„Alle Überlegungen sind öffentlich einsehbar und in den Ausschusssitzungen und den Stadtverordnetenversammlungen öffentlich besprochen worden“, so der Bürgermeister, den die „Mischung aus Halbwissen und Unwahrheiten“ sehr ärgert, die besonders in Bezug auf das so genannte „Haus Kreuzer“ entstanden sind. Der Solitär aus den 1920-er Jahren wird dem Projekt wohl weichen müssen, was unter anderem eine Aktion zur Folge hatte, bei der gut 500 Bürger unterschrieben und sich gegen einen Abriss zur Wehr setzten. Das Haus stehe nicht unter Denkmalschutz, und bei dieser privaten Baumaßnahme könne der Eigentümer machen, was er wolle. „Die Stadtverordneten setzen nur den rechtlichen Rahmen“, erläutert Tschesnok. Er selbst habe ein Schreiben an die 500 Unterzeichner verfasst, „in dem ich genau aufschlüssele, wer wann was getan hat. „Meinungsbildung, die auf Halbwahrheiten beruht, verbessert das Ganze nicht“.
Smart City-Strategie
Bereits unter Tschesnoks Vorgänger Stefan Schwenk war damit begonnen worden, die Digitalisierung der Hünfelder Stadtverwaltung kontinuierlich voran zu bringen. Im Zuge des Rathausumbaus „sind wir mit 6.000 Bauakten raus gegangen und werden mit keiner einzigen zurück kehren“, so der aktuelle Amtsinhaber im Gespräch. Weil sich die Digitalisierung auf alle Lebensbereiche auswirke und die Struktur der Städte und Gemeinden verändere, „ist es erforderlich, dass sich die Stadt Hünfeld auch mit weiteren Zukunftsthemen befasst“. Daher wolle man sich auf den Weg machen und die Transformation zu einer digitalen Kommune angehen.
Tschesnok: „Dies auch vor dem Hintergrund, das wir als Konrad-Zuse-Stadt unserem Namensgeber in besonderer Weise verpflichtet sind, Pionierarbeit zu leisten“. Auch wurden mit der Leitung der Konrad-Zuse-Schule Hünfeld die verschiedenen Ideen aus den „Smart City-Workshops“ thematisiert. Hierbei habe sich herausgestellt, dass die Schule sowohl konzeptionell als auch in der tatsächlichen Umsetzung einzelner Maßnahmen unterstützen kann.
Zwei „Use Cases“
Die auf zwei Jahre festgeschriebene Zeit, in der die geförderten Maßnahmen angegangen und umgesetzt werden sollen, seien eine Herausforderung. In Angriff genommen werden zwei so genannte „Use Cases“, bei deren Realisierung gerne auch „um die Ecke gedacht“ werden soll: „Die Innenstadt Hünfeld – Auf dem Weg zum beliebten Treffpunkt“ sowie „Smarte Sensorik für Sicherheit und Ordnung“.
Zu Punkt 1: Mit diesem Vorhaben möchte die Stadt Hünfeld die Initiativen zur Förderung und Pflege der Innenstadt weiter intensivieren und vor allem digitalisieren. Durch die systematische Implementierung und Kombination digitaler Angebote solle eine Hilfestellung für lokale Gewerbetreibende geschaffen werden. Digitale Angebote sollen dabei eine positive Wirkung auf die analoge Welt ausüben. Durch mehr Sichtbarkeit und die Bindung der lokalen beziehungsweise regionalen Kaufkraft sollen der Bestand geschützt und Neuansiedlungen gefördert werden. Gleichzeitig sollen die zu implementierenden digitalen Kanäle und Angebote eine positive Wirkung auf Kultureinrichtungen und den Tourismus haben, aber auch auf die Stadtteile und Vereine.
Zu Punkt 2: Die Stadt Hünfeld plant die Installation von Umweltsensoren und die Implementierung einer Datenplattform zur Sammlung und Verwertung der Sensoren-Daten. So haben beispielsweise die Starkregenereignisse in den letzten Jahren gezeigt, wie schnell und unerwartet es zu Wetterlagen mit ernsten Auswirkungen kommen kann. Durch Sensoren an neuralgischen Stellen der städtischen Einlaufbauwerke soll die Überwachung und Identifikation von Störungen, Beschädigungen oder Verstopfungen schneller und effizienter sowie ein Versagen der Infrastruktur im „Fall der Fälle“ möglichst verhindert werden.
Parallel soll in einem weiteren Anwendungsfall Sensorik zur Füllstandüberwachung der Mülleimer im Außenstadtbereich angewendet werden. Durch die Installation smarter Mülltonnen solle die Kontrolle und Leerung von Müllbehältern zudem effizienter gesteuert werden.
Um auf den Anfang zurück zu kommen: Tschesnok betont, „dass wir unterwegs sind, um Gutes für unsere Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger zu tun. Mit den genannten Vorhaben setzen wir letztendlich genau das um, was in der Leitbild-Debatte angestoßen worden ist“.