Stich für Stich voran arbeiten: Beruf des Piercers ist immer noch nicht geschützt
Der Beruf der Piercer*innen ist in Deutschland keine geschützte Berufsbezeichnung. Um die Tätigkeit ausüben zu können, gibt es keine direkte Ausbildung, wie es in anderen Berufen üblich ist.
Kassel Die Körperschmuck-Branche boomt und die sogenannte Bodymodification findet immer mehr Anhänger. Deswegen möchten auch immer mehr Leute selbst Piercings stechen und ihre Leidenschaft zum Beruf machen. Doch wie wird man eigentlich Piercer*in? Ist es ein Handwerk oder eine künstlerische Tätigkeit?
Der Beruf der Piercer*innen ist in Deutschland keine geschützte Berufsbezeichnung. Um die Tätigkeit ausüben zu können, gibt es keine direkte Ausbildung, wie es in anderen Berufen üblich ist.
„Da das Piercen kein Ausbildungsberuf ist, kann sich leider jede Person Piercer*in nennen und es gibt nur wenige Regularien“, erklärt Tanja Podjaski, die mit ihrem Freund Enrico an der Wilhelmshöher Alle 110 und in Berlin das Piercing-Studio nakedsteel betreibt. Die beiden sind sind Experten rund um Piercing und Bodymodification
„Weil das Piercen kein anerkanntes Berufsbild ist, ist er auch nicht unbedingt ein Garant für Qualität, nur weil die Dienstleistung im Piercingstudio angeboten wird. Es gibt viele Online-Kurse, wo es heißt, das Piercen könne dort vermittelt werden. Allerdings gibt es beim Piercen ja viele Themenbereiche (Anatomie, Hygiene, Materialkunde, Kund*innen Management).“ Heißt im Klartext: Bei unsachgemäßer Handhabe kann es zu schlechten Piercings kommen, die herauswachsen können, schief sitzen oder zu teilweise starken Verletzungen führen können.
Bei Nakedsteel wird die Nachwuchsarbeit desegen groß geschrieben: „Wir haben aktuell in beiden Studios eine Person, die das Piercen von uns lernt. Wir planen hier zwei bis drei Jahre bis das Gröbste sitzt und gehen von einfacheren Piercings zu komplexeren bis wir am Ende die Intimpiercings vermitteln.“
Im Kasseler nakedsteel absolviert gerade Cat eine „Ausbildung“. Vorher hat die Person schon in Dortmund vier Jahre gearbeitet. Und möchte nun seine Bodymodification-Tätigkeit noch weiter vertiefen.
Piercing-Aktion
„Ich bin schon von klein auf mit dem Thema groß geworden. Meine Eltern sind gepierced und ich bin dadurch selbst ein großer Fan davon geworden“, berichtet die 29--jährige Person. Cat selbst hat 33 Piercings. Bei einer Fortbildung haben sich Cat und Tanja kenngelernt und entschieden, zusammen zu arbeiten.
„Kunden, die sich Cat für Übungspiercings anbieten, bekommen die zur Zeit billiger, bezahlen quasi nur den Schmuck und sparen die Piercing-Pauschale“, erklärt Tanja. Angeboten werden Piercings durch Zunge, Lippen und Lippenband, Bridge, Industrial und Surface. Demnächst folgen auch Intimpiercings. „Die führen bis jetzt nur ich und Enrico durch“, so Podjaski.