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„Weiße Fahnen“: Mit einem Lied gegen den Krieg

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Von: Bertram Lenz

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Sängerin Anita Burck aus Künzell bei einem Auftritt vor den „Lions“
Sängerin Anita Burck aus Künzell bei einem Auftritt vor den „Lions“ © Privat

Niemanden vermag der Krieg in den Ukraine mit seinen Gräueltaten kalt zu lassen. Viele Menschen sind tief berührt von dem Schrecken, den diese Auseinandersetzung mit sich bringt. So geht es auch Sängerin Anita Burck aus Künzell, die vor Kurzem eine eigene Version des Liedes „Weiße Fahnen“ der Gruppe „Silbermond“ veröffentlicht hat.

Künzell „Silbermond“ hatte den Song 2012 auf ihrem damaligen vierten Album „Himmel auf“ veröffentlicht. Das Lied, das das Leid von Kindersoldaten zum Thema hat, sei nach einer Reise nach Kamerun entstanden, „bei der wir einen Kriegsfotografen kennengelernt haben, der uns viel von seiner Arbeit im Kongo erzählt hat. Das war so eine ungute Vorstellung, dass auf einmal ein Kind mit einer Waffe vor einem steht, das einen Krieg führen muss, den es gar nicht angezettelt hat“. So die Band um Sängerin Stefanie Kloß damals in einem Interview.

Gerade das Thema „Kindersoldaten“ ist auch vor dem Hintergrund der Ukrainekrieges aktuell: So hat „Spiegel online“ erst vor Kurzem einen Bericht über Putins „Junarmija“ (Jugendarmee) veröffentlicht – Untertitel: „Nachwuchs für den Krieg“. Danach habe die militärisch-patriotische Organisation „Junarmija“ inzwischen schon eine Million Mitglieder. Mitmachen dürften Kinder ab acht Jahren, die Rekrutierung sei nicht immer ganz freiwillig.

FULDA AKTUELL: Wie bist Du auf die Idee mit dem Lied gekommen?

ANITA BURCK: Als ich am 24. Februar 2022 vom Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine hörte, war ich tief betroffen. Was kommt da auf die Menschen zu? So viel Leid, Tränen und Verlust. Was hat es für Auswirkungen auf Gesamteuropa? Raketen, Sirenen, Feuer und Kugelhagel – alles Dinge, die ich Gott sei Dank bisher nur aus Dokumentarfilmen und Erzählungen meiner Großeltern kannte und nie erleben musste.

Ich fühlte mich plötzlich rausgerissen aus meiner so sicheren Blase. Krieg war für mich immer weit weg ‑- aber plötzlich so nah. Da die Musik für mich schon immer eine gute Kraftquelle darstellt, außerdem mir die Möglichkeit gibt, Emotionen zu verarbeiten und dies auch mit anderen Menschen zu teilen, habe ich überlegt, „Welcher Song hilft Dir, wieder ins Vertrauen zu gehen, wieder Hoffnung zu haben, dass alles gut wird und die Menschen und auch die Tiere schnell Hilfe bekommen?“

FA: Es gibt sicherlich bekanntere Friedenslieder als dieses. Warum also ausgerechnet „Weiße Fahnen“?

BURCK: Da sich seit der Coronapandemie die Livemusik im Dornröschenschlaf befindet, bin ich durch eine liebe Freundin aus Vorarlberg in einer Whats-App-Gruppe gelandet, die online musiziert. Es sind alles sehbehinderte und blinde Menschen, die allesamt unglaublich musikalisch sind, sei es instrumental – Musik oder eben der Gesang.

Eine der Mädels brachte dann Ende Februar die Idee in die Gruppe, doch ein Online-Chorprojekt mit genau diesem Titel zu starten. Etliche Sängerinnen und Sänger sangen ihre Spuren auf und haben diese zum Mischen an den Pianisten Felix Grützmacher gesendet. Krankheitsbedingt kam es bei einigen immer wieder zu Verzögerungen. Also startete ich mit der Klavierbegleitung von Felix schon mal eine Soloversion, die mir sehr gut gefiel und ich mich beflügelt sah, diese mit allen Menschen in meinem Umfeld zu teilen, um auch ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Gedanken und Emotionen zu diesem schrecklichen Krieg in diesem Lied zu verarbeiten.

FA: Geht das eigentlich so einfach, einen Song von anderen Künstlern zu interpretieren oder muss man da eine Genehmigung einholen?

BURCK: Man kann alle Songs covern. Wenn man diese auf Tonträger oder digital veröffentlichen möchte, dann bedarf es der Genehmigung des jeweiligen Musikverlages. Da es in meinem Fall ja nur über Social media, „Youtube“ und ähnliche Kanäle zu Gehör gebracht wird, ist dies nicht notwendig. Man verweist auf das Original oder schreibt, dass es sich um eine Coverversion handelt.

FA: Wo kann man Dein Lied hören?

BURCK: Derzeit auf „Youtube“, „Facebook“, „Instagram“. Gerne versende ich eine mp3-Datei auch per mail. Einfach melden: info@anitaburck.de

FA: Wie ist bislang die Resonanz auf „Weiße Fahnen“?

BURCK: Bislang sind die Feedbacks durchweg positiv. Die Aufrufe sind seit dem letztem Wochenende knapp 400. Da ist noch Luft nach oben. Ich kenne den Algorithmus von „Youtube“ nicht. Bei einem Song, den ich für meine Trauerarbeit eingesungen hatte, der hatte vier Jahre lang so rund 10.000 Aufrufe und ist nun bei innerhalb kürzester Zeit auf 90.000 geklettert. Alles ist möglich.

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