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Geld wird knapp: Tierheime in Not

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Die deutschen Tierheime sind größtenteils völlig überlastet, einige haben Aufnahmestopps verhängt, so die Tierschutzorganisation PETA.
tierinnot_et145809.jpg © Archiv

Steigende Kosten für Energie, Futter und Tierärzte belasten den Tierschutz

Kassel „Tierheime am Limit“ - dieses Motto hatte der Deutsche Tierschutzbund zum diesjährigen Welttierschutztag ausgerufen. Aus gutem Grund: Viele Tierheime und Tierauffangstationen sehen für die nächsten Monate wegen gestiegenen Energiekosten, erhöhter Preise für Futtermittel und der neuen Gebührenordnung für Tierärzte finanziell schwarz. Florian Schneider, der Sprecher der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag für Tierwohl prophezeit sogar, dass einige Tierheime nicht überleben werden und fordert mehr Mittel für den hessischen Tierschutz. „Wenn die Landesregierung nicht handelt, wird die finanzielle Notlage spätestens diesen Winter dazu führen, dass einige Tierheime schließen müssen, was einen empfindlichen Einschnitt für den Tierschutz in Hessen bedeutet.“

„Oft verlassen sich Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit wie selbstverständlich darauf, dass Tierheime Anlaufstellen für Tiere und Tierhalter in Not sind. Das aber kann angesichts der prekären Lage vielerorts kaum noch gewährleistet werden. Die politische Ignoranz der letzten Jahre dem praktischen Tierschutz gegenüber hat die Lage dramatisch zugespitzt. Bund, Länder und Kommunen müssen gemeinsam helfen“, unterstreicht auch Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Die finanzielle Last durch die steigenden Kosten steigt massiv an. Hinzu kommen die vielen ‚Corona-Tiere‘, die besonders bei Hunden mit intensiver Betreuung verbunden sind. Es ist zu befürchten, dass viele Tierheime den Winter nicht überstehen, da zudem die Spendenbereitschaft sinken wird.“

In der Tat verzeichnen die Tierheime schon jetzt einen deutlichen Rückgang an Spenden. „Die Spendenboxen, die wir in einigen Märkten stehen haben, und in die Kunden Tierfutter legen können, müssen wir nicht mehr wöchentlich sondern nur noch einmal im Monat lehren“, berichtet Karsten Plücker; Leiter des Tierheims Wau-Mau-Insel in Kassel. Er könne jedoch keinem Menschen einen Vorwurf machen, der aufgrund prekärer finanzieller Möglichkeiten seine Spenden herunter fährt.

Natürlich sieht sich auch die Wau-Mau-Insel mit den steigenden Kosten konfrontiert: „Neben den angesprochenen Tierarztgebühren und den Heizölpreisen belasten unter anderem die Mindestlohnerhöhung und die hohe Inflation unser Budget“, zählt der Tierheimleiter auf, der momentan von einer Gesamtkostensteigerung von 15 bis 20 Prozent ausgeht. Damit wäre ein kleines Tierheim wie Bad Karlshafen - das in einen Verbund u. a. mit der Wau-Mau-Insel eingebettet ist - bereits alleine nicht mehr lebensfähig. Martin Plücker: „Die allgemeine wirtschaftliche Lage ist schwierig, umso dankbarer bin ich, dass bei uns noch keine Tierpatenschaften gekündigt wurden“.

Auch die Guxhagener Katzenhilfe e. V. ist dringend auf Spenden angewiesen. Hier betreut man momentan über 55 Katzen und Hunde unterschiedlichen Alters und Gesundheitszustandes. Alleine für die medizinische Versorgung – Tierarzt und Medikamente – müssten jährlich zwischen 20.000 und 30.000 Euro aufgewendet werden. „Dies kann mit den Einnahmen aus Mitgliedschaften und Patenschaften nicht gestemmt werden“, berichtet Johanna Büchling, die Schatzmeisterin des Vereins. Zudem sei der Spendenfluss seit der Coronakrise erheblich zurückgegangen und hat nochmals einen drastischen Einbruch durch den Ukrainekrieg erlitten. Insgesamt liege der Rückgang bei weit über 50 Prozent. Deshalb könne in sozialen Notfällen nicht mehr so wie in der Vergangenheit geholfen werden. „Dies schmerzt, wenn man erkennt, dass Hilfe erforderlich ist, doch aus finanziellen Gründen diese nicht gegeben werden kann. In den über 40 Jahren in denen wir schon aktive Tierschutzarbeit betreiben, haben wir solch einen finanziellen Notstand nicht kennengelernt“, so der erste Vorsitzende Dieter Büchling. Zudem stockt die Vermittlung der Tiere. „Die Energiekrise und steigende Tierarztkosten ab dem 1. Oktober 2022 hält die Leute von der Anschaffung eines tierischen Mitbewohners ab. Aber unsere Kosten laufen weiter.

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