Fritzlar: Im Steinkammergrab wurden illegal kommerzielle Führungen angeboten
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Inzwischen hat der Kreis das Schloss am Gittertor der Sicherungsanlage durch eine Schließanlage ersetzt.
Fritzlar. Die Stadtführergilde Fritzlar ist jetzt offiziell Nutzer des Steinkammergrabs von Lohne/Züschen. Die Einzelheiten regelt ein Vertrag, der zwischen dem Kreis als Eigentümer des Grabes und dem Verein der Gästeführer in Fritzlar und Umgebung jüngst unterzeichnet wurde.
Hintergrund: Das zwischen Lohne und Züschen liegende europaweit bedeutsame Großsteingrab der Wartberg-Kultur (um circa 3.500 v. Chr.) ist überdacht und eingezäunt – die Eingangstür zum Innenraum ist abgesperrt. Ausleihen konnten sich Interessierte den Schlüssel bislang gegen Pfand beispielsweise beim Regionalmuseum.
„Einige der Ausleiher hatten sich dann offensichtlich Kopien von dem Schlüssel angefertigt“, erzählt Manfred Ochs, Vorsitzender der Stadtführergilde, „und dann boten diese Menschen – gegen Geld – Führungen am Grab an. Ohne, dass der Kreis etwas davon wusste. “
Inzwischen hat der Kreis das Schloss am Gittertor der Sicherungsanlage durch eine Schließanlage ersetzt. Schlüssel dafür haben jetzt neben der Stadtführergilde nur noch die Archäologische Denkmalpflege Hessen und das Hessische Landesmuseum Kassel.
Ochs: „Wichtig ist, dass der Zugang zu dieser kulturhistorisch besonders wertvollen Anlage für institutionelle Bildungseinrichtungen, besonders für Schulen und studentische Exkursionen, auch in Zukunft gewährleistet ist. Und das unentgeltlich.“
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EXTRA INFO
Das Steinkammergrab von Lohne/Züschen – Entdeckung und Ausgrabung
Der Müller Schmalz aus Züschen war beim Bestellen des Feldes schon Jahre vor der eigentlichen Entdeckung des Grabes auf eine ihn hindernde Reihe von Sandsteinen gestoßen. Er verschob die Steine vorläufig. Im Frühjahr 1894 sollten die Hindernisse endgültig entfernt werden.
Dem Inspektor Rudolf Gelpke von der in Züschen im Bau befindlichen Garvensburg fiel das Vorkommen von Sandstein auf der Basaltkuppe als ungewöhnlich auf. Nach eingehender Besichtigung kam er zu der Überzeugung, dass es sich bei den zwei Reihen senkrecht stehender regelmäßiger Platten um einen vorgeschichtlichen Fund handeln musste.
Gelpke setzte beim Besitzer des Feldes durch, dass dieser nur an den beiden Enden die Erde abheben ließ. Dabei kamen Scherben und Knochen zum Vorschein. Daraufhin wurde der Besitzer der Garvensburg, Wilhelm Garvens, benachrichtigt, der wiederum einen Archäologen, den Baron Felix von und zu Gilsa informierte. Dieser nahm den Fund in Augenschein, woraufhin unter Aufsicht des ehemaligen Direktors der Staatlichen Museen Kassel, Johannes Boehlau, das Grab freigelegt wurde.
Nachuntersuchungen erfolgten durch O. Uenze vom Amt für Bodenaltertümer in Marburg 1939 und 1949.