Auch zwei Vorträge nahmenhafter Professoren sorgten bei der Auftaktveranstaltung für zusätzlichen Input. So waren Prof. Dr. Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, und Prof. Dr. Wolfgang Schroeder, ein deutscher Politikwissenschaftler, der mit seinem Team den Pakt zukünftig wissenschaftlich begleiten wird, in den Bürgersaal des Kasseler Rathauses geladen. Jutta Allmendinger beleuchtete zunächst die Armut in Deutschland und ging angesichts der 14 Millionen in Armut lebenden Menschen in Deutschland auf die ernste Lage ein. Sie hob besonders die Zusammenhänge zwischen Bildung, Arbeit und Armut hervor. Wolfgang Schroeder präsentierte im Anschluss erste Ergebnisse einer Umfrage zur Armut in Kassel.
Abschließend stellte Carsten Höhre das Konzept hinter dem Kasseler Pakt gegen Armut vor und betonte: „Ein Pakt unterscheidet sich von anderen Formaten durch ein höheres und allen bewusstes Maß an Verbindlichkeit. Netzwerke werden geknüpft, Pakte werden geschmiedet. Dies ist verbunden mit einer deutlichen Ansage an die Öffentlichkeit: Die Kasseler Stadtgesellschaft nimmt Armut nicht hin, sondern versucht aktiv gegen diese vorzugehen. Der Pakt ist ein unmissverständlicher Ausdruck dieser Haltung.“
So basiert der Pakt auf vier Foren mit jeweils 15 bis maximal 20 Mitgliedern. Diese Foren gründen sich jeweils zu einem bestimmten Handlungsfeld: Wohnen, Energie- und Lebensunterhaltungskosten, Kinder- und Familienarmut, Altersarmut und Arbeit und soziale Teilhabe. Jedes dieser Foren verfügt über einen Sprecher sowie einen stellvertretenden Sprecher. Diese organisieren die Sitzungen der Paktforen und werden vom Paktkoordinator unterstützt.
Die Mitglieder der Paktforen treffen sich einmal im Jahr zu einer Paktkonferenz, auf der die Arbeitsergebisse vorgestellt werden und über neue Ansätze diskutiert wird. Der gesamte Prozess wird dabei von der Universität Kassel begleitet und unterstützt. Am 16. November soll dann die erste vierstündige Paktkonferenz stattfinden, in deren Rahmen die Paktforen sich austauschen und die Jahresplanung bis November 2023 vornehmen.