Neue Broschüre: Königsgräber innerhalb der Stadtmauern

Was haben Fulda und Quedlinburg gemeinsam? Eine neue Broschüre klärt auf.
Fulda - Das Ergebnis eines besonderen interkommunalen Buchprojekts wurde in dieser Woche im Fuldaer Stadtschloss präsentiert: Die Broschüre „Fulda – Quedlinburg. Die königlichen Bestattungsorte“ (Michael Imhof Verlag) dokumentiert die Ergebnisse der Zusammenarbeit zwischen der UNESCO-Welterbestadt Quedlinburg in Sachsen-Anhalt und der Stadt Fulda mit Blick auf die mittelalterlichen Herrscherfiguren Konrad I. und Heinrich I. Auch in Quedlinburg wurde die Publikation in dieser Woche der Presse vorgestellt.
Bei der Präsentation in Fulda zeigte sich Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld hoch erfreut, dass mit der Broschüre dem Bemühen, das Wirken und die epochalen Folgen der Regentschaft König Konrads angemessen zu würdigen, nun im Jahr des Stadtjubiläums, in dem sich auch die Grablegung Konrads in Fulda im Jahre 919 zu 1100. Mal jährt, eine weitere Facette hinzugefügt werde. Wingenfeld lobte in diesem Zusammenhang das außerordentliche Engagement der Bürgerschaftlichen INITIATIVE unter ihrem „Sprecher und Motor“ Josef Hoppe, der viele Kontakte geknüpft und viele Dinge angestoßen habe, so auch das viel beachtete wissenschaftliche Symposium zu König Konrad in Fulda im vergangenen Jahr. „Ihr Wirken ist ein herausragendes Beispiel, wie bürgerschaftliches Engagement das Geschichtsbewusstsein einer Stadt prägen kann“, sagte der OB mit Blick auf Hoppe. Wingenfelds Dank galt auch den Rotary Clubs Fulda und Quedlinburg, welche die Veröffentlichung unterstützt haben. Gerade der Rotary Club Fulda sei schon seit mehr als 20 Jahren getreu seinem Motto „Zukunft braucht Herkunft“ der Schärfung des Geschichtsbewusstseins in der Stadt verpflichtet.
Naheliegende Allianz
Josef Hoppe betonte, dass es in Deutschland nur wenige Städte gebe, die auf ein Königsgrab in ihren Mauern verweisen könnten. Insofern sei die Allianz zwischen Fulda und Quedlinburg naheliegend – zumal, weil es sich bei Konrad und Heinrich aus heutiger Sicht um zwei entscheidende Wegbereiter des deutschen Föderalismus und der besonderen politischen Kultur Deutschlands handele. Der Fuldaer Kulturamtsleiter und Stadtarchivar Dr. Thomas Heiler, der wie Hoppe zu den Autoren der neu erschienenen Broschüre gehört, wies darauf hin, dass die Bemühungen der vergangenen Jahre ungemein erfolgreich gewesen seien, einen - auch von großen Teilen der Geschichtswissenschaft - „vergessenen König unter ganz neuen Fragestellungen zu neuem Leben zu erwecken“. OB Wingenfeld ergänzte, dass das geplante König-Konrad-Denkmal in Fulda von Prof. Franz-Erhard Walther, das noch im Jubiläumsjahr an prominenter Stelle enthüllt werden soll, ein weiterer Baustein sein werde, die Erinnerung an und die Auseinandersetzung mit Konrad lebendig zu erhalten.
Der amtierende Fuldaer Rotary-Präsident Prof. Dr. Tilman Kälble dankte allen Beteiligten inklusive des Schwester-Clubs in Quedlinburg für ihr Engagement bei dem Buchprojekt und wünschte der Broschüre „reißenden Absatz im Jubiläumsjahr und darüber hinaus“. Thomas Imhof vom Verlag Michael Imhof erläuterte die verlegerische Motivation, das Projekt in das umfangreiche Verlagsprogramm aufzunehmen und wies unter anderem auf die hohe Qualität des Drucks und der Bildreproduktionen hin.
Die Broschüre „Fulda – Quedlinburg. Die königlichen Bestattungsorte“ ist im Michael Imhof Verlag (Petersberg) erschienen, umfasst 144 Seiten und kostet 14,95 Euro. Es ist im örtlichen Buchhandel erhältlich und kann auch über den Verlag bezogen werden.
Hintergrund
Seit dem Jahr 2017 besteht zwischen Quedlinburg und Fulda auf Betreiben der „Bürgerschaftlichen INITIATIVE Fulda“ ein engerer Kontakt im Hinblick auf das Jubiläumsjahr 2019, das in beiden Orten begangen wird. In Fulda wird u.a. an König Konrad erinnert, der Ende Dezember 918 verstarb und zu Beginn des Januar 919 hier bestattet wurde. Quedlinburg feiert die Königserhebung des Sachsen Heinrich I. Historisch gesehen reichte damit Fulda den Staffelstab der deutschen Geschichte 919 an Quedlinburg weiter. Auf diesen Umstand machte bereits eine Tafelausstellung aufmerksam, die 2017 von dem renommierten Münsteraner Mediävisten Prof. Gerd Althoff und seiner Schülerin Jana Stupperich konzipiert wurde. Unter dem Titel „Konrad I. und Heinrich I. – erfolgreiche Krisenbewältigung am Beginn der deutschen Geschichte“ war die Ausstellung im April/Mai 2017 in der Galerie vor den Spiegelsälen zu sehen. Im Herbst dieses Jahres fand die selbe Ausstellung in Quedlinburg in er dortigen Kirche St. Blasii ca. 18.000 Besucher. Da dort immer wieder nach einem Ausstellungskatalog gefragt wurde, reifte die Idee, aus dieser Ausstellung sowie begleitenden Aufsätzen die „Allianz“ der beiden Bestattungsorte in Buchform zu bringen.