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Briefwechsel: Kampf für deutsche Besonderheiten

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Von: Rainer Hahne

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Chefredakteur Rainer Hahne richtet seinen Briefwechsel an Ingo Buchholz, Vorstandsvorsitzender der Kasseler Sparkasse, zu Kontrollanforderungen.

Sehr geehrter Ingo Buchholz,

Sie sind der Vorstandsvorsitzende der Kasseler Sparkasse, die mit über achtzig Filialen in Nordhessen präsent ist und sich insbesondere um die Kreditvergabe für kleine und mittlere Unternehmen verdient gemacht hat.In Brüssel, auf der großen Konferenz der Regionalbanken, haben Sie es auf den Punkt gebracht: "Wir hatten immer ein einfaches Geschäftsmodell. Wir haben das Geld in der Region gesammelt und es an kleine und mittlere Unternehmen der Region verliehen. Vor der großen Finanzkrise galt das als ziemlich langweilig.”Und mittlerweile? Mittlerweile beschäftigt man sich in Brüssel wohl oder übel mit dem deutschen Modell, in dem die Sparkassen und Genossenschaftsbanken eine tragende Rolle spielen.Und die Sparkassen und Genossenschaftsbanken? Die müsen sich jetzt wohl oder übel mit Brüssel beschäftigen, denn während der großen Finanzkrise, als die EU gegensteuern musste, wurden diese Banken genauso behandelt wie die großen Geschäftsbanken, denen wir das ganze Elend zu verdanken haben – die die amerikanischen Gift-Aktien, die das Papier nicht wert sind, auf dem sie gedruckt wurden, nach Europa eingeschleust haben. Was macht man nicht alles, wenn das schnelle Geld lockt?Damals wurden Sicherheitsmaßnahmen eingezogen, die das europäische Bankensystem schützen sollten. Schließlich traute man den amerikanischen Ratingagenturen nicht mehr so weit, wie man sie werfen konnte.Und heute? Heute machen die Amerikaner so weiter wie vorher. Und in Europa? Da nutzte Georg Fahrenschon, der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, ein Bild aus der Seefahrt: "In der Krise ist es uns sozusagen gelungen, den Containerriesen in voller Fahrt zu einem Kurswechsel zu zwingen. Doch dabei haben sich einige Container verschoben. Und jetzt müssen wir die wieder gerade rücken.”Was bedeuten diese Worte für die nordhessischen Banken? Die werden überschütttet mit Kontrollanforderungen. Was ursprünglich zur Kontrolle großer Banken – wie der Deutschen Bank – entwickelt worden ist, erfreut heute auch die Mitarbieter der Sparkasse in Grebenstein oder Calden. Ein absolutes Unding.Hinzu kommt, dass die Sparkassen und Genossenschaftsbanken eigene Sicherungssysteme haben, um Banken in Schieflage zu retten. Trotzdem sollen sie weiter Millionen in den Europäischen Bankensicherungsfond einbezahlen. Hier muss gegen gehalten werden. Und es scheint tatsächlich so, als ob man in Brüssel allmählich umdenken würde. Unsere Banken würde das mächtig entlasten.

Mit entlastenden GrüßenRainer HahneChefredakteur

P.s. Erste Überlegungen kommen auf, auch in anderen europäischen Ländern Sparkassen und Genossenschaftsbanken aufzubauen. Keine schlechte Idee. Bei uns hat sich das seit Jahrhunderten bewährt.

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