Bessere Bedingungen in häuslicher Pflege: VdK protestierte auf Königsplatz

Der Sozialverband VdK veranstaltete auf dem Kasseler Königsplatz eine aufsehenerregende Protestaktion für bessere Bedingungen in der häuslichen Pflege.
Kassel Auf die Sorgen und Nöte pflegende Angehöriger hat der Sozialverband VdK Hessen-Thüringen letzte Woche mit einer großen Protestaktion in Kassel aufmerksam gemacht. Da Pflegende kaum die Zeit erübrigen können, an einer solchen Aktion teilzunehmen, führte der VdK-Bezirksverband Kassel eine „Demo ohne Menschen“ durch, bei der auf die Botschaften und Forderungen pflegender VdK-Mitglieder aus Hessen und Thüringen auf 70 Schildern auf Kassels zentralen Platz, dem Königsplatz, aufgestellt wurden.
Die vom Sozialverband VdK organisierte Protestaktion fand großen Anklang. Passanten wie auch geladene Gäste waren beeindruckt und berührt von der Aussagekraft der aufgestellten Schilder mit den Aussagen der pflegenden Angehörigen. Immer wieder schritten Besucher die Schilder ab und machten Fotos. Die Gespräche am Infostand machten deutlich, dass die meisten Pflegenden am Ende ihrer Kräfte sind und dringend Hilfe und Entlastung benötigen. Viele fühlen sich mit der Pflege ihrer Angehörigen allein gelassen - mitunter sogar überfordert. Der übereinstimmende Tenor war, dass die VdK-Pflegekampagne absolut notwendig ist, um auf die Situation der Pflegenden aufmerksam zu machen.
„Nächstenpflege geht uns alle an!“. Bürgermeisterin Ilona Friedrich vom Dezernat II für Bürgerangelegenheiten und Soziales brachte es bei ihrem Besuch auf den Punkt: „Nahezu 80 Prozent der pflegebedürftigen Menschen, auch in Kassel, werden zuhause von Angehörigen betreut. Danke an den VdK für die heutige Aktion „Demo ohne Menschen“. Mit den Plakaten wird den pflegenden Angehörigen eine Stimme gegeben und auf ihre Situation aufmerksam gemacht. Wer pflegt, hat keine Zeit, auf die Straße zu gehen.“

Ilona Friedrich nahm sich bei ihrem Besuch auf dem Königsplatz sehr viel Zeit, um sich die Schilder anzusehen und um mit den anwesenden ehrenamtlichen Mitarbeitern das Thema Pflege zuhause und die sozialpolitischen Forderungen des VdK ausführlich zu diskutieren. Der VdK fordert auch deutliche finanzielle Aufwertung der Leistung von pflegenden Angehörigen. Jeder fünfte pflegende Angehörige ist armutsgefährdet, bei pflegenden Frauen ist es sogar jede vierte. Zu diesem Ergebnis kommt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin nach einer Auswertung der Daten seines Sozioökonomischen Panels.
Deshalb kämpft der VdK unter anderem auch für die Einführung einer Pflegezeit von bis zu drei Jahren, damit Erwerbstätige die Möglichkeit haben, im Beruf zu pausieren, wenn sie die Betreuung eines Angehörigen übernehmen. In dieser Zeit sollen sie auch finanziell abgesichert werden – analog zu den Regelungen für Elternzeit und Elterngeld. Außerdem fordert der VdK, geleistete Pflege rentenrechtlich aufzuwerten. „Es ist nicht akzeptabel, dass Menschen, die eine so wichtige gesellschaftliche Aufgabe wie die Nächstenpflege schultern, in die Armut abzurutschen drohen“, sagt Günter Bodenhorn, Vorsitzender des VdK Bezirks Kassel. „Pflegende Angehörige brauchen eine stabile finanzielle Basis, die ein gutes Auskommen jetzt und im Alter sicherstellt.“