Wüste um die Wasserkuppe?
Wrmster April seit Menschengedenken Fulda. Auch wenn es fr einen Meteorologen den Begriff Katastrophe im Zusammenhang mit de
Wrmster April seit Menschengedenken
Fulda. Auch wenn es fr einen Meteorologen den Begriff Katastrophe im Zusammenhang mit dem allseits diskutierten globalen Klimawandel eigentlich nicht gibt und Fulda Aktuell-Wetterexperte Dr. Martin Gudd nach wie vor eher von regionalen Phnomenen sprechen will, so gibt er doch zu, dass sich derzeit Herausragendes im Zusammenhang mit der gegenwrtigen Hitzewelle tut.
Der Regen scheint abgeschafft, wir haben den wrmsten und trockensten April seit Menschengedenken, konstatiert der FFH-Wetterfrosch, und muss weit vor Beginn amtlicher Wetteraufzeichnungen in historischen Abhandlungen zurckblttern, um Vergleichbares zu finden: 1793/1794 passierte hnliches. Damals war es von Oktober bis in den Mrz hinein warm. Und in der Chronik von Anton Hartmann ist fr das Jahr 1893 nachzulesen, dass es in der Region knochentrocken war, es um Fulda herum regelrecht staubte und vom 21. Mrz bis 6. Mai auf Hessens hchstem Berg nicht ein einziger Tropfen Regen fiel.
Schon seinerzeit hegten die Menschen groe Befrchtungen vor einem einschneidenden Klimawandel, die dann noch zweimal im vergangenen Jahrhundert auch von der schreibenden Zunft formuliert wurden: Wstenbildung rund um die Wasserkuppe?, lauteten laut Gudd sinngem die (noch) mit einem Fragezeichen versehenen Schlagzeilen in den Jahren 1921 und 1947. Damals brachte man die Entwaldung und Sptfolgen der Atombombenabwrfe in einen urschlichen Zusammenhang mit den heien Sommermonaten.
Und da liegen auch schon die wesentlichen Unterschied zu heute: Seinerzeit waren es tropische Sommer, welche die Natur in der Folgezeit mit feuchten und kalten Winter-Wetterperioden wieder ausglich. Doch diesmal ist es im Frhjahr bei uns fast schon so hei und trocken wie in der Sahara und just dort, in den Wsten Nordafrikas, geht derzeit viel Regen nieder. Dr. Gudd: Das alles will so recht in kein Schema mehr passen. Niemand wei wirklich, wie es weitergehen wird.
Es ist sogar schon so weit, dass russische Wissenschaftler mit britischen Kollegen wetten, dass zu 75 Prozent die Sonne fr den derzeitigen globalen Klimawandel verantwortlich ist und es sich ab 2012 wieder merklich abkhlen werde. Fakt ist freilich auch, und da braucht man keine Wetten abschlieen, sagt Martin Gudd: Wenn es bis zum 8. Mai trocken bleiben sollte, und darauf deutet im Moment alles hin, dann hat die Region Osthessen alle bisherigen Wetterrekorde fr diese Jahreszeit gebrochen. Und wenn es die nchsten fnf Jahre so weitergeht, dann wird es echt kritisch und wir haben ein groes Problem.
Problematisch stellt sich schon jetzt die Situation fr die Land- und Forstwirtschaft dar. Ich sehe, dass es auf den ckern staubt, gibt Kreis-Landwirt Matthias Bug aus Bckels seine Beobachtungen wieder. Es ist aber auch erstaunlich, dass trotz allem hier und da noch einige feuchte Stellen im Boden auftauchen, so der Bauer, der gerade vom Mais-Aussen auf seinen Hof mit rund 100 Hektar Nutzflche zurckkehrt. Besonders betroffen sei derzeit das Grnland, da der Wassernachschub von unten fehle. Es sieht nach einem schwachen ersten Grasschnitt aus, sagt Bug.
Sorgen bereitet ihm zudem das Getreide, auch wenn derzeit noch keine greren Ausflle zu beklagen seien. Das ist eine Frage von Tagen, bis die ersten Trockenschden auftreten, vor allem auf den leichten, sandigen Bden. Bug befrchtet, dass besonders der Hafer und das Sommergetreide nach der Saat schlecht auflaufen und in ihrer Entwicklung gehemmt werden. Wenn es die nchsten beiden Wochen ebenfalls so trocken bleibt, dann wird es kritisch.
Kritisch ist auch die Situation in den heimischen Wldern. Mal abgesehen von der extremen derzeitigen Waldbrandgefahr: die Bume geraten zunehmend unter Wasserstress, sagt Jochen Rmann, stellvertretender Leiter am Forstamt Fulda. Eindeutiger Verlierer sei die Fichte, die auf Flchen, wo das Bodenwasser knapper werde, nicht mehr gedeihen knne. Bei unserem forstlichen Nachwuchsprogramm setzen wir deshalb verstrkt auf die Eiche und Edellaubhlzer wie die Kirsche, auch die Buche leidet offensichtlich nicht ganz so sehr unter Wassermangel. Bei den Nadelhlzern werden knftig die Douglasie und die Kstentanne prferiert, so der Forstmann.
Weitere Folgeschden der Trockenheit sind Verluste beim Holzzuwachs, Insekten-Massenvermehrungen (Rmann. Der Borkenkfer hat nicht zuletzt wegen Kyrill heuer leichtes Spiel, ein Paar kann in einem Jahr drei Generationen mit maximal 55.000 Nachkommen hervorbringen) sowie erhebliche Ausflle auf den Verjngungs- und Erstaufforstungsflchen.
Dort ist im Prinzip Pflanzengieen angesagt, so wie in den Obst- und Weihnachtsbaumkulturen, sagt der Forstbeamte, der von Glck spricht, dass es wenigstens im Januar und Februar ein wenig von oben gegossen hat. Sonst mssten wir jetzt noch mehr Brandherde lschen als den vom 2. April in der Gemarkung Unterbimbach. Hier sind nach einem Feuer auf knapp einem Hektar Jungwuchsflche nahezu alle Bumchen zerstrt worden und ein Schaden von gut 8000 Euro entstanden fr den der Steuerzahler aufkommen muss.
Logistisch gut vorbereitet ist man jedenfalls seitens der Forstbehrden und lokalen Feuerwehren auf Waldbrnde, nicht zuletzt durch diverse gemeinsame bungen. Die Lschteiche im Wald sind gefllt, auch wenn selbst hier ein Sinken des Grundwasserspiegels unbersehbar ist. Gewisse Probleme bereitet nach wie vor Kyrill, weil abgesehen von den Hauptwegen noch nicht alle Forststraen von Windwurf befreit sind.
Rmann bedauert auch den Ausfall der amerikanischen Militrflieger, zu denen frher auf kurzem Dienstwege nach Sickels ein enger Kontakt bestanden habe. Was bleibt ist die Hoffnung, dass es endlich mal krftig regnet, es bis dahin nicht zu Voll- und Flchenbrnden kommt sowie der eindringliche Appell an die Bevlkerung, gerade im Vorfeld des 1. Mai im Wald nicht zu rauchen, nicht zu grillen, keine Feuer zu machen und wegen der Brennglaswirkung auch keine Flaschen wegzuwerfen. Und falls denn doch der worst case eintreten sollte: Unverzglich den Notruf 112 alarmieren.