Kassel. Die Eröffnung der Wartepavillons am Bahnhof Wilhelmshöhe wurde unfreiwillig komisch - ein Kommentar von Victor Deutsch
Kassel. Dynamischste Stadt Deutschlands, Hessentags-Stadt, Jubiläums-Stadt, UNESCO-Weltkulturerbe. Und jetzt das: Warteräume im ICE-Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe.
Da wollte die Deutsche Bahn sich doch nicht lumpen lassen, lud am Freitag zur feierlichen Einweihung. Im Euphorie-Taumel angesichts dieses Heldenstücks sprach man gar von "beheizten Sitzplätzen".
Stahl-Bänke mit Sitzheizung? Ein Missverständnis – die Glas-Pavillons können beheizt werden. Wenn sie dann fertig sind. Denn am zweiten wurde noch fleißig geschraubt, eingeweiht werden konnte der also schon mal nicht.
Die Verzögerungs-Posse um den Bau der Wartehäuschen verschwieg man also lieber. Auch die Tatsache, dass es sowas ja schon mal gab. Nämlich bevor die Bahn die Räume an ein Schnellrestaurant verpachtete und die Kunden vor die Tür setzte.Das alles kümmert den zackigen Bahn-Manager aus Gera, quasi der Zeremonienmeister des Wartepavillon-Spektakels, am Eröffnungstag nicht. Man wolle den Kunden in der kalten Jahreszeit eben auch Aufenthaltsqualität bieten, tönt er da ins Mikrofon.
Und damit dieser wichtige Tag in der Kasseler Geschichte nicht so schnell in Vergessenheit gerät, hat er Mitbringsel aus seinerThüringer Heimat dabei, die die schnöde Wartehäuschen-Sache zum Staatsbesuch adeln: die Bergbahnkönigin der Oberweisbacher Berg- und Schwarzatalbahn, Sylvia Potrek und ihren Partner Laurent. Die machen Musik. Und Bratwürste gibt es. 30 Minuten lang gratis. Die schmecken auch jenen ohne Fahrschein. Aber nur mit einem solchen dürfen Wartende künftig den warmen Pavillon benutzen.
Die Senator-Lounge des Schienenverkehrs sozusagen. Alle anderen müssen draußen bleiben. Und frieren. Das sagt der Mann aus Gera aber nicht. Trotzdem freuen wir uns auf ein Wiedersehen. Vielleicht zur feierlichen Einweihung eines neuen Seifenspenders auf den Bahn-Toiletten.