen Job gemacht: Seit April 2016 ist das Kleinlüderer Urgestein nun schon im Amt und gilt als „Ohr“ des Ortsteils. Was auch daran liegen mag, dass es eine eigene „WhatsApp“-Gruppe gibt und er stets persönlich erreichbar ist für die Anliegen seiner Mitbürger. Und wenn der 53-Jährige ruft, dann kommen alle.
So auch am vergangenen Montagabend zum Informationsgespräch mit „Fulda aktuell“. Ortsbeirat, Vereinsvorstände, kirchliche Gremien, Kindergarten, Grundschule, Gewerbetreibende und einige interessierte Bürger – sie alle wollten erzählen, warum es ihnen in Kleinlüder so gut gefällt. Die Antworten, auf einen kurzen Nenner gebracht: „Wir wohnen nicht nur hier, sondern wir leben auch hier“.
Deutlich wird in den Gesprächen, dass Gemeinschaft unter den 1.008 Einwohnern („504 sind weiblichen und 504 männlichen Geschlechts“) ganz groß geschrieben wird und auch Zugezogene schnell eingebunden werden – „Wenn sie sich ein wenig mit einbringen“. Ortsvorsteher Mathes hebt in diesem Zusammenhang den starken Zuzug gerade junger Familien hervor, der unter anderem dazu beigetragen hat, dass es in Kleinlüder keinen Leerstand gibt. Andererseits muss die Nachfrage nach Bauland befriedigt werden, wobei sich Großenlüders Bürgermeister Werner Dietrich sehr für die Schaffung eines Neubaugebietes einsetze. Überhaupt müsse man die gute Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung lobend erwähnen, wo doch einiges auf dem kleinen Dienstweg erledigt werde.
Dass die Gemeinschaft zusammenhält, wird auch an Projekten wie der Renovierung des Spielplatzes deutlich: Daran hatten Eltern mit 130 geleisteten Arbeitsstunden großen Anteil, was natürlich mit einem großen Einweihungsfest gebührend gewürdigt wurde.
Kleinlüder, ein Ortsteil der Großgemeinde Großenlüder, ist idyllisch zwischen Rhön und Vogelsberg gelegen und hat acht Vereine, in denen zahlreiche Mitglieder aktiv sind: Freiwillige Feuerwehr, „Natur- und Heimatfreunde“, „KAB“, „Kfd“, Carnevalverein KCV, SG „Alemannia 1921“, Musikkapelle und Theatergruppe. Stolz ist man zudem darauf, dass die „Malteser“ eine Rettungswache vor Ort stationiert haben, die von Bad Salzschlirf bis Hauswurz zuständig ist. Die Vereinsgemeinschaft richtet einmal jährlich einen Seniorennachmittag und alle zwei Jahre einen Weihnachtsmarkt aus, letztgenannten nach Absprache mit dem Nachbarort Hainzell.
Apropos junge Familien: Die finden in Kleinlüder beste Möglichkeiten vor: Zum einen gibt es den Kindergarten „Zwergenland“, der kürzlich frisch renoviert wurde, und den 36 Mädchen und Jungen besuchen. Fünf Erzieher sind hier unter der Leitung von Susanne Stramm tätig, die Kinder ab zwei Jahren täglich von 7.30 bis 16 Uhr betreuen. Zudem gibt es Mahlzeiten und es ist für Schüler der „Finkenbergschule“ möglich, dort unter Aufsicht die Hausaufgaben zu erledigen. Die Schule selbst wird von 29 Kindern besucht, wobei die Klassen 1 und 2 sowie 3 und 4 alle in demselben Raum unterrichtet werden. Die „Finkenbergschule“ ist die kleinste Schule im Landkreis Fulda und steht unter der Verantwortung von Rektorin Silvia Sitzmann, die von zwei Kolleginnen unterstützt wird.
Für 2020 ist übrigens der Neubau der Turnhalle geplant, wobei in 2019 zunächst am 16. Juni ein großes Fest ansteht, weil dann das 120-jährige Bestehen der Schule gefeiert wird. Das 1972 erbaute Bürgerhaus wurde 1992 erweitert und müsste inzwischen dringend saniert werden. Ortsvorsteher Mathes aber weiß, dass in den Haushalten 2019/2020 hierfür Gelder zur Verfügung gestellt werden sollen. Immerhin sei die Einrichtung „das am stärksten frequentierte Bürgerhaus der Großgemeinde“, das annähernd 200 Plätze vorhält. Im kleinen und großen Saal finden diverse Veranstaltungen statt und bei schlechtem Wetter sogar der Schulsport.
