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Ist Kassel reif für eine Oberbürgermeisterin?

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Von: Ulf Schaumlöffel

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Trafen sich zum Gespräch: Dr. Isabel Carqueville (re.) mit EXTRA TIP-Geschäftsführerin Petra Goßmann.
Trafen sich zum Gespräch: Dr. Isabel Carqueville (re.) mit EXTRA TIP-Geschäftsführerin Petra Goßmann.  © Foto: Schaumlöffel

EXTRA TIP-Geschäftsführerin Petra Goßmann im Gespräch mit Oberbürgermeister-Kandidatin Dr. Isabel Carqueville (SPD)

Kassel Nachdem die Kasseler SPD mit Dr. Isabel Carqueville ebenfalls eine Frau als Kandidatin für die Wahl zum Oberbürgermeister im März 2023 aufstellt, gehen nun drei Frauen ins Rennen.

Und das bedeutet: Für die Herren gibt es ordentlich Konkurrenz. Die CDU schickt mit der früheren hessischen Justizministerin Eva Kühne-Hörmann ein politisches Schwergewicht mit viel Erfahrung ins Rennen. Die Linke hat mit Violetta Bock ebenfalls eine eigene Kandidatin aufgestellt.

„Ist Kassel reif für eine Oberbürgermeisterin?, fragt sich Petra Goßmann, Geschäftsführerin vom EXTRA TIP.

Für Goßmann sind immer noch zu wenig Frauen in Führungspositionen. „Deswegen finde ich es gut, wenn eine weitere Frau in diesen Wahlkampf eintritt.“ Ein kluger Schachzug der SPD wäre es laut Goßmann nicht gewesen, auf eine eigene Kandidatin zu verzichten: „Die SPD hat eine Kandidatin aufgestellt, die man nicht unterschätzen sollte. Mit ihrer zielstrebigen Art, könnte sie nicht nur für SPDler eine weitere echte Alternative zum Amtsinhaber sein.“

Um mehr über die SPD-Kandidatin zu erfahren, traf sich die EXTRA TIP-Geschäftsführerin mit Dr. Isabel Carqueville zum Gespräch.

Was machen Frauen besser als Männer?

Ich denke nicht, dass Frauen oder Männer etwas grundsätzlich besser machen als das andere Geschlecht. Ich glaube aber, die Blickwinkel von Frauen und jungen Familien sollten eine größere Rolle spielen. Es braucht jemanden im Rathaus, der oder die die Sichtweisen aller Menschen zusammenbringt, und zwar dringend. Zu viele politische Baustellen liegen wegen politischer Streitigkeiten und Befindlichkeiten brach und werden nicht fertig.

Was heißt das konkret?

Schauen sie sich das Desaster um die Verkehrsversuche an. Ich denke die Menschen in Kassel sind es leid, dass Debatten im Rathaus so festgefahren sind, dass am Ende nichts mehr geht. Und das ist ja nur eines von vielen Beispielen. Wir haben einen Entscheidungsstau und wir brauchen ein Rathaus, das nach einer Debatte auch mal Ergebnisse liefert. Deshalb will ich als Kassels Oberbürgermeisterin zum Beispiel auch das documenta-Institut endlich auf den Weg bringen. Wir brauchen auch konkrete Deadlines für Projekte wie den Märchenwald und Sanierung der Reuterschule. Projekte also, die oft Jahre lang brach liegen. Keine Versprechen, sondern klare Ansagen wollen die Menschen in Kassel. Wie in meiner Gewerkschaftsarbeit will ich als Oberbürgermeisterin auch im Rathaus Ergebnisse liefern, die mehr als nur ein Jahr Bestand haben.

Ein Jahr Bestand hatte ja auch die Grün-Rote Koalition ungefähr. War der Oberbürgermeister daran schuld, dass das grün-rote Projekt scheiterte?

Über verschüttete Milch soll man nicht weinen. Es geht um konkrete Zukunftsperspektiven für unsere Stadt. Ich denke, im Amt des Oberbürgermeisters liegt eine immense Verantwortung für die politische Kultur. Vor allem aber geht es darum, gemeinsame Ziele geräuschlos umzusetzen. Richtig akut ist das beim Verkehr. 66 Millionen Euro sollten zum Beispiel in den Radverkehr Kassels fließen. Nicht als Spiegelstrich in einem Koalitionspapier, sondern als konkretes Investitionsprogramm bis 2024. Die Menschen in Kassel fragen sich jetzt zu Recht, warum man sich im Rathaus zur Halbzeit immer noch über Verkehrsversuche streitet.

Und Ihre Lösung dafür?

Wir brauchen deshalb einen Kasseler Verkehrsfrieden. Das ist das erste meiner Ziele als Kasseler Oberbürgermeisterin. Dafür bitte ich die Menschen unserer Stadt um ihre Stimme am Wahltag.

Warum sollen die Menschen Sie im März wählen?

Über die Herausforderungen für die Zukunft unserer Stadt sind sich, glaube ich, alle einig. Die Frage ist doch, wem trauen die Wählerinnen und Wähler zu, die Menschen in Kassel mitzunehmen und als Stadtoberhaupt gute und tragfähige Ergebnisse zu liefern? Sei das beim Thema Verkehr, bei der documenta, bei Arbeit und Wirtschaft oder auch beim so wichtigen und alles überragenden Klimaschutz. Überall stehen wir an einem Wendepunkt. Ich will als Oberbürgermeisterin dabei neue Wege der politischen Zusammenarbeit gehen und die Menschen bei den gewaltigen Herausforderungen unterstützen. Wir dürfen niemanden in den nächsten Jahren im Regen der Veränderungen stehen lassen. Das ist mein Angebot als Oberbürgermeisterkandidatin an die Menschen in Kassel.

Was wollen Sie in der Stadtpolitik verändern bzw. was muss besser werden?

Teamplay ist der entscheidende Punkt. Eine Oberbürgermeisterin regiert die Stadt nicht allein. Da ist der immense Wissens- und Erfahrungsschatz der Mitarbeiter und Dezernenten im Rathaus. Da sind die Ortsbeiräte und Fraktionen in der Stadtverordnetenversammlung. Da ist vor allem auch die überregionale Zusammenarbeit zwischen Stadt und Landkreis.

Wir müssen auf all diesen Ebenen nicht nur gemeinsam planen, sondern Erfolge auch gemeinsam als Team feiern. Im Rathaus liegt es an der Oberbürgermeisterin, dafür zu sorgen, dass das Team Kassel erstens zusammen und zweitens auf Sieg spielt. Dafür trete ich als Kandidatin zur Oberbürgermeisterwahl an.

Profil der Kandidatin: Dr. Isabel Carqueville

Verheiratet, Zwei Kinder, Geboren 27.12.1983, Geburtsort: Gera

Schule: Abitur am Georg-Christoph-Lichtenberg Gymnasium in Gera

Abschluss:

- 2008 Magister Artium Erziehungswissenschaft und Germanistik, Universität Kassel

- 2011 – 2013 Stipendiatin in der Promotionsförderung der Hans-Böckler-Stiftung

- 2014 Promotion in der Erziehungswissenschaft, Universität Kassel

Politik:

GEW-Mitglied seit 2007

2010 – 2014 Vorstandsmitglied des GEW-Regionalverbands Hochschule und Forschung Nordhessen

Seit 2012 Mitglied der SPD

2016 – 2018 Stadtverordnete in der Stadtverordnetenversammlung Kassel

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