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„Auf den Spuren eines menschlichen Bedürfnisses“

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Die Initiatoren der Sonderausstellung: (v.l.) Dr. Dirk Pörschmann, Ella Ziegler und Jean-Pierre Wils.
Die Initiatoren der Sonderausstellung: (v.l.) Dr. Dirk Pörschmann, Ella Ziegler und Jean-Pierre Wils.  © Anna Blender

Im Museum für Sepulkralkultur: Sonderausstellung zum Thema Trost 

Kassel Wer von uns weiß nicht von Momenten im Leben zu berichten, in denen wir getröstet werden wollten?“ – eine Frage des Philosophen Jean-Pierre Wils. Sie steht im Rahmen der aktuellen Sonderausstellung „Trost – Auf den Spuren eines menschlichen Bedürfnisses“, die seit dem 1. April und noch bis zum 17. September im Museum für Sepulkralkultur besucht werden kann. Präsentiert werden unter anderem Grafiken, Fotografien, Skulpturen, Videos und Hör- sowie Klanginstallationen. Neben der Künstlerin Ella Ziegler waren für die kuratorische Arbeit Dr. Dirk Pörschmann, Dr. Ulrike Neurath und der Museumspädagoge Gerold Eppler an der Ausstellung beteiligt.

Betrachtet wird das Phänomen Trost aus verschiedenen kulturellen, religiösen und künstlerischen Perspektiven. Die Ausstellung reflektiert, wie wir mit Verlusterlebnissen umgehen und den damit verbundenen Schmerzen begegnen können. „Diese Ausstellung schließt eine Trilogie ab. Wir haben 2019 begonnen mit ,Lamento – Trauer und Tränen‘ und ein Jahr später folgte ,Memento – Im Kraftfeld der Erinnerungen‘. Ich selbst bin zwar Künstlerin, aber meine Herangehensweise ist sehr interdisziplinär. Ich arbeite gerne wie eine Soziologin, also ich begebe mich in Kontexte und spreche mit Menschen. Da kommt so ein praktisches Wissen in meine Arbeitsweise hinein“, erzählt Ella Ziegler. Auch schon während ihrer Arbeit an der Kunsthochschule habe sie dieses fachübergreifende Arbeiten interessiert. Dieses Museum sei nun der ideale Nährboden für solche Arbeiten.

Neben kulturhistorischen Objekten und zeitgenössischen Kunstwerken gehören auch eine Reihe von Interviews zur Ausstellung. Diese können sich die Besucher auf fünf Bildschirmen anschauen. Befragt wurden Experten aus verschiedenen Tätigkeitsfeldern und Kulturen zu ihren Erfahrungen im Kontext des Tröstens, wie beispielsweise Sterbebegleiter sowie eine Hebamme und eine Trauerrednerin. Des Weiteren können alle Besucher in der oberen Etage ihren eigenen Beitrag zur Ausstellung formulieren. Dort finden sich drei Wände, die mit spezieller Farbe bemalt sind. Mit Kreidestiften können hier drei Fragen zur persönlichen Trostfindung beantwortet werden.

Ella Ziegler findet ihren ganz persönlichen Trost durch Joggen gehen und auch in der Musik. Als Künstlerin spiele aber besonders die eigene Kreativität eine wichtige Rolle: „Die Ausstellung hat mich getröstet und natürlich auch meine Leidenschaft für die Kunst im Allgemeinen.“ Die Musik gebe auch dem Philosophen Jean-Pierre Wils Trost: „Also zum einen Musik, besonders die des 15. und 16. Jahrhunderts. Aber auch Werke von Johann Sebastian Bach und Bob Dylan würde ich sagen.“ Mit dem Thema Trost beschäftige er sich schon länger. „Ich fand es immer faszinierender und vor einem Jahr habe ich dann einen Vortrag in der Ausstellung über Suizid gemacht. Ich wollte folgend etwas zum Trost machen und bin jetzt hier Co-Kurator gewesen. Einige Ideen sind von mir. Es war eine sehr schöne Zusammenarbeit und an einer Ausstellung mitzuarbeiten ist daneben natürlich eine unvergleichliche Erfahrung“, so Jean-Pierre Wils weiter. „Ich glaube jeder hat so seinen Werkzeugkasten. Für mich gibt es da nicht eine spezielle Sache. Der Wald gibt mir aber auf jeden Fall sehr viel Kraft“, sagt hingegen der Künstler Wolf von Kries in Bezug auf seine persönliche Trostfindung. Er habe außerdem sehr viele Momente, in denen er das Leben sehr intensiv spüre. Das sei dann auch wie Trost für ihn. Worüber sich Ziegler, Wils und von Kries allerdings einig sind, ist die Wirkung von Trost: „Trost bewirkt in erster Linie einmal ein einverstanden sein mit der Situation, in der man ist. Die Angst ist erst mal weg und der Schmerz ebenfalls“, beschreibt Wolf von Kries.

Die Sonderausstellung besuchen und eine Antwort auf die Frage, was Trost für einen persönlich bedeutet, finden, können alle Interessierten Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr und mittwochs von 10 bis 20 Uhr. Jeden Mittwoch findet zudem um 17 Uhr eine öffentliche Führung statt. (Von Anna Blender)

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