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Die älteste Videothek steht vor dem Aus: "Schon der Gedanke ans Aufhören macht mich fertig", sagt Inhaber Eckhard Baum.
Kassel. „Das ist noch nicht das Ende“, gibt sich Eckhard Baum, genannt „Ecki“ zwar kämpferisch, gut sieht es für ihn und seine Videothek trotzdem nicht aus. Im Jahr 1975, als der Prozess gegen die Baader-Meinhof-Gruppe begann, eröffnete Baum die erste Videothek – weltweit.
„Seit 42 Jahren mache ich das jetzt. Schon der Gedanke daran, dass jetzt Schluss sein könnte, macht mich fix und fertig“, sagt „Ecki“ Baum. Die Probleme liegen auf der Hand: Streaming-Plattformen wie Amazon Prime oder Netflix sorgen für den Niedergang der Videotheken. „Früher gab es in Kassel 75 Videotheken, heute gibt es noch drei“, erzählt Baum. Dass er überhaupt noch hinter dem Tresen seiner Videothek steht, verdankt er seiner Frau, die in den letzten Jahren öfter finanziell aushalf.
13.000 Filme gibt es in „Eckis“ Laden in der Erzbergstraße, auf 200 Quadratmetern, verschachtelt in zehn Zimmern – darunter echte Raritäten, die Netflix und Amazon Prime nicht anbieten. „Die ältesten Filme die wir hier haben sind aus den 1930er Jahren, die findet man sonst nirgends“, sagt der Videofilm-Guru. Doch Baum stand nicht nur in seinem Laden, um über Filmklassiker, Blockbuster und Randfilme mit seinen Kunden zu philosophieren – er stand auch vor und hinter der Kamera. Der Dokumentarfilm „Eckis Welt“ erzählt seine Geschichte und die Anfänge der Videothek. Beim Film „Lausbuben-Streiche“ führte er 1975 selbst Regie – „den Plot habe ich mir selbst ausgedacht, Kinder aus meiner Nachbarschaft waren die Schauspieler“, erzählt er stolz.
Wie es für ihn weitergeht, weiß er noch nicht. Der Verein Randfilm, der die Filmkultur in Kassel fördert, will den „Film-Shop“ erhalten. Die Videothek soll dann als Begegnungsstätte für Filmfans weiterhin genutzt werden. „Ich wäre dann zwei bis drei Mal in der Woche im Laden – der Film ist mein Leben, das gibt man nicht einfach so auf“, sagt Baum. Von seiner Film-Leidenschaft zeugen auch die vielen Fotos in der Videothek, die „Ecki“ mit Stars wie Fats Domino, Hape Kerkeling, Jürgen Drews und Pierre Brice zeigen.
Einen Räumungsverkauf hat er schon angekündigt, sollte der Verein Randfilm die Videothek nicht retten können, doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Vom 30. August bis 28. Oktober würden dann alle Filme verkauft. Demnächst besucht ihn ein Filmteam aus Australien, das mögliche Ende der ältesten Videothek der Welt hat sich bis nach „Down Under“ herumgesprochen.