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Rudelgucken und Boykott: So denken Kasseler Gastronomen über die Katar-WM

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Von: Ulf Schaumlöffel

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Will ein Zeichen setzen: Nasrat Ansari (Bohemia).
Will ein Zeichen setzen: Nasrat Ansari (Bohemia). © Foto: Schaumlöffel

Wer überträgt die Fußballspiele, wer lässt Fernseher und Leinwand aus?

Kassel Die Spiele der umstrittenen Fußball-WM in Katar zeigen oder sie boykottieren? Diese Frage stellen sich aktuell viele Kasseler Kneipenwirte. Für beide Seiten haben die Wirte ihre Gründe.

Am 20. November beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Doch Public Viewing wird es nicht überall geben. Bohemia Betreiber Nasrat Ansari wird keine Spiele übertragen: „Wegen der Missstände im Austragungsland boykottieren wir die Weltmeisterschaft.“ Die WM in Katar steht wegen der Menschenrechtslage im Gastgeberland seit Jahren in der Kritik. Deswegen hat Ansari einen Banner drucken lassen, der demnächst aufgehangen werden soll. „Wir sind hier ganz klar für Menschenrechte und Meinungsfreiheit sowie Gleichberechtigung und gegen moderne Sklaverei, Diskriminierung und Korruption.“

Findet das Verhalten der FIFA nicht korrekt, möchte die Fußballfans aber nicht darunter leiden lassen: Carsten Bischoff (Joe‘s Garage).
Findet das Verhalten der FIFA nicht korrekt, möchte die Fußballfans aber nicht darunter leiden lassen: Carsten Bischoff (Joe‘s Garage). © Foto: Schaumlöffel

Andere Wirte wollen sich lieber aus der Debatte raushalten und geben kein Statement dazu ab. Man muss aber auch bedenken: Durch die Corona-Pandemie wurden Bars und Kneipen stark gebeutelt. Deswegen ist die Übertragung der Spiele auch eine wirtschaftliche Entscheidung. Denn die bringt Leute ins Haus

In Joes Garage wird man jedenfalls auch die WM-Spiele schauen können. „Die Vergabe an die WM in Katar halten wir natürlich auch für skandalös und völlig sinnfrei. Da wären im Vorfeld die FIFA und die Politik gefragt gewesen“, berichtet Joe‘s Garage-Mitbetreiber Carsten Bischoff. „Wir stehen nur am Ende der Nahrungskette. Und letztendlich geht es im Fußball eh nur noch um Geld. Moralische Werte zählen nicht mehr. Warum bleibt eigentlich nicht mal ein Nationalspieler zu Hause ? Mit einer Regenbogenbinde und tollen Slogans auf der Brust rumlaufen kann jeder.“

Brendan Kennedy, Inhaber des Irish Pub „The Shamrock“, findet es auch nicht gut, dass die WM nach Katar vergeben worden ist. Dennoch werden im Pub die Spiele gezeigt. „Auf Wunsch der Fußballfans“. Im „Düsseldorfer Hof“ wird die WM ebenfalls übertragen.

Für Hot Legs-Chef Sascha Lenz ist eine Übertragung der Spiele kein Thema. „Zum einen ist unsere Bar sowieso noch nie groß der Fußball-Laden gewesen und in der Herbst/Winter-Saison ist der Laden sowieso immer gut besucht, so dass ich keine Fußballübertragung benötige, um Gäste zu locken. Aber auch abgesehen davon würde ich die Katar WM nicht übertragen, weil ich Korruption und Menschenhandel nicht unterstütze.“ Lenz setzt wie immer lieber auf ein vielfältiges Musikprogramm, statt auf TV gucken.

Daniela Schulze vom Knösel will eigentlich keinen Fußball zeigen. „Aber am Ende werde ich mich nach den Gästen richten müssen“, sagt die Gastronomin, „wenn die schauen wollen, schalte ich die Fernseher an.“ Allerdings werde sie keine Sonderöffnungszeiten für WM-Spiele außerhalb der normalen Öffnungszeiten anbieten. „Es wird alles in einem etwas kleineren Rahmen als bei den letzten Weltmeisterschaften abgefeiert“, so die Knösel-Wirtin.

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