„Letzter Platz ist nicht gerechtfertigt“: So sahen sich Kasseler wieder den ESC an

„Deutschland wird sowieso letzter, guckt das überhaupt noch wer?“ In Kassel wird noch eingeschaltet!
Kassel „Das klingt nach unaufgeregter Fernsehgarten-Nummer“, heißt es, als Blanka für Polen antritt, „ich erhalte eher Polka-Vibes“, als Mimicat im roten Federkleid für Portugal singt und „endlich sorgt einer für Stimmung“, als Gustaph aus Belgien ein wenig Party- und 90er-Jahre-Flair auf der Bühne verbreitet – In Liverpool wurde vergangenen Samstag der 67. Eurovision Song Contest ausgerichtet, stellvertretend für die Ukraine, die den Wettbewerb 2022 gewonnen hat. Während die Veranstaltung weltweit Menschen vor die Fernseher zieht, wird hierzulande oftmals die Meinung laut: „Deutschland wird sowieso letzter, guckt das überhaupt noch wer?“
In Kassel wird auf jeden Fall noch zum Song Contest eingeschaltet, im Vorderen Westen lud beispielsweise Bastian Di Marzio anlässlich des ESC ein paar Freunde zu sich ein: „Seit ungefähr sechs Jahren ist es Tradition, dass wir gemeinsam den Song Contest gucken und nebenbei ist das Ganze auch noch ein netter Generationentreff, denn von Ende 20 bis Anfang 40 kommen hier Personen unterschiedlichen Alters zusammen“, freut sich der ESC-Fan. Mit dem Song Contest verbindet der 38-Jährige vor allem Kindheitserinnerungen und ergänzt: „Ich selbst schaue das gefühlt schon immer. Das geht definitiv in die 90er-Jahre zurück, als meine ganze Familie den ESC zusammen geguckt hat und ich habe noch gut in Erinnerung, dass man da ausnahmsweise mal ganz lange wach bleiben durfte, weil die Punktevergabe der Länder damals noch viele Stunden gedauert hat.“
Jedes Jahr im ESC-Fieber ist auch Anna Hildebrandt, die sich nur zu gerne an Guildo Horns Auftritt beim Eurovision Song Contest im Jahr 1998 erinnert – damals entertainte der Nussecken-Liebhaber Deutschland immerhin auf Platz sieben. „Wir gucken das ja immer mit Humor und machen uns gemeinsam lustig darüber, aber trotzdem lieben wir den ESC einfach“, erzählt die 32-Jährige lachend.
Kurz bevor es letzten Samstag wieder losging und die glitzernden Kostüme und feurigen Showeffekte in Liverpool über die Bühne gingen, hatte die Kasselerin schon fleißig Stimmzettel gestaltet, damit jeder Gast nach jedem Gesangsbeitrag der insgesamt 26 teilnehmenden Länder seine persönliche Bewertung abgeben konnte. Noch bevor der Gewinnername in Liverpool bekannt gegeben wurde, stand schon der aus den ausgewerteten Stimmzetteln hervorgehende Favorit der Kasseler fest: Auch hier lag die letztendliche Siegerin Loreen aus Schweden vorne, gefolgt von Belgier Gustaph. „Mit Blick auf den mutigen Beitrag der Band Lord of the Lost war zu erwarten, dass Deutschland wieder schlecht abschneiden würde, aber damit auf dem letzten Platz zu landen, war definitiv nicht gerechtfertigt“, so Anna Hildebrandt weiter.