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Bildergalerie – Mit 15 Teilnehmenden feierte Kassels kulinarischer Stadtspaziergang "EssKulTour" am vergangenen Samstag Jubiläum und bot wieder zahlreichen Genüsse aus dem ehemaligen Hohenzollernviertel.
Kassel. Chili-Pralinen, Gemüsequiche, das erste Stück Christstollen in diesem Jahr und ein Gläschen prickelnder Crémant – so ließen sich fünf Jahre EssKulTour am vergangenen Samstag gebührend feiern. Die Jubiläumstour von Kassels beliebtem kulinarischen Stadtspaziergang führte dabei nicht ohne Grund durch das ehemalige Hohenzollernviertel, heute besser bekannt als der Vordere Westen. Denn dort erzählte Dr. Bettina M. Becker ihren Tourgästen ebenfalls im Oktober zum ersten Mal vom preußischen Kassel, den Visionen des Viertelgründers Sigmund Aschrott und begründete ihrerseits 2015 die Kasseler EssKulTour.
„Diese erste Tour ist schon mein Herzstück, ohne sie würde es die anderen nicht geben“, sagt die Kulturwissenschaftlerin, Dozentin und Autorin. Mit den ‚anderen‘ meint Dr. Bettina M. Becker die fünf weiteren Routen, auf denen sie inzwischen gemeinsam mit den beiden Kunstwissenschaftlerinnen Johanna Wurz und Marie Cassebaum durch Bad Wilhelmshöhe, die Villenkolonie Mulang, Wehlheiden, die Nordstadt oder die Südstadt führt. Neben dem Verkosten von fünf bis sechs kulinarischen Spezialitäten in traditionellen Lokalen haben alle Touren noch etwas gemeinsam: Auf den speziellen Spaziergängen erfahren Teilnehmende vieles über Kunst, Kultur, Architektur und ehemalige prominente Bewohner des jeweiligen Stadtteils.
In jedem angesteuerten Bistro oder Café erzählen die Inhaber außerdem etwas zu ihrem Geschäft oder dessen Geschichte. So auch Andreas Becker, der die gleichnamige Bäckerei auf der Friedrich-Ebert-Straße bereits in der vierten Generation führt und seit der ersten EssKulTour mitwirkt. Für die Jubiläumstour am vergangenen Samstag ließ er sich etwas besonderes einfallen. „Wir dürfen seine Backstube besuchen, das gab es während unserer Touren erst zwei Mal. Die Stube befindet sich in einem 100 Jahre alten Gebäude, das einmal ein Pferdestall der Dragoner war“, verriet Dr. Bettina M. Becker beim Veranstaltungsbeginn. Ebenso historisch war auch das seltene, mit Rosinen und Orangen gefüllte Plundergebäck, das in der Backstube herumgereicht wurde. Denn den mittelalterlichen ‚Kasseler Hornaffen‘ stellen heute nur noch zwei Bäcker im Stadtgebiet her.
Damit sich die Gruppe coronabedingt nicht mit zu vielen Teilnehmenden gleichzeitig in kleineren Lokalitäten befand, wurden diese zeitweilig nach einander in geringerer Anzahl betreten. Das galt vor allem für den Waschtreff, in dem es zusammen mit Reinhold Weber vom Zeicheninstitut eine Ausstellung mit Werken der Künstlerin Ilka Christof zu entdecken gab. Fasziniert lauschten die Tourgäste auch den Geschichten um Nobelpreisträger Samuel Beckett, seiner Cousine Peggy Sinclair, die Ende der 1920er Jahre in Kassel lebte und erfuhren vom Schicksal der jüdischen Ärztin Dr. Lilli Jahn.
Kulinarisch wurde es wieder bei Ahler Worscht vor der Traditionsfleischerei Burghardt und Häppchen mit verschiedenen selbst gemachten Tapenaden in der Bar B2. Die hatte Mitbetreiberin Beate Leusch zum feierlichen Anstoßen auf das Veranstaltungsjubiläum extra geöffnet. Ein eigenes kleines Jubiläum feierte indes Heike Damm während der EssKulTour. Ihre sechs Freundinnen hatten die Kasselerin im Vorfeld mit dem Stadtspaziergang überrascht und ihr die Teilnahme daran zum 60. Geburtstag geschenkt. „Das hatte ich mir sehr gewünscht. Für mich war es die erste Tour und ich bin so begeistert, dass ich noch weitere besuchen werde“, erzählt die glückliche Jubilarin.
Wer auch einmal einen unvergesslichen Stadtspaziergang erleben möchte, kann sich unter www.esskultouren.com in diesem Jahr noch freie Plätze sichern.
Rubriklistenbild: © Schulz