Tobias Almeroth aus Söhrewald ist auch bewusst, dass die Vierbeiner zu den invasiven Tierarten gehören. Konnte es aber nicht übers Herz bringen, ein Waschbär-Baby qualvoll verenden zu lassen. Und nahm ihn deshalb bei sich auf, um ihn aufzupäppeln.
„Ich und meine Familie fanden den Welpen, der unterkühlt und untergewichtig war. Weiter hatte er eine sehr starke Bindehautentzündung“, berichtet Almeroth. Nach Unterhaltung mit Anwohnern hatte das Tier dort schon den vorigen Tag sowie die Nacht dort geheult.
„Somit stand fest, dass es wohl verwaist sein muss und wir es sichern mussten. Nachdem wir die Kleine zu Hause hatten und sie erst mal mit Essen und Trinken versorgt hatten, begaben wir uns auf die Suche nach Hilfe in Form einer Wildtierhilfe.
Wir versuchten zwei Tage lang eine passende Stelle zu finden. Vergebens! Auch nach Rücksprache mit der Leitfunkstelle Kassel (Rettungsleitstelle Feuerwehr), die mit der Tierrettung vertraut ist, fand sich im Umkreis von 200 Kilometern niemand, der uns helfen konnte – oder wollte.
„Bei der Leitfunkstelle Kassel erhielten wir lediglich den „Tipp“: ,ihn auszusetzen und mit dem Sparten darauf zu hauen‘, so wortwörtlich der Leiststellendisponent.“ Somit blieb uns nichts anderes, als uns selbst um den kleinen Welpen zu kümmern. Nach vielen hilfreichen Tipps und Erkundigungen sowie Telefonaten mit dem Veterinäramt der unteren Naturschutzbehörde stellte sich heraus, dass es in Kassel keinerlei Wildtierhilfen gibt, welche sich um Waschbären kümmern, und das in der Waschbärenhauptstadt!“
Eine Auswilderung zurück in ihre natürliche Umgebung sei wiederum strengstens verboten. Hierdurch ergebe sich schon alleine eine Überlastung in Endstellen, denn ein Waschbär in Gefangenschaft werde circa 20 Jahre alt (in freier Wildbahn durchschnittlich nur 1,1 bis 3,7 Jahre).
Almeroth möchte deshab Aufklärungsarbeit leisten: „Ich denke hier gibt es großen Verbesserungsbedarf. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass sich etwas ändert. Und mit Mythen um den Waschbär aufräumen.“
„Es gibt viele Mythen um den Waschbär, beispielsweise, dass sie gefährdete Vögel fressen und Krankheiten übertragen. Diese sind durch diverse Studien mitlerweile wiederlegt. Unter anderem ist der Teil an Vögeln oder Eiern, die sie essen so gering, dass es gar keine oder kaum Auswirkungen gibt.
Zur Bejagung sollte gesagt werden, dass Waschbären bei der intensiven Bejagung eher mit mehr Welpen beziehungsweise Wurfgröße reagieren. Sprich: Wo ein Platz durch die Entnahme oder Tötung geschaffen wird, kommen schnell neue.“
„Des Weiteren möchte ich aufklären, dass nicht jeder Welpe, der auf Entdeckungstour ist, auch Hilfe benötigt. Hierzu sind wir im ständigen Austausch mit dem Veterinäramt in Kassel. Außerdem ist es ja auch so, dass einem ein Tier ans Herz wächst, wenn man es aufzieht.“
„Wer Tipps zu Waschbären benötigt, ist bei der facebook-Gruppe „Waschbären - (Not)hilfe, Beratung, Austausch!“ richtig.“