Denn nach der neuen Energieeinsparverordnung der Bundesregierung müssen Einzelhändler seit 1. September vorerst ihre Leuchtreklamen von 22 Uhr bis 16 Uhr am nächsten Tag ausschalten. Während es außerdem nicht erlaubt ist, die Fassaden aus rein ästhetischen Gründen anzustrahlen, dürfen Schaufenster hingegen beleuchtet bleiben. Auch hier seien einige der Kasseler Händler schon einen Schritt weiter und schalten laut Alexander Wild die Schaufensterbeleuchtung zurzeit gar nicht erst an. Gleichzeitig betont der Inhaber der Versicherungsagentur Wild & Partner: „Jedes Unternehmen entscheidet natürlich individuell, wo weitere Energiesparmaßnahmen umgesetzt werden können und was vereinzelt zusätzlich möglich ist.“ Schließlich müssten auch bei reduzierten Lichtverhältnissen im Geschäft sämtliche Sicherheitsaspekte zu 100 Prozent erfüllt werden oder im Zuge der Warenpräsentation auf die richtige Ausleuchtung geachtet werden. „Wenn eine Ware nicht richtig ausgeleuchtet ist, dann reduziert sich automatisch ihr Absatz“, merkt Alexander Wild an und ergänzt: „Wir sind dahingehend schon sehr anpassungsfähig. Wir müssen es in diesen Zeiten einfach sein, aber wir tun es auch!“
Absolut unverständlich sei für den Vorsitzenden der City-Kaufleute – aufgrund der hohen touristischen Relevanz der Veranstaltung – allerdings die Entscheidung der Stadt Kassel, das von Kassel Marketing geplante Event „BergparkLeuchten“ abzusagen. „Wir müssen Energie sparen, das ist richtig. Deswegen müssen wir aber nicht das komplette Leben einstellen. In diesen schwierigen Zeiten genießen viele kaum ihr privates Leben, weil sich jeder gefühlt nur noch mit einem Problem nach dem nächsten beschäftigt.“
Das könnte sicher ebenfalls einer der Gründe dafür sein, dass die City-Kaufleute nach intensiven Beratungen bis dato den Entschluss gefasst haben, auch in diesem Jahr wieder die atmosphärische Weihnachtsbeleuchtung in der Innenstadt aufzuhängen. Ab Beginn des Kasseler Märchenweihnachtsmarkts am 21. November bis zu dessen Ende am 30. Dezember soll die Weihnachtsdekoration mit energiesparender LED-Technik, wie Alexander Wild betont, aber nur erstrahlen, sofern keine gegenteiligen gesetzlichen Vorgaben gefasst werden. „Wir denken zudem darüber nach, die Betriebsstunden zu reduzieren oder auch nur jeden zweiten Lichtbogen anzuschalten.“
Nicht so viel Ermessensspielraum haben die City-Kaufleute bei einer weiteren von der Bundesregierung angeordneten Maßnahme zum Energiesparen: Damit Heizungswärme nicht unnötig verloren geht, dürfen Ladentüren von beheizten Geschäftsräumen nicht mehr dauerhaft offenstehen. Wie in der ganzen City zu beobachten ist, bleiben die Türen momentan zu, auch wenn diese Regel den Händlern Sorgen in Sachen Kundenfrequenz bereitet: „Dass die Türen geschlossen sind, ist im Einzelhandel furchtbar. In den vergangenen zwei Jahren waren wir ständig in der Situation, uns neu anpassen zu müssen und dieses Jahr wird uns jetzt alle noch einmal extrem herausfordern.“ In den kommenden Wintermonaten wollen die Kasseler Händler außerdem dafür sorgen, dass es in ihren Räumlichkeiten zwar angenehm warm ist, auf übermäßiges Heizen jedoch verzichten und es in den Geschäften insgesamt kühler halten als in der Vergangenheit.
Öffnungszeiten könnten sich ändern
Dass die Vorschriften zum Energiesparen künftig noch verschärft und erweitert werden, sieht Alexander Wild kommen. Ein weiteres Thema für die City-Kaufleute seien dahingehend die Öffnungszeiten. So wäre es empfehlenswert, diese insgesamt zu verknappen, beispielsweise später zu öffnen und früher zu schließen. Wie kürzlich bekannt wurde, macht das ein großes Kasseler Möbelhaus derzeit schon vor, bleibt montags komplett geschlossen und setzt stattdessen auf Online-Beratung. „Wir sind krisenerprobt, halten auch bei diesem Thema stark zusammen und versuchen weiter das Kundeninteresse in den Vordergrund zu stellen“, so der Vorsitzende der Kasseler City-Kaufleute abschließend.