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Eine 48-Jährige Frau arbeitete im Hospital zum Heiligen Geist, obwohl sie vermutlich keine Ärztin war. Die Staatsanwaltschaft ließ das Krankenhaus durchsuchen.
Fritzlar. Auch am Hospital zum Heiligen Geist in Fritzlar hat wohl eine vermutlich „falsche“ Ärztin gearbeitet. „Auch“ deswegen, weil vor rund vier Wochen bereits ein falscher Arzt in Melsungen aufgeflogen war. Dort hatte ein 38-jähriger Libyer gearbeitet, der niemals ein Medizinstudium absolviert hatte (wir berichteten).
Jetzt gibt es offensichtlich einen ähnlichen Fall an dem Fritzlarer Krankenhaus. „Wir haben einen entsprechenden Verdacht und deswegen wird jetzt ermittelt“, hieß es sowohl vom Krankenhaus wie auch von der Staatsanwaltschaft.
Am 24. Januar hat die Polizei auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Räume im Hospital zum Heiligen Geist durchsucht und mögliche Beweismittel beschlagnahmt. „Das traf uns völlig unerwartet“, sagt Hospital-Geschäftsführer Dr. Sven Ricks, „wir hatten ja nicht die leiseste Ahnung. Wir sind betrogen worden. Die Frau hatte uns ihre – wie wir dachten – original Approbationsurkunde vorgelegt.“
Glücklicherweise seien – so der Stand jetzt – keine Patienten zu Schaden gekommen, was auch die Staatsanwaltschaft bestätigte. Ricks: „Sie hat hier als Assistenzärztin gearbeitet und hatte immer einen Facharzt in Rücken.“
Die vermeintliche Ärztin war von 2015 bis zum Sommer 2018 am Hospital beschäftigt – nach EXTRA TIP-Informationen in der Inneren Abteilung, der Anästhesie und später in der Verwaltung. Dann ist sie – wie es heißt – aus privaten Gründen an die Ostsee gezogen. Nach unserer Zeitung vorliegenden Informationen arbeitete sie zuletzt in einer Reha-Klinik in Kiel.
Wie man der vermutlich falschen Ärztin auf die Schliche gekommen war, wird aktuell nicht preisgeben. Eine Vermutung: Möglicherweise flog der Schwindel beim Wechsel vom Versorgungswerk der Landesärztekammer Hessen zum Versorgungswerk der Ärztekammer Schleswig-Holstein auf. Die Staatsanwaltschaft wollte sich dazu nicht äußern. Pressesprecherin Josefine Köpf sagte lediglich: „Die sichergestellten Beweismittel werden jetzt ausgewertet.“ Weitere Informationen könnten aus ermittlungstaktischen Gründen nicht gegeben werden.
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EXTRA INFO
Libyer schaffte es sogar in mehrere Kliniken
Anfang Januar hatte ein Krankenschwester an der Melsunger Asklepiosklinik einen angeblichen Arzt als „falsch“ enttarnt. Aufgeflogen war der 38-jährige Libyer, weil er eine Bluttransfusion nicht richtig durchführen konnte. Der Mann hatte dort aber nur vier Tage gearbeitet, bis der Schwindel aufflog.
Länger hatte es der Betrüger zuvor am Klinikum in Kassel geschafft. Dort war er im Jahr 2013 mehrere Wochen beschäftigt, bis er wegen mangelhafter Leistungen entlassen wurde. Der Libyer hatte aber auch noch in Hildesheim und Kemnath als Arzt gearbeitet. Er war für seine Machenschaften vom Kasseler Amtsgericht im vergangenen Mai bereits zu drei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden.