1.500 Menschen besuchten das vierte RFT in Münden
Hann. Münden. Keine Handbreit rechtsradikalen, intoleranten und respektlosen Menschen. Das ist die Botschaft, die das Mündener Open Air-Festival „Rock for Tolerance“ (RFT). Bastian Heidenreich, Sänger der Indie-Band „Princess of Provinces“ machte die Entwicklung im Land anhand eines Beispiels in seiner Heimatstadt deutlich: „Es ist schon gruselig, wenn die AfD, die es in den Stadtrat geschafft hat, den Kulturausschuss besetzen will.“ Kurz darauf folgte vielsagend der Titel „Worst Case Scenario“. Der Meinung der Weimarer schlossen sich die Küstler von „Jungfrau männlich deluxe“ aus Worbis, Spit und Sturdy aus Kassel und Minuspol aus Osterode an, die, wenn auch mit einigen Soundproblemen, den Schlusspunkt unter ein gelungenes Festival auf dem Tanzwerder setzten, das weitestgehend trocken blieb. Zumindest am Veranstaltungstag, denn wenige Stunden zuvor haderten die Helfer beim Aufbau mit dem Regen. Doch es lohnte sich, wie Marco Hepe vom RFT-Verein erklärt: „Wir sind super zufrieden. Angesichts des unbeständigen Wetters war der Besuch echt gut. Geschätzte 1.500 Leute im Durchlauf und 1.000 in der Spitze zeitgleich. Das signalisiert uns, dass wir inzwischen eine etablierte Veranstaltung sind. Wir sind top motiviert und wollen den Standard weiter erhöhen. Für das kommende Jahr werden wir einige Überraschungen parat halten.“ Auch finanziell habe es sich gelohnt. Zahlreiche Sponsoren unterstützten erneut das Event, das keinen Eintritt kostet. Allein aus dem Verkauf von Fanartikeln, dem Losverkauf der Tombola und Besucherspenden kamen 2.000 Euro zusammen. Zur Erinnerung: Der Verein teilt die Einnahmen unter Einrichtungen, Vereinen und Verbänden aus der Region auf, die sozial-integrative Projekte unterstützen. In den vergangenen Jahren schüttete RFT 15.000 Euro an Spendengeldern aus. Nicht mal am Veranstaltungstag gab es ein Halten. Gemeinsam mit dem Spendenparlament stellte der RFT-Verein der Freiwilligen Feuerwehr Hann. Münden 1.000 Euro bereit. das Geld ist für Stoff-Teddys bestimmt, die Kindern nach Unfällen gegeben werden, um die traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten.
Musik mal feinsinnig, mal rotzig
Und klasse Live-Musik gab es natürlich auch noch. Von den humoristisch feinsinnigen „Jungfrau männlich deluxe“, die Küssen dem Handy-Daddeln bevorzugen und übrigens auch WIZO-Klassiker wie „Das Leben ist ein Hund“ können, über das rotzige „Unemployed“ von Sturdy oder die Osteröder Minuspol als sprichwörtliche „Helden von Morgen“ und „Local Heroes“-Preisträger waren die Musikstile bunt gemischt. Witzig war die Einlage von Spit-Rampensau Patrick Saad Fahim, der im Publikum nach dem schönsten Bart suchte und ihn schließlich bei Zuschauer Siggi fand. Vergebens mühte sich der Musiker allerdings zu erklären, warum man ein Besuchsrecht des für Toleranz stehenden Open Airs trotz „Böhse Onkelz“-Shirt hat. Fans der polarisierenden Band kategorisch in eine politische Ecke zu stellen, sorgte kurzzeitig für Irritation im Publikum, die nicht wirklich aufgelöst werden konnte. Dafür gab es als Zugabe den Hit „Everlong“ der Foo Fighters auf die Ohren. Und der etwas übereifrige Tritt ins Fettnäpfchen war gleich wieder vergessen.