Melkkuh Autofahrer

"Alle Jahre wieder..." kommt der Weihnachtsmann. Und auch der Osterhase, um den zeitlichen Bezug herzustellen. Und alle Jahre wieder –
"Alle Jahre wieder..." kommt der Weihnachtsmann. Und auch der Osterhase, um den zeitlichen Bezug herzustellen. Und alle Jahre wieder – man kann Wetten darauf abschließen und seine Uhr – in diesem speziellen Falle die Tankuhr – danach stellen: Pünktlich zu den Feiertagen und zum Ferienbeginn steigen die Kraftstoffpreise an den Zapfsäulen. Alles also keine wirkliche Überraschung, gleichwohl immer wieder ein großer Frustfaktor bei den "Melkkühen der Nation", den Autofahrern und somit im Prinzip bei jedem von uns in dieser mobilen Welt.
Und schon sind wir auf der Suche nach den Übeltätern respektive den Schuldzuweisungen. Für den empörten Otto Normal(sprit)verbraucher sind es einmal mehr "die Politiker da oben", die endlich das Kartellamt einschalten und allenfalls eine Preiserhöhung pro Tag (nach dem Vorbild Österreichs) gesetzlich erlauben sollten. Scheinheilig kündigt Wirtschaftsminister Brüderle sogleich öffentlichkeitswirksam eine Untersuchung zu möglichen Preisabsprachen an, deren Ergebnisse frühestens zu Pfingsten vorliegen werden. Und die Resultate von Pfingsten dann rechtzeitig zu den Sommerferien... und so weiter und so fort.
Eine verbindliche Regelung für den Benzinpreis beziehungsweise dessen (für den Verbraucher einigermaßen objektives) Zustandekommen wird bis zum Sanktnimmerleinstag verschoben – wen wundert`s, denn je höher die Spritpreise an den Tankstellen, desto mehr Einnahmen fließen dem klammen Staatshaushalt zu. Und den Konzernen Kungelei bei den Benzin- und Dieselpreisen nachweisen zu können, wird nur schwer gelingen. Bisher jedenfalls sind diesbezüglich alle Versuche gescheitert. Die Ölmultis schieben derweil den "Schwarzen Peter" Machmud Achmadinedschad, Muhammar Al Gaddafi, Streiks in französischen oder US-Raffinerien, der Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko oder anderen möglichen und unmöglichen internationalen Krisenszenarien in die Schuhe. Irgendeine abstruse Begründung für gestiegene Preise auf den hochspekulativen Rohölmärkten wird sich schon finden lassen.
So bleibt den frustrierten Autofahrern nichts anderes übrig, als die Augen offen zu halten, in ihr Blickfeld günstigere Zapfsäulen abseits der Autobahnen und Hauptverkehrswege und bei den Ferienfahrten auch das billigere Ausland miteinzubeziehen. Und eben spritsparend zu fahren und das Gaspedal nicht immer bis zum Anschlag durchzutreten. Der Verbraucher hat durchaus Trümpfe in der Hand, wie das Beispiel "E10" zeigt, auch wenn diese nicht immer stechen können. Was beim nächsten "Schreckgespenst" zu befürchten ist, das diesmal der Verkehrsminister in der Pipeline hat: Stichwort Pkw-Maut. Auch die dürfte sich, wie die exorbitanten Spritpreise, als Konsum-kontraproduktiv und eher als Konjunkturbremse denn als Motor für die Wirtschaft erweisen.