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Kassel. Jubiläumsprojekt: „Digitales Wörterbuch der Kasseler Mundart“ geht online.
Kassel. Gute Nachrichten für alle Freunde des Kasseler Dialekts: Eine Website mit dem historischen "Wörterbuch der Kasseler Mundart" von August Grassow ist seit Freitag online. Es ist eines der aufwändigsten digitalen Dialektwörterbücher in Deutschland überhaupt.
Das "Wörterbuch der Kasseler Mundart" von August Grassow – er starb bereits im Jahr 1900 – ist das erste Werk, das sich ganz dem Kasseler Dialekt widmet. Grassows Sammlung von bekannten und ausgestorbenen Wörtern und Redensarten sowie zahlreichen Anekdoten ist nicht nur ein historisches Wörterbuch, sondern auch ein Stück Kasseler Kulturgeschichte und Teil des kulturellen Gedächtnisses der Stadt.
Erst 1952 wurde es durch Paul Heidelbach in einer von ihm erweiterten und kommentierten Fassung als Buch veröffentlicht. Danach wurde es still um das Werk und es drohte in Vergessenheit zu geraten.
Dass das nicht geschieht und dass dieser Schatz wieder einem breiten Publikum zur Verfügung steht, ist einem jungen Kasseler Germanisten zu verdanken: Daniel Stein. Er promoviert derzeit in München in Computerlinguistik – hat als offizielles Projekt zum Stadtjubiläum eine digitale Fassung des Wörterbuchs erstellt. Unterstützt wurde er dabei von dem Texttechnologen Daniel Jettka aus Bielefeld.
Das Projekt entspricht so ganz dem Wunsch vieler Kasseler, Kasselaner und Kasseläner, mehr über ihre Mundart zu erfahren und ihr wieder verstärkt Aufmerksamkeit zu widmen.
Die Website mit dem digitalen Wörterbuch der Kasseler Mundart ist unter
www.nordhessisch.de und www.dwkm.de zu erreichen.
Das "Wörterbuch der Kasseler Mundart" von Grassow und Heidelbach wird mit dieser Internetseite der Öffentlichkeit zugänglich gemacht – zum Durchblättern oder Schmökern. Zusätzlich bietet die Website aber auch eine Suchfunktion und die Möglichkeit, sich Wörter einzelner Kategorien wie zum Beispiel "Küche", "Orte" oder "Schimpfwörter" anzeigen zu lassen.
+++Kleines Mundart-ABC – Auszüge aus dem Wörterbuch+++
Ahnrichde: Anrichtetisch: Küchenschrank mit Glasaufsatz
Ählendsknochen: Elendsknochen (Schimpfwort)
blutzen: stark rauchen
Bambelgehannes: Person von nachlässiger Haltung, Kleidung (auch: Bambeljerge, Bambeljoost)
Dabbig: Dabbmichel, einer, der unbeholfen, schwerfällig ist
dohdervor: dafür
eimoh: ein Mal; vgl. emoh
fix und ferdig: ganz erschöpft, auch: bankerott
Gaddrohwe: Garderobe
heile: heil, oft: ganz, unversehrt ("s es kein heiles Sticke mehr drahne")
Ickern: sich necken
jubberen: unruhig auf Stuhl, Pferd sitzen, mit Ungeduld wie zum Fortgehen sich anschicken
klamm: weniger als feucht, aber nicht trocken, z.B. Wäsche, die von etwas Frost ein wenig steif ist
Kanalchenvochchel: Kanarienvogel
Leckebrett: Zunge
Melchdebben: Milchtopf
noh: nach, (hin)
Ohmiesen: Ameisen
Pärezeh: Huf
quadschedribbelnaß: ganz durchnäßt; vgl. putschenaß
runner machen: sich einander (auch einem) die Meinung sagen; vgl. schimben
Redde: großer Hund
rahcheharde: (hochd. von "ragen" und "hart") = stängelstiff, von dem toten Körper eines Menschen oder Tieres gebraucht; kasselisch auch für: stark betrunken, stärker als: kanonenvull
stockerawenkohlekesselschwarz: stockfinster
uffzubbelen: aufzupfen, (Wolle lockern)
Unglicker: kasselscher Plural für Unglück:
Verbaselunge: das Verwirrtsein; siehe verbaselt
Wambe: Bauch
Ziedunge: Zeitung