Kräuterseitlinge, Shiitake, Goldkäppchen und andere Pilze. Eine Tonne dieser Pilze pro Monat erntet Viktor Braun.
Wabern-Unshausen. Das Hobby zum Beruf gemacht – einer, der das von sich sagen kann, ist Viktor Braun. Der 35-jährige Waberner züchtet Pilze – professionell. „Pilze haben mich schon als Kind fasziniert“, erzählt der Agrarwissenschaftler, „damals bin ich mit meinem Vater durch die Wälder gestriffen und wir haben nach Pilzen gesucht.“ Dass er mit Pilzen einmal seinen Lebensunterhalt bestreiten würde, hätte sich Braun damals nicht träumen lassen. Doch es kam so.
In Wabern-Unshausen hat Braun Teile eines Bauernhofes angemietet, in denen er Pilze züchtet. „Im Sommer sind es sieben unterschiedliche Sorten, im Winter vier“, sagt Braun, „das hängt damit zusammen, dass der Limonenseitling, der Kastanienseitling und der Austernpilz die Heizungsluft, die wir im Winter brauchen, nur schlecht vertragen.“ Ganzjährig gibt es den Kräuterseitling, den Shiitakepilz, den Pom Pom blanc und das Goldkäppchen.
Los ging’s mit der Zucht im Jahr 2011. Damals war Braun, nachdem er zuvor ökologische Agrarwissenschaften in Witzenhausen studiert hatte, in Mainz tätig. Er arbeitete dort für ein Unternehmen, das Kurzumtriebsplantagen betreibt – aus den dort wachsenden Gehölzen werden Holzhackschnitzel gewonnen. Braun: „Weil meine damalige Freundin und heutige Frau allerdings in Wabern wohnte, habe ich mich nach einem Job in Nordhessen umgesehen.“ Dann kam der Kontakt zu Konrad Koch zustande. Der Landwirt aus Unshausen, züchtete bereits Pilze und hatte viel Erfahrung. Braun mietete Räume auf Kochs Hof an und begann ebenfalls zu züchten. „Am Anfang haben wir das nebeneinander her gemacht, bis sich Herr Koch in den letzten Jahren zunehmend aus dem Geschäft zurückzog“, erzählt Braun.
In den ehemaligen Stallungen von Konrad Koch sind jetzt Regale aufgebaut, in denen Blöcke aus Sägemehl stehen – und daraus sprießen die Pilze. Geerntet wird fast jeden Tag. „An den Haupterntetagen – und die sind alle fünf bis sechs Tage – stehen wir zu zweit bis zu zehn Stunden lang