Frei und ohne Gewalt - Stadt setzt Zeichen gegen häusliche Gewalt

Um Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt geworden sind, einen besseren Zugang zu Hilfsangeboten zu gewähren, hat die Arbeitsgruppe "Runder Tisch gegen häusliche Gewalt Region Kassel" eine Internetseite gestartet.
Kassel. Jede vierte Frau in Deutschland erlebt im Laufe ihres Lebens physische oder sexuelle Gewalt in Beziehungen. In Europa hat eine von drei Frauen hat seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren. Nach Angaben des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen” nehmen nur circa 20 Prozent dieser großen Zahl an Betroffenen die angebotene Hilfe der Netzwerke an.
In Stadt und Landkreis Kassel gab es im Jahr 2015 insgesamt 524 Fälle von häuslicher Gewalt, die der Polizei gemeldet wurden, 2016 waren es 680. Die Zahlen schwanken seit Jahren auf etwa diesem Niveau, aber der Wert für 2016 ist mit recht deutlichem Abstand der höchste im Vergleich der Zahlen seit 2006. Die Fortschritte in der Aufklärungsarbeit könnten hierfür eine Erklärung sein. „Die Dunkelziffer ist bei Fällen von häuslicher Gewalt leider sehr hoch, weil viele Opfer Angst haben, die Gewalttat zu melden“, erklärt Anne Janz, Kassels Dezernentin für Jugend, Schule, Frauen und Gesundheit. Pünktlich zum Internationalen Tag für die Beseitigung der Gewalt gegen Frauen, der am Freitag begangen wurde, sollen Frauen nun noch besser aufgeklärt werden und Betroffene noch leichter an Hilfsangebote kommen. „Kassel hat schon ein großes und gut vernetztes Hilfesystem, vielen Frauen fällt es aber schwer, sich Zugang zu verschaffen“, erzählt Dr. Ute Giebhardt, Leiterin des Frauenbüros der Stadt Kassel.
Damit soll jetzt Schluss sein. Vor einigen Wochen hat die Arbeitsgruppe „Runder Tisch gegen Häusliche Gewalt Region Kassel“ eine eigene Internetseite gestartet, um betroffene Frauen noch besser und umfangreicher über Anlaufstellen zu informieren. Die aufgeführten Beratungsstellen haben das Wohl der Opfer im Blick, arbeiten vertraulich und entscheiden nicht über den Kopf der Ratsuchenden hinweg. Das Internetangebot umfasst außerdem Informationen rund um das Thema häusliche Gewalt für Betroffene und deren Umfeld und gibt Sicherheitstipps in aktuellen Krisensituationen. Die Website enthält auch Beratungsstellen für Kinder und Jugendliche, die mit Gewalt in der Familie konfrontiert sind. Gerade für sie ist dieses Angebot im Internet wichtig, weil man sie so besser erreicht als über Flyer oder Broschüren. „Wir wollen Opfern von häuslicher Gewalt, egal in welcher Gesellschaftsschicht, in welchem Alter oder welcher Nationalität angehörig, zur Seite stehen und sie ermutigen, sich in dieser schwierigen Lage helfen zu lassen. Niemand in unserer Region soll mit seiner Gewalterfahrung alleine bleiben“, unterstreicht Anne Janz das Ziel der Website. Diese soll in Zukunft noch erweitert werden.