Für mehr Bildung im Slum: Kasseler Professorin baut mit Verein eine Schule in Nairobi
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Vor einem Jahr sammelte die Kasseler Professorin Petra Freudenberger-Lötz noch für die Kinder aus dem Slum von Mathare in Nairobi, damit sie zur Schule gehen können. Schon mit wenig Mitteln kann man vor Ort viel erreichen. Im Januar startet ein neues Projekt.
Kassel/Nairobi. Petra Freudenberger-Lötz erinnert sich noch gut an den Weg zur Schule. Nicht an ihren Weg zur Schule, den sie als Kind gegangen ist, sondern den sie im Oktober vergangenen Jahres mit ihren Studenten laufen musste. Die Schule, die sie besuchen, liegt mitten im Slum von Mathare in Nairobi, Kenia. Hier leben rund 180.000 Menschen auf einem Abschnitt von zwei Kilometern. Asphaltierte Straßen gibt es nicht, der Boden ist uneben, eine Hütte drängt sich an die andere.
Besonders die große Freundlichkeit der Menschen sei ihr in Erinnerung geblieben. „Das war unglaublich“, sagt die Professorin für Religionspädagogik von der Universität Kassel. „Immer wieder wurden wir angesprochen oder eingeladen, uns die Hütten der Menschen anzuschauen. Insgesamt haben wir in unserer Zeit in Mathare sehr viel Herzlichkeit erfahren“, sagt Petra Freudenberger-Lötz.
In 2019 hatte sie zunächst den Vorsitz des Vereins „Children of Mathare e.V.“ übernommen (der EXTRA TIP berichtete), Spenden gesammelt, den Betrag dann in Kilometer umgewandelt und diese dann mit dem Fahrrad auf einer großen Tour abgefahren. Insgesamt radelte sie 1000 Kilometer. Das Geld kam den Kindern aus Mathare zugute, die in einer Schule des Vereins unterrichtet werden. Mit dem Geld konnte auch das einsturzgefährdete Schulgebäude stabilisiert und die Feuerstelle in eine Art Küche umgebaut werden.
Mit nur fünf Euro im Monat kann ein Kind vor Ort zur Schule gehen und drei Mahlzeiten am Tag bekommen. Für ein Lehrergehalt braucht es 80 Euro im Monat, davon kann die ganze Familie der Lehrperson einen Monat lang leben. Bei ihrem Besuch wurde Freudenberger-Lötz und ihren Studenten dann schnell klar: Die Arbeit hat sich gelohnt. Freundlich, glücklich und shr neugierig zeigten sich die Kinder aus Mathare. Zudem haben acht der zwölf Kinder, die am landesweiten Test teilnahmen, diesen bestanden und können jetzt auf die High School gehen.
„Vor Ort haben wir uns mit den Lehrkräften ausgetauscht, selbst unterrichtet und sind auch zur Schule gegangen. Die Kinder haben uns dann Kiswahili beigebracht“, sagt die Pädagogin und lacht. Fast täglich hat sie über Whatsapp Kontakt zu den Lehrkräften und erwähnt immer wieder diese „unglaubliche, aufrichtige Dankbarkeit“, die sie fasziniert.
Doch damit nicht genug: Jetzt gründet sie mit ihrem Verein eine zweite Schule, die „Children of Mathare Primary School“ in der 80 Kinder unterrichtet und 5 Lehrer angestellt werden. Schon im Januar soll es losgehen. Für gerade einmal 3000 Euro konnten Tische, Bänke und Schulmaterial besorgt werden, damit der Unterricht bald losgehen kann. Die Miete für das gesamte Gebäude beläuft sich auf 20 Euro im Monat.
„Nachdem wir uns dazu entschlossen hatten, noch eine Schule zu gründen, ging alles ganz schnell. Dalmas, der Headteacher der anderen Schule, hatte schnell ein Gebäude gefunden – und schon liefen die Planungen. Er wird die neue Schule ab Januar leiten.“ Ohnehin zeigt sich Petra Freudenberger-Lötz begeistert von den Lehrkräften. „Sie denken nur an die Kinder und dass sie die bestmögliche Bildung bekommen.“ Bevor der Verein die Schule unterstützte, hielten sich die Lehrkräfte mit nächtlichen Gelegenheitsjobs über Wasser, da sie für ihre Lehrtätigkeit nicht bezahlt wurden.
Wer im Slum von Mathare aufwächst hat kaum Chancen, dem Elend zu entfliehen. Die Kinder müssen meist schon früh Müll sammeln und verkaufen, um für den Lebensunterhalt der Familie zu sorgen. Zudem sind viele Kinder Waisen, schlafen in der Schule und bekommen nur hier etwas vernünftiges zu Essen. Die Schulen die Petra Freudenberger-Lötz mit dem Verein gegründet hat, unterrichten Kinder bis zur 8. Klasse, danach gibt es einen landesweiten Test.
Dieser entscheidet dann, wer auf die High School kommt. Stolz erzählt sie dabei von Steven, der einst in die Schule des Vereins ging, mittlerweile an einem College Elektrotechnik studiert. Hier können sich die Lehrkräfte weiterbilden und auch eine Zusammenarbeit mit der Uni Kassel wird forciert. „Die Kooperation mit dem College wollen wir noch weiter ausbauen“, sagt Petra Freudenberger-Lötz. Ähnlich wie die gesamte Tätigkeit des Vereins, um den Kindern aus dem Slum in Mathare eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Zur neuen Schule gehört auch ein Kindergarten, den ab Januar die Kinder aus Mathare besuchen können. So wie die kleine Shantel, die vor dem Start in Januar Besuch vom neuen Schulleiter Dalmas bekam.
Weihnachtsaktion für die Kinder aus Mathare
Zu Weihnachten gibt es auch die Möglichkeit, über eine kleine oder etwas größere Spende den Kindern aus Mathare zu helfen. Bei der Weihnachtsaktion des Vereins kann man selbst entscheiden, ob man eine Spende für Schulmaterial, eine Schuluniform oder auch eine Patenschaft übernehmen möchte.
Wie genau die Weihnachtsaktion funktioniert und weitere Infos des Vereins, gibt es auf der Seite children-of-mathare.org.
Spendenkonto
Kontakt über die Email freudenberger-loetz@uni-kassel.de
Spendenkonto bei der Kasseler Sparkasse: Children of Mathare e.V.
IBAN: DE24 5205 0353 0011 8326 36
BIC: HELADEF1KAS