In einer Studienphase erproben nun vier kleine und mittelständische Unternehmen aus Nordhessen und Südniedersachsen, wie sich das Tragen eines Exoskeletts auf die körperliche Belastung im Arbeitsalltag auswirkt. Unter anderem beteiligt sich die Einbecker Brauhaus AG. Hier fallen trotz eines hohen Grads an Automatisierung viele händische Arbeiten an - zum Beispiel das Stapeln von Sechserträgern oder die Leergutsortierung. Die Teilnahme am Projekt sei für Mitarbeiter und Betrieb gleichermaßen ein Gewinn, sagt Dorte Simon, kaufmännische Leiterin des Unternehmens: „Mit immer späteren Renteneintritt muss es das Ziel des Arbeitgebers sein, Arbeit so zu gestalten, dass auch körperliche Tätigkeiten bis zum Ende des Berufslebens möglich sind.“
Beim Holzgroßhandel F.A. Schreyer, wo täglich etwa 50 Kubikmeter Holz verpackt werden, sieht man das ganz ähnlich: „Wir versprechen uns durch den Einsatz von Exoskeletten, den Beruf trotz hoher Belastung länger ausführen zu können“, sagt Disponent Henry Wilde. Im Grebensteiner Unternehmen Pulverbeschichtung Schreiner könnte man sich sogar schon jetzt vorstellen, weitere Exoskelette anzuschaffen: „Der Mitarbeiter verspürt eine deutliche Entlastung. Er würde das Exoskelett am liebsten gar nicht mehr ausziehen“, sagt Tim Krauss, Leitung der innerbetrieblichen Logistik.
Die Studienphase, die bis Ende des Jahres läuft, wird von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit an der HAWK begleitet. „Ziel ist es, reelle Daten zu erhalten: Wie wirkt sich das Tragen des Exoskeletts konkret auf die körperliche Belastung während der Arbeit aus?“, erklärt Prof. Dr. Christoph Russmann. Neben regelmäßigen Feedback-Gesprächen gibt es deshalb auch Vor-Ort-Termine, bei denen Messungen mit moderner Technik stattfinden. Unter anderem werden Bewegungsabläufe analysiert und Kompressionskräfte berechnet. Und dank eines speziellen biomechanischen Messsystems kann die körperliche Arbeitsbelastung sogar in Echtzeit am Bildschirm visualisiert werden.
Bei den teilnehmenden Unternehmen kommt diese enge Betreuung gut an. „Dadurch ergeben sich auch Hinweise zur Optimierung unserer Arbeitsabläufe“, sagt Elena Peppler von der Fleischerei Rack & Rüther GmbH in Fuldabrück. Die ersten Erfahrungen mit dem Exoskelett sind dort ausgesprochen positiv: „Die Mitarbeiter merken, wie ihr Körper unterstützt wird. Das Heben von Packstücken ist nicht mehr so belastend, Arbeiten fallen auf Dauer leichter.“
Betriebe, die sich für den Einsatz von Exoskeletten im Arbeitsalltag interessieren, bekommen beim Life Demo Day am Dienstag, 31. Mai, einen anschaulichen Einblick ins Thema. Die Veranstaltung, die die Regionalmanagement Nordhessen GmbH in Zusammenarbeit mit der HAWK Göttingen organisiert, findet von 14 bis 17 Uhr in der Scheddachhalle des Gesundheitscampus Göttingen statt. Besucher können dann unter anderem erleben, wie körperliche Arbeitsbelastung und Entlastung mithilfe eines biomechanischen Messsystems in Echtzeit visualisiert wird. Zudem ist es möglich, den Effekt von Exoskeletten in verschiedenen Arbeits- und Bewegungssituationen am eigenen Körper zu erfahren. Eine Anmeldung unter www.regionnordhessen.de/anmeldung ist notwendig.