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Sommerurlaub? Kennt er nicht!

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Holzblasinstrumente sind seine Leidenschaft: Leo Niklas Schaub
21_10_18_Magazin 34_Musikinstrumente_2779.jpg © Harry Soremski

Leo Niklas Schaub – in Kassel arbeitet einer der besten Holzblasinstrumentenmacher Hessens

Kassel. Was unterscheidet eigentlich ein Holzblas- von einem Blechblasinstrument? „Viele glauben, das Material des Instrumentes wäre ausschlaggebend, das stimmt aber nicht, die Einteilung orientiert sich ausschließlich nach der Tonerzeugung. Bei Holzblasinstrumenten wird der Ton durch die Schwingung der Luftsäule mittels eines Luftblattes oder eines Rohrblattes erzeugt; die Blechbläser hingegen erzeugen den Ton mit ihren schwingenden Lippen an einem Kessel- oder Trichtermundstück“. Er muss es wissen, denn Leo Niklas Schaub ist nicht nur Spross einer seit Generationen im Instrumentenbau tätigen Familie, sondern absolvierte gerade erst selbst seine Ausbildung zum Holzblasinstrumentenmacher. Als bester Geselle in Hessen wohlgemerkt, denn als 21-Jähriger wurde er Landessieger beim Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks.

Dabei schien der Weg in dieses Handwerk – trotz des familiären Hintergrundes – gar nicht so vorgezeichnet. Schule und dann mal sehen, wie es weiter geht – so wie viele andere Jugendliche war auch Leo Niklas Schaub unterwegs. Doch irgendwann merkte er, dass ihm die Schule und vor allem die reine Theorie nicht mehr so viel Spaß machte. Ein Schulpraktikum im elterlichen Betrieb – der Gustav Mollenhauer & Söhne KG – brachte dann die Entscheidung: „Ich habe meinen Vater gefragt, ob ich nicht eine Ausbildung zum Holzblasinstrumentenmacher machen könnte“. Was – schöne Duplizität– so ähnlich auch sein Vater Tino Schaub vor Jahren Leos Großvater gefragt hatte. Natürlich durfte er. „Fremd war mir die Werkstatt an der Kohlenstraße in Kassel natürlich nicht, schon als Kind war ich ja oft dort“, erzählt der Schauenburger. Seine Berufsschulausbildung erfolgte in der Max-Eyth-Schule bei den Feinwerkmechanikern, die fachorientierten Aspekte wurden ihm im Betrieb vermittelt, „das wird für Musikinstrumentenmacher seit Jahrzehnten so gehandhabt, so viele sind wir ja nicht“, schmunzelt Leo Niklas Schaub. Und was muss man mitbringen, um in diesem Beruf Spaß zu haben? „Handwerkliches Geschick sollte schon da sein, man sollte auch gerne feinmechanisch arbeiten“, meint der junge Mann. Ergänzend seien ein gutes Gehör und ein Sinn für Ästhetik gute Voraussetzungen für diesen Beruf. „Musikalisch zu sein, ist keine Grundvoraussetzung, birgt aber Vorteile“, so Leo, der als Kind jahrelang Klavierunterricht genossen hat, und der demnächst ein Holzblasinstrument zusätzlich erlernen will. Wie in jedem Beruf gibt es auch hier Dinge, die mal mehr und mal weniger Spaß machen: „Schleifen ist echt langweilig“, gesteht der junge Instrumentenmacher, der durch Drechseln, Bohren und Stanzen alle Einzelteile – Klangkörper, Klappenmechanikteile, Ton- und Säulchenlöcher für das spätere Instrument herstellt, die Oberflächen bearbeitet und alles für die Montage präpariert. Damit nicht genug: Nachdem alle Bauteile verbunden und das Instrument zusammengebaut ist, prüft er die Funktionalität und Klangqualität, bevor das Instrument dem Kunden übergeben wird.

Für Kunden nicht so gut, für Leo Niklas Schaub aber eine willkommene kreative Herausforderung: die Reparatur einer Klarinette, eines Fagotts oder einer Querflöte. „Nicht immer ist ja auf den ersten Blick ersichtlich, warum die Töne nicht mehr so heraus kommen, wie es der Musiker oder die Musikerin wünscht, da ist manchmal auch Detektivarbeit gefragt“. Noch anspruchsvoller wird es, wenn beispielsweise ein Berufsmusiker durch einen Unfall einen Finger verliert und das Instrument dann auf dessen persönliche Ansprüche hin modifiziert werden muss. Hier gibt es keine universellen Lösungen, jedes Kundenproblem muss individuell gelöst werden.

Leo Niklas Schaub macht es Spaß, mit Vater, Großvater und dem ganzen Mollenhauer-Team, in dem jeder seine individuellen Stärken hat, zusammen zu arbeiten. Und ein ganz besonderer Aspekt seines Berufes ist ihm von Kindheit an vertraut: „Wir sind noch nie im Sommer in den Urlaub gefahren!“ Der Grund: Die Schulen haben Ferien, die Konzertsäle sind geschlossen. Das nutzen die Orchester – vom Schulorchester bis hin zu international berühmten Ensembles – um ihre Instrumente überprüfen bzw. überholen zu lassen. Von Mitte Juni bis Ende August ist Hochsaison für die Firma Mollenhauer.

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