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Worte zur Woche: Pfarrer Holger Wieboldt schreibt seit 20 Jahren für den EXTRA TIP

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Von: Isabell-Carolyn Schulz

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In der Auferstehungskirche hält Holger Wieboldt, Pfarrer i.R., gelegentlich noch Gottesdienste und kombiniert in seinen Worten zur Woche weltliche und biblische Themen.
In der Auferstehungskirche hält Holger Wieboldt, Pfarrer i.R., gelegentlich noch Gottesdienste und kombiniert in seinen Worten zur Woche weltliche und biblische Themen. © Schulz, Isabell-Carolyn

Pfarrer i.R. Holger Wieboldt sprach mit uns über seine Leidenschaft fürs Schreiben und die Worte zur Woche

Kassel Als Buchautor kann Holger Wieboldt auf einige Veröffentlichungen zurückblicken, als Pfarrer auf fünf Jahrzehnte mündliche und schriftliche Verkündigung. Darunter geschätzt 2.500 bis 3.000 Andachten, Gottesdienste, Taufen, Trauungen, Konfirmationen, Beerdigungen und Reden. In all der Zeit war der sich seit 2016 im Ruhestand befindende Pfarrer mit verschiedensten Eindrücken, Begegnungen und unterschiedlichsten Themen konfrontiert. So vielen Themen, dass sie dem 69-Jährigen bis heute nicht ausgehen: Seinen ersten Beitrag für den EXTRA TIP schrieb Holger Wieboldt als Praktikant im Informationszentrum der Ev. Kirche von Kurhessen-Waldeck, seit 2002 veröffentlichen wir regelmäßig seine Worte zur Woche. Mit einigen Kollegen im Wechsel ist Holger Wieboldt sechs bis acht Mal im Jahr an der Reihe und schreibt „über alles, was gerade so anliegt.“ Stets gekonnt spannt der Kasseler dabei den Bogen von den weltlichen Themen hin zu biblischen Botschaften.

Was motiviert Sie und Ihre Kollegen, uns für jede Ausgabe eines Jahres die Worte zur Woche zukommen zu lassen?
Wir hätten gern, dass die Leute in unsere Gottesdienste kommen, mit einer Zeitungskolumne gehen wir aber zu den Menschen. Ob wir dort freundlich empfangen werden, liegt nicht zuletzt daran, wie wir uns präsentieren.

Was bedeutet Ihnen das Schreiben generell?
Schreiben und Journalismus haben mich schon im Studium interessiert. Insgesamt blicke ich jetzt auf fast genau 50 Jahre Reden und Schreiben im Kontext von Theologie und Kirche etc. zurück. Und es macht mir tatsächlich Spaß, kreativ zu sein. Wer schreibt, der schafft etwas. Freilich sollte auch der Leser, die Leserin etwas davon haben.

Was steht für Sie im Mittelpunkt, wenn Sie für die EXTRA TIP-Leser schreiben?
Gedanken zum Zeitgeschehen. Mal mit mehr, mal mit weniger theologischen Anklängen. Ruhig aber auch mal Position für etwas zu beziehen – ich bin gegen dieses ,Rumeiern’. Ich möchte keine großen Worte machen, sondern mich auf Beispiele aus dem Alltag beziehen, um die Themen der Leserschaft zugänglicher zu machen.

Wie möchten Sie schreiben und woran orientieren Sie sich dabei?
Ich möchte zum Lesen der Worte zur Woche verlocken. Mit einer guten Überschrift, einem ansprechenden ersten Satz, einem interessanten Inhalt und einer verständlichen Sprache. Ich möchte Kolumnen schreiben, wie man ein lockeres Tennismatch spielt. Schon in der Absicht zu punkten, aber doch mit viel Spielfreude.
Von Konrad Adenauer stammt zum Beispiel der Satz: „Wenn man will, kann man selbst komplizierte Dinge auf einen simplen Sachverhalt reduzieren.“ Und darum geht es auch beim Predigen, bzw. beim Schreiben der Worte zur Woche – klare Worte, einfache Sprache und einprägsame Bilder.

Und gelingt Ihnen das (immer)?
Das müssen die Leserinnen und Leser beurteilen. Ich versuche mein Bestes. Ich freue mich aber, dass die Worte zur Woche gelesen werden, denn ich bekomme über all die Jahre hinweg immer wieder Rückmeldungen; und zwar aus allen gesellschaftlichen Schichten.

Worauf achten Sie insbesondere beim Schreiben für Leser eines Blattes mit großer Reichweite?
Ich sammele Themen, wo immer ich (unterwegs) bin und frage mich dabei grundlegend: ,Welches Thema interessiert mich selber?’ Vor dem Schreiben einer Besinnung für Zeitungen habe ich auch einmal wertvolle Tipps erhalten – so sollte man immer eine Leserdistanz zur Kirche voraussetzen und nicht zu kirchennah schreiben, keinen moralischen Anspruch erheben, nicht abstrakt schreiben und auch nicht in ein Behördendeutsch verfallen. Und sehr wichtig: Einen roten Faden verfolgen.

Was lesen Sie denn gerne?
Ich bin sehr zugetan den Autoren Erik Flügge, ,Die Kirche wird an ihrer Sprache verrecken’ oder Michael Becker, Pfarrer i.R., Werkstatt Liturgie und Predigt sowie vielen anderen, auch jungen Kolleginnen und Kollegen, die sehr sprachsensibel und kreativ schreiben. Für die trete ich (irgendwann) übrigens gern zurück. Alles hat seine Zeit!

Welche Reaktionen sollen Ihre Worte zur Woche bei unseren Lesern hervorrufen?
Die Leserschaft ist sehr breit gestreut. Grundsätzlich möchte ich, dass sie ins nachdenken kommen und vielleicht ein Stück Wegweisung erhalten, durch die Worte ermutigt werden. Leser sollen sich nach dem Lesen besser fühlen oder sich ärgern, denn auch eine Auseinandersetzung hat einen Nutzwert.

Die Worte zur Woche werden innerhalb eines vorgegebenen Rahmens veröffentlicht. Würden Sie unseren Lesern zu manchen Themen gerne noch mehr Worte mit auf den Weg geben?
,Früher‘ hatte die Kolumne einen Umfang von 1.500 Zeichen, heute rund 1.200. Mehr wäre manchmal besser; allerdings gilt gemäß eines Zitats von Johann Wolfgang von Goethe auch: ,Getretener Quark wird breit, nicht stark.’

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