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Erster Patient im Landkreis Kassel: 54-Jähriger infizierte sich in Südtirol mit Corona-Erreger

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Von: Marcel Ehrig

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Die Atemwegserkrankung COVID-19 breitet sich weiter aus. Jetzt gibt es auch den ersten Patienten im Raum Kassel. © Pixabay

Im Landkreis Kassel gibt es den ersten Coronavirus-Patienten. Das bestätigte am Freitagvormittag das Gesundheitsamt Region Kassel.

Kassel. Im Bereich des Gesundheitsamts Region Kassel ist die Erkrankung eines Patienten an der Atemwegserkrankung COVID-19, verursacht durch den neuen Erreger (SARS-CoV-2) aus der Familie der Coronaviren, nachgewiesen worden.

Das bestätigten am Freitagvormittag Andreas Siebert, Erster Kreisbeigeordneter des Landkreises Kassel und Dr. Karin Müller, Leiterin des Gesundheitsamts Region Kassel.

Auf Anordnung des Gesundheitsamtes und in enger Abstimmung mit dem Hausarzt befindet sich der 54 Jahre alte Mann aus dem Landkreis Kassel in häuslicher Isolation. Er war vor kurzem aus einem Urlaub in Norditalien im Risikogebiet Südtirol zurückgekehrt und hat sich nach bisherigen Erkenntnissen dort mit dem Erreger infiziert.

Der Patient hatte milde Symptome einer Atemwegserkrankung wie Fieber, Husten und Halsschmerzen. Mittlerweile geht es ihm gut. "Die Symptome sind vergleichbar mit einer leichten Grippe", so Müller. 

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Beim Landkreis Kassel: Hier verzichtet man auf das Händeschütteln. © Ehrig

"Mit Landkreis Kassel ist die Region Wolfhager Land gemeint", bestätigt Kreissprecher Harald Kühlborn. Den genauen Ortsteil möchte man zum Wohle des Patienten nicht Preis geben. Der mit dem Coronavirus infizierte Mann hatte sich bei seinem Hausarzt gemeldet, da er über Symptome klagte und aus einem Risikogebiet zurückgekehrt war. Sein Hausarzt nahm daraufhin einen Abstrich und schickte diesen ans Kasseler Klinikum. Da das Ergebnis nicht eindeutig war, nahmen Mitarbeiter des Gesundheitsamts einen zweiten Abstrich - dann war das Ergebnis eindeutig.  

Kontaktpersonen wurden ausfindig gemacht - doch wann ist man eine Kontaktperson?

Die Kontaktpersonen der infizierten Person wurden bereits ausfindig gemacht und befinden sich ebenfalls in häuslicher Quarantäne. Doch wann ist man eine Kontaktperson der/des Infizierten? "Wenn man mehr als 15 Minuten näheren Kontakt mit der Person hatte. Bedeutet: Küssen, umarmen, anniesen", so Dr. Karin Müller. Halte man rund zwei Meter Abstand, könne das Virus nicht übertragen werden. Sind alle Kontaktpersonen ausfindig gemacht, werden diese angerufen und ausgefragt, wie der Kontakt mit dem Infizierten ablief.

"Über mangelnde Arbeit können wir uns gerade nicht beschweren", sagt die stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamts, Regine Bresler. Sie hat die Suche nach den Kontaktpersonen koordiniert und den zweiten Abstrich am Mann aus dem Wolfhager Land vorgenommen.  

Klinikum-Mitarbeiter: "Die klauen uns das Desinfektionsmittel aus den Fluren"

Während in den Supermärkten Hamsterkäufe getätigt werden, sind Desinfektionsmittel in den Krankenhäusern äußerst beliebt. So berichten Mitarbeiter aus dem Kasseler Klinikum, dass aus den Toiletten und Zimmern die Desinfektionsmittel geklaut werden. "Das ist einfach egoistisch und unsozial", sagt Dr. Karin Müller. "Es gibt Menschen, die wirklich Desinfektionsmittel brauchen und denen fehlt es dann." Denn Seife reicht zum Händewaschen vollkommen aus. "Desinfektionsmittel bringt nichts, man sollte sich die Hände gründlich circa 20 Sekunden lang mit Seife waschen", so die Leiterin des Gesundheitsamts. Über Lieferprobleme von Schutzkleidung sprachen wir mit dem Landarzt Dr. med Thomas Stiller. 

"Wir gehen sensibel mit dem Thema um", erklärt Andreas Siebert, " wir haben eine Personalversammlung mit rund 500 Mitarbeitern abgesagt", so Siebert. Das habe man aber nicht aus Angst getan, sondern eher um handlungsfähig zu bleiben. Denn würde bekannt, dass nur eine Person mit dem Coronavirus infiziert ist, müssten alle 500 Mitarbeiter in Quarantäne.

Vorsicht ja, Panikmache nein

Im Gesundheitsamt Kassel geht man mit dem angebrachten Ernst, aber auch realistisch an die Bekämpfung, beziehungsweise Eindämmung des Coronavirus. "Niemand braucht sich zu Hause einen riesigen Vorrat an Lebensmitteln anlegen, das ist völlig übertrieben. Gründlich Hände waschen, wenn man sich krank fühlt zu Hause bleiben und den gesunden Menschenverstand walten lassen - mehr braucht es nicht", so Siebert. So hat man auch beim Landkreis Kassel reagiert (siehe Foto oben). Hier verzichtet man auf das Händeschütteln - nicht weil man unhöflich ist, sondern umsichtig.

Mehr zum Thema:

Wie die Stadt Kassel bei einer weiteren Ausbreitung reagieren würde.

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