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Museum für Sepulkralkultur stellt den Tod ins Scheinwerferlicht

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Von: Victor Deutsch

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Der zweigliedrige Museumsbau umfasst ein früheres Henschel-Wirtschaftsgebäude – die Remise – und einen Neubau aus dem Jahr 1992.	Fotos: Soremski
Der zweigliedrige Museumsbau umfasst ein früheres Henschel-Wirtschaftsgebäude – die Remise – und einen Neubau aus dem Jahr 1992. Fotos: Soremski

Anfang der Woche wurde das Museum für Sepulkralkultur auf dem Kasseler Weinberg 25 Jahre alt. Das bundesweit einzigartige Haus hat viel zu bieten.

Kassel.  Am 24. Januar 2017 wurde das Museum für Sepulkralkultur auf dem Kasseler Weinberg 25 Jahre alt. 1992 als  Kultureinrichtung von bundesweiter Bedeutung eröffnet, hat es die  Aufgabe, die Geschichte des Todes und seiner Vergegenständlichung aufzuarbeiten und den gesellschaftlichen Wandel der Abschieds- und Bestattungskultur durch die Zeiten zu dokumentieren und medial/museal aufzubereiten. Auch zeitgenössische Entwicklungen sowie andere Kulturen und verschiedene Weltanschauungen stehen im Fokus. Und dieses immer auf wissenschaftlichem

Fundament und ausgerichtet auf ein breit gefächertes Publikum. Dass Sterben, Tod und Trauer viele Menschen verunsichern, das war in den ersten Jahren des Museums deutlicher zu spüren als heute, erinnert sich der derzeitige kommissarische Leiter Gerold Eppler. "Damals kamen beispielsweise Kommentare wie ‚Da geht's doch nur ums Sterben, das sehe ich mir nicht an’."Dabei entstand die Einrichtung auf Initiative der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal gerade, um Menschen die Berührungsängste zu nehmen. Man war sich bewusst, dass es bis dahin speziell für die Vermittlung der Sepulkralkultur kaum moderne Ansätze gab.

Somit war die Gründung des Museums von Dr. Hans-Kurt Boehlke ein echter Quantensprung und zugleich eine große Herausforderung. Einzelne größere Ausstellungen wie beispielsweise "Die letzte Reise …" (1984, Stadtmuseum München) gab es bereits Mitte der 80er Jahre, auch verschiedene Zeugnisse der Sepulkralkultur waren durchaus Bestandteil bedeutender Sammlungen, aber es gab kein Museum, welches sich dauerhaft dem Themenkomplex Sterben, Tod, Bestatten und Erinnern verschrieb. Viele gesellschaftliche Faktoren, die in den 80er und 90er Jahren zu einem gesellschaftlichen Wandel in der Einstellung gegenüber Sterben und Tod geführt haben, nicht zuletzt die aus England kommende Hospizbewegung, machten den Weg frei für ein Museum für Sepulkralkultur.Nach 25 Jahren hat sich das Museum zu einer international anerkannten, unabhängigen Kultureinrichtung entwickelt.Bei über 100 Sonderausstellungen und weit über 200 Veranstaltungen bleibt das Herzstück des Museums die Schausammlung. Särge und Leichenwagen, Trauerkleidung und Grabsteine, aber auch Kunst, Fotografie und vieles mehr sind dort zu sehen. Im Frühjahr 2014 wurde sie erweitert: Ein eigener Bereich befasst sich mit den Bestattungsriten verschiedener Religionen. Die Frage, wie Migranten auf deutschen Friedhöfen beigesetzt werden, hat in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Die Abteilung informiert sowohl über religiöse Traditionen und Rituale als auch über die konkreten Bedingungen, unter denen Angehörige verschiedener Religionen in Deutschland ihre Toten bestatten und betrauern können.Der gesellschaftliche Wandel im Umgang mit Sterben, Tod und Bestatten macht es nach 25 Jahren dringend notwendig, die Schausammlung einer kompletten Überarbeitung zu unterziehen.

"Dass die Menschen länger leben, verändert unseren Umgang mit dem Tod: Wir reagieren anders, wenn ein alter Mensch stirbt, als wenn jemand jung aus dem Leben gerissen wird,"so Gerold Eppler. Auch die Rolle der Medien, ihre Berichte über Todesfälle, aber auch der Wandel der Gedenkkultur, sollen künftig stärker thematisiert werden. Ein Rahmenkonzept für die Neufassung ist derzeit in Arbeit.

Der Träger

Die Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e. V. ist Träger des Museums für Sepulkralkultur. Seit ihrer Gründung 1951 gilt die Arbeitsgemeinschaft als die führende kulturelle Institution im Bereich der Friedhofs- und Bestattungskultur in Deutschland. Durch ihre 60-jährige Erfahrung und eine Mitgliederstruktur, die eine große Bandbreite an Professionen aufweist, ist die Arbeitsgemeinschaft zu einem einzigartigen Netzwerk geworden und verfügt über herausragende Kompetenzen. Die Mitglieder sind in Forschung und Wissenschaft, Garten- und Landschaftsplanung, Grabmal- und Grabstättengestaltung, im Bestattungswesen, in der Friedhofsverwaltung, im Sozialwesen und im Bereich der Palliativ- und Hospizarbeit tätig.

Der Leiter

Gerold Eppler hat nach Prof. Dr. Reiner Sörries, der im Jahr 2015 das Haus verließ, und nach dem vorzeitigen Ausscheiden des Nachfolgers die kommissarische Leitung des Hauses inne. Derzeit läuft die Suche nach einer neuen Direktorin oder einem neuen Direktor. Wenn die Leitungsstelle neu besetzt ist, so deutet Gerold Eppler an, könnte das Jubiläumsjahr begangen werden. "Das wäre ein guter Anlass."

Aktuelles

Die aktuelle Sonderausstellung "Vita Dubia. Über die Ungewissheit des Todes und die Angst, lebendig begraben zu werden", läuft bis 16. zum April 2017.

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