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Sehr geehrter Herr Horst Hoheisel,in Kassel haben Sie den Schandtaten der Nationalsozialisten ein Mahnmal geschaffen, das man nur findet, wenn man gen
Sehr geehrter Herr Horst Hoheisel,
in Kassel haben Sie den Schandtaten der Nationalsozialisten ein Mahnmal geschaffen, das man nur findet, wenn man genau hinschaut.
Direkt vor dem Rathaus ist es, dort, wo im Jahr 1908 der Unternehmer Sigmund Aschrott einen zwölf Meter hohen pyramidenförmigen Brunnen gestiftet hatte. Gestanden hat der dort bis zum 9. April 1939. Am Tag vor dem Reichskriegertag haben Nazis dieses Symbol des Bürgerstolzes, den "Judenbrunnen", in Stücke geschlagen.
Erst 1987 wurde er nach langen, harten Diskussionen erneuert. Die Bürger der Stadt hätten ihn am liebsten in alter Pracht und Herrlichkeit erneuert. Doch Sie haben sich mit Ihrer Idee durchgesetzt und einen Brunnen geschaffen, der sich nicht in die Höhe reckt, sondern dessen Spiegelbild bis ins Grundwasser reicht.
Es sollte ein Zeichen des Bruchs, der Leere sein, eine offene, nicht heilende Wunde mitten in der Stadt.
Wie recht Sie mit Ihrem Brunnen haben, zeigen die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit.
Von Zwickau aus reisten braune Mörder durch die Republik und ermordeten Mitbürger, die aus dem Ausland zu uns gekommen waren und sich schon längst in unsere Gesellschaft eingefügt hatten. Als "Dönermorde" hat diese Mordserie, der neun Menschen zum Opfer fielen, traurige Berühmtheit erlangt.
Traurige Berühmtheit hat auch mal wieder der Verfassungsschutz erlangt. Schon vor Jahren ist der Versuch, die NPD zu verbieten, die viele hinter diesen schrecklichen Taten vermuten, an den zahllosen V-Männern dieser Organisation gescheitert. Hohn und Spott regnete es: "Wenn der Verfassungsschutz die V-Männer aus der NPD zieht, bricht die Partei von allein zusammen."
Und was haben sie davon gelernt? Nichts. Auch heute will die Bundesjustizministerin nicht gegen die NPD vorgehen. Der Grund? Na wer wohl? Die V-Männer.
Sie hatten also völlig Recht, Herr Hoheisel, Ihren Brunnen zu versenken. Die Gefahr ist noch nicht vorbei.
Mit fleißigen GrüßenRainer Hahne, Chefredakteur
PS. Und über wen hat Horst Seidenfaden seinen Nordhessen-Krimi "Tristan – Der Name des Bösen" geschrieben? Über Neonazis natürlich.