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Kunst aus dem 3D-Drucker: Eberhard Fiebig macht Plastiken durch additive Fertigung

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Von: Isabell-Carolyn Schulz

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Hält mit ‚Aleph‘ die weltweit erste Plastik, die nach dem Verfahren der Additiven Fertigung entstanden ist, in den Händen: Prof. em. Eberhard Fiebig. 250 Stunden im 3D-Drucker sind nötig, um eine Aleph Plastik von 60 Zentimeter Durchmesser entstehen zu lassen. © Schulz

Der Kasseler Künstler Eberhard Fiebig realisiert mit ‚Aleph‘ die weltweit erste Plastik durch additive Fertigung. Das ein oder andere Kunstwerk des 89-Jährigen prägt ebenso das Kasseler Stadtbild.

Kassel. Wer bisher dachte, das Verfahren der Additiven Fertigung – den meisten besser als ‚3D-Druck‘ bekannt – habe seine Anfänge vor etwa zehn Jahren genommen, sollte sich die Zeit für ein Gespräch mit Prof. em. Eberhard Fiebig nehmen. „Wir hatten bereits in den 80ern die Absicht den 3D-Druck voranzutreiben. Das fing damals schon alles an“, sagt der Kasseler.

Mit ‚Wir‘ meint der 1930 in Bad Harzburg geborene Professor sich und seinen Kollegen Paul Bliese. 1986 gründen die beiden das Atelier ‚art engineering‘, das sich zunächst dem rechnerunterstützten Konstruieren von Stahlskulpturen widmet. Als Grund für die plötzlich aufkommende Aufregung um den 3D-Druck nennt Eberhard Fiebig das ehemalige Patentrecht der Amerikaner daran. Als dieses vor zehn Jahren ausläuft, kann das Verfahren international genutzt werden.

„Bei der Additiven Fertigung wird ein Material Schicht für Schicht aufgetragen, um dreidimensionale Gegenstände zu erzeugen“, erklärt Fiebig und bezeichnet es als Herstellungsverfahren ohne Werkzeug. Sein vielseitiges Wissen über Bearbeitungstechniken von Metall erlangte der 89-Jährige während seiner Zeit als Leiter des Technikums der Chemischen Werke Albert. In diesen absolviert Fiebig zuvor schon seine Ausbildung zum Chemielaboranten. Wendet sich Fiebig in den folgenden Jahren immer stärker der Kunst, insbesondere Skulpturen zu, stellt er 1955 sein erstes Werk aus Beton her. Zwei Jahre später gründet er mit seiner Ehefrau Renate Boukes die gleichnamige Galerie in den gemeinsamen Wohnräumen.

„Hundertwasser hat sein Verschimmlungsmanifest bei uns geschrieben. Das haben wir damals für umgerechnet fünfzehn Euro verkauft, das kostet heute 900 “, erinnert sich Fiebig. Seine Wohnung sei Zentrum vieler angesehener Künstler der damaligen Zeit gewesen, als Bildhauer sei Fiebig Autodidakt.

Die Aleph-Plastik

Seine Leidenschaft für Skulpturen und Technik vereint der ehemalige Professor in seinem Werk ‚Aleph‘. “In Zusammenarbeit mit der Frauenhofer-Gesellschaft hatte ich als erster eine Plastik auf der Ebene des 3D-Drucks durch die Additive Fertigung realisiert“, sagt der Künstler zu seinem Wirken Mitte der neunziger Jahre. Sein Atelier birgt mittlerweile die verschiedenst geformten Aleph-Plastiken, die aus abbaubarem Milchsäure-Kunststoff bestehen.

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Seine Plastiken und Metall-Skulpturen dominieren das Bild im Atelier von Eberhard Fiebig. © Schulz

Zum 70-jährigen Jubiläum der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) bietet diese Fiebigs Aleph-Plastiken in unterschiedlichen Größen für rund 5.950 Euro zum Kaufen an. Während der vergangenen Museumsnacht waren einige von Fiebigs Plastiken auch im Antiquariat Jenior im Vorderen Westen ausgestellt. Statt Ausstellungen zu realisieren, wolle Fiebig seine Arbeit dem interessierten Nutzer lieber durch seine Plastiken zukommen lassen.

„Die Kasseler Kunstszene nimmt meine Arbeiten aber gar nicht wahr, hier gelte ich sozusagen als Persona non Grata“, erwähnt Eberhardt Fiebig verschmitzt lächelnd. Trotzdem prägt das ein oder andere Kunstwerk des 89-Jährigen auch das Kasseler Stadtbild. Ist Fiebig Mitte der 70er Jahre als Hochschullehrer an die Universität Kassel berufen, gründet er dort den ersten Lehrstuhl für Skulptur aus metallischem Halbzeug. Seit 1986 ziert Fiebigs ‚Tor des irdischen Friedens‘ noch heute das Universitäts-Gelände. Ebenso die Stahl-Rosette vor der Neuen Galerie entstammt Eberhard Fiebigs kreativem Umgang mit Metall.

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