Fremdenverkehr
Fragt man die Anwesenden im Feuerwehrgerätehaus, warum es sich lohne, in Kleinlüder zu leben, steht an erster Stelle die bereits erwähnte Gemeinschaft. Es folgen die „Nähe zum Fuldaer Einzugsgebiet“ sowie die ruhige und landschaftlich reizvolle Lage: „Wir sind dort zu Hause, wo viele andere Urlaub machen“. Dass sich Gäste wohlfühlen, dafür sorgen zwei Hotels, die auch Wellness und Tagungen anbieten, ein Boardinghouse, private Unterkünfte und das Angebot „Ferien auf dem Bauernhof“. Sechs ausgewiesene Rundwanderwege führen durch die schöne Natur; zudem gibt es Traktor- und Kutschenfahrten durch das Lüdertal.
Wer Hunger oder Durst verspürt, wird ebenfalls fündig. Denn: „Alle vier gastronomischen Betriebe sind stets sehr gut belegt und nachgefragt“. Nachdem ein Bürgerladen die Tore hatte schließen müssen, gibt es seit zehn Jahren „Petras Laden und Café“, so dass dank der Initiative von „Landbäckerei Klaus Möller“ (der einen Großteil seines Mehls übrigens von der ortsanässigen „Erlenmühle“ bezieht) und der „Metzgerei Weismüller“ die Grundversorgung gewährleistet ist.
Was Außenstehende vielleicht nicht vermuten mögen: In Kleinlüder gibt es richtig viel Gewerbe wie beispielsweise Sägewerk, Natursteinbetrieb, Mühle, Sanitär- und Heizungsinstallationsunternehmen, Schreinerei oder Trockenbaubetrieb. Nicht zu vergessen die drei Vollerwerbs- und sechs Nebenerwerbslandwirte. 2013 wurde auf der ehemaligen „Nato“-Raketenstation Finkenberg eine Biothan-Erdgasanlage der „Rhön Energie Fulda“ gebaut.
Ausgehend vom Sprichwort, die „Kirche im Dorf“ zu lassen, freuen sich die Kleinlüderer über ihr Gotteshaus St. Johannes der Täufer, das 2012 renoviert wurde. Einmal am Wochenende und jeden Dienstag hält Pater Ljubo Lebo Gottesdienst.
Stolz auf Bücherei
Sehr stolz ist man auf die im Dachgeschoss des Pfarrheims untergebrachte Bücherei mit rund 2.800 Büchern aller Gattungen im Bestand. Die Ausleihe ist kostenlos, und zwar jeden Mittwoch von 15 bis 17 Uhr. Zudem treffen sich im Pfarrheim immer auch die „Kfd“ sowie der Singkreis. Letzterer zum Offenen Singen, nachdem der Gesangverein aufgelöst wurde. Der Kirchturm übrigens ist ein alter Wehrturm, erbaut im 13. Jahrhundert. Die jetzige Kirche wurde im Jahre 1910 in 25 Wochen Bauzeit errichtet und am 8. Mai 1912 eingeweiht. Fehlen darf natürlich nicht die Erwähnung der in 1900 von Benjamin Kempf errichteten Mariengrotte und die Wallfahrtskapelle Kleinheiligkreuz, die ein beliebtes Ausflugsziel ist, wo überdies das ganze Jahr über zahlreiche Trauungen stattfinden.
Wanderer können in der Gemarkung Kleinlüder außerdem einige Feldkreuze und Bildstöcke aus dem 18. und 19. Jahrhundert bewundern. 50 Ruhebänke stehen bereit, die alle ehrenamtlich betreut und instandgehalten werden. Jede Bank hat übrigens einen Paten aus dem Ort, der auch die Umgebung im Blick hat und beispielsweise die Hecke schneidet. Die „Natur- und Heimatfreunde“ bieten fünf Wanderungen pro Jahr an, um Einheimischen und Gästen Schönheiten der Gegend nahezubringen.
Verkehrsberuhigung
Alles eitel Sonnenschein also in Kleinlüder? Einen Wunsch haben die Gesprächsteilnehmer außer dem gerade am Wochenende ausbaufähigen ÖPNV: eine Verkehrsberuhigung der Durchgangsstraße. Ortsvorsteher Mathes: „An der L3139 wurden uns seitens von ,Hessen Mobil’ nach langem zähem Ringen 2015 zunächst die Errichtung eines Fußgängerüberweges und in 2018 eine Instandsetzung der Fahrbahnoberfläche insgesamt und vor allem im Bereich der Bauwerke abgelehnt“.