1. lokalo24
  2. Lokales
  3. Kassel

Betriebe rutschen in den Krisenmodus

Erstellt:

Kommentare

Betrachten die wirtschaftliche Entwicklung mit Skepsis: (v. li.)Handwerkskammerpräsident Frank Dittmar, Kreishandwerksmeisterin Alexandra Kaske-Diekmann,  Burkhard Heß, Geschäftsführer der Alfred Schneider GmbH u. Co KG.  und Dr. Norbert Wett, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Kassel.
IMG_5867.JPG © Krümler

Die „Konjukturlokomotive Handwerk“ droht ins Stocken zu geraten    

Kassel Die massiv gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise, die Lieferengpässe und die zunehmende Kaufzurückhaltung bereiten den meisten Handwerksbetrieben große Sorgen. „Unsere Betriebe geraten langsam aber sicher in den Krisenmodus. Die wirtschaftliche Situation der kommenden Monate wird als schwierig eingestuft“, erklärte der Präsident der Handwerkskammer Kassel (HWK) Frank Dittmar bei der Vorstellung der Ergebnisse der HWK-Herbst-Konjunkturumfrage 2022. Das nord-, ost- und mittelhessische Handwerk gehe mit pessimistischen Erwartungen in den Winter.

„Vor allem die energieintensiven Branchen - Bäcker, Fleischer - geraten durch die explodierenden Energiepreise in existentielle Probleme“, so Ditmar. Er forderte die Bundesregierung auf, den vollmundig angekündigten Energiepreisdeckel verbindlich und kurzfristig umzusetzen. „Sonst verlieren wir Betriebe in einer hohen Größenordnung.“ Quer durch fast alle Branchen erwarten die Betriebe für die kommenden Monate geringere Umsätze, weniger Aufträge und weniger Beschäftigung. Und die Preisdynamik bei Energie, Material und Personalkosten ist ungebrochen. Im gesamten Handwerk sei eine starke Verunsicherung zu spüren. „Die Konjunkturlokomotive Handwerk droht ins Stocken zu geraten“, so Frank Dittmar. „Viele Molltöne also, die ich mit ein paar positiven Aspekten aufhellen möchte: Die gegenwärtige Lage bietet natürlich auch Chancen für das Handwerk: Gerade hier arbeiten die Experten für Gebäudesanierung, Energiewende, E-Mobilität oder Wärmepumpen.“

Parallel zur HWK-Konjunkturumfage hat auch die Kreishandwerkerschaft Kassel wieder eine Blitzumfrage unter ihren Mitgliedsbetrieben durchgeführt, um ein „nicht repräsentatives Stimmungsbild“ einzufangen“, so Kreishandwerksmeisterin Alexandra Kaske-Diekmann. „Gerade haben sich die Betriebe halbwegs von Corona erholt, da folgt der nächste Schlag“. Wobei es dieses Mal eher andere Gewerke treffe. Immerhin erwarten nur 50 Prozent der befragten Handwerksbetriebe eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in Deutschland, 80 Prozent sind es dagegen bei Umfragen in der Gesamtbevölkerung.

Die Ergebnisse der Herbst-Konjunkturumfrage 2022 erläuterte HWK-Volkswirt Dr. Matthias Joseph. „Die aktuelle Geschäftslagebewertung fällt in den einzelnen Handwerksbranchen sehr unterschiedlich aus. Insbesondere in den Bau- und Ausbaugewerken ist die Situation noch gut, sie zehren noch von den hohen Auftragsreserven. Ganz anders ist die Lage bei den energieintensiven oder konsumorientierten Gewerken. Die hohe Inflation und die Preisanpassungen hinterlassen hier besonders tiefe Spuren“. Aber auch im Kfz-Gewerbe, bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf und dem personenbezogenen Dienstleistungsgewerbe machten anhaltenden Lieferschwierigkeiten, Verzögerungen bei der Auftragserledigung und vor allem die Zurückhaltung der Kunden zu schaffen. Große Sorgen macht die Entwicklung der Auftragseingänge, sie sind branchenübergreifend deutlich nach unten gegangen. „Die Einkaufspreise für Rohstoffe, Vorprodukte und Energie haben auch im Berichtsquartal weiter zugelegt. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen“.

Auch interessant

Kommentare