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Wipfelstürmer - Hazel Lindstedt und Vico Sauerzapf arbeiten als Baumkletterer

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Von: Karsten Knödl

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Hazel Lindstedt und Vico Sauerzapf arbeiten als Baumkletterer
Seit 2020 ein Team: Hazel Lindstedt und Vico Sauerzapf arbeiten als Baumkletterer.  © Karsten Knödl

Sie haben ihr Hobby mit dem Beruf verbunden: Hazel Lindstedt und Vico Sauerzapf klettern in die höchsten Bäume, schneiden diese aus und pflegen sie damit

Kassel Es sieht wagemutig aus, wenn Hazel Lindstedt – rund zehn Meter hoch in einer Birke hängend – mit einer Hand die Säge haltend einen Ast absägt. Die 26-Jährige ist Baumkletterer(in), genauso wie ihr Freund Victor „Vico“ Sauerzapf. Die beiden haben einen Auftrag: Sie sollen in der Kasseler Druseltalstraße – auf dem Gelände einer Wohnanlage – mehrere Bäume schneiden: Zwei Birken, zwei Linden und eine Eiche. Die Eigentümergemeinschaft hat dabei zwei Dinge im Blick: Zum einen will man nicht, dass Passanten durch eventuell herunterfallende kranke oder tote Äste verletzt werden. Und zum anderen möchte man, dass die Bäume der Anlage noch möglichst lange erhalten bleiben. „Und dafür ist es am besten“, sagt Vico Sauerzapf, „wenn man die Bäume regelmäßig schneidet.“

Also haben sich Hazel und Vico an diesem kalten Märzmorgen aufgemacht und ihre Wurfsäckchen mit der Wurfleine in die durchaus beeindruckend hohen Bäume in der Druseltalstraße geworfen. Anschließend haben sie die Kletterseile hochgezogen und sind schließlich in die Bäume hineingekraxelt. Oben sind die Sugoi- und die Kettensäge ihre Werkzeuge.

Vico Sauerzapf arbeitet als Baumkletterer
Ohne Mut geht es nicht: Vico Sauerzapf in einer Linde. © Karsten Knödl

Mit sicherem Blick erkennen die beiden Totholz oder Äste, die das gesunde Wachstum der Bäume schädigen und entnehmen dieses. „Das, was die Eigentümer hier machen lassen, ist absolut richtig“, sagt Hazel, „wenn man Bäume regelmäßig schneidet hat man lange Spaß daran.“ Und Vico ergänzt: „Dabei geht es vor allem darum, möglichst behutsam Äste zu entfernen. Große Äste rauszuschneiden ist immer kritisch. Hier gilt die Devise: ‘Weniger ist mehr‘.“

2013 ist der 31-Jährige erstmals in einen Baum geklettert – für den Kasseler Höhenmonteur Georg Ballier, den er über den Gartenarchitekten Herwig Thol kennenlernte. „Als Baumkletterer ist man vor allem Baumpfleger“, sagt Vico, „das habe ich von diesen beiden gelernt.“ Seit 2020 klettert der gebürtige Kasseler zusammen mit seiner Freundin Hazel in die Baumwipfel. Kennengelernt haben sich die beiden in Eberswalde, wo Vico – neben der Baumkletterei – auch noch Holztechnik studiert und einen Bachelor-Abschluss anstrebt. Den Bachelor bereits in der Tasche hat Hazel – sie hat „International Forest Ecosystem Management“ studiert.

Hazel Lindstedt Baumklettererin
In über zehn Meter Höhe muss Hazel Lindstedt in dieser Birke Äste herausschneiden. © Karsten Knödl

Bei ihrem Job können Hazel und Vico ihr Hobby – geklettert sind beide nämlich schon vorher – perfekt mit dem Beruf verbinden. Wobei der Beruf des Baumkletterers auch nicht ganz ungefährlich ist. „Natürlich holt man sich den einen oder anderen Kratzer ab. Und Aufpassen, dass nichts richtig Schlimmes passiert muss man auch. Aber statistisch gesehen sind Baumfällungen deutlich gefährlicher als die Baumpflege. Wobei wir ein weiteres Argument für eine regelmäßige Baumpflege hätten“, sagt Vico schmunzelnd.

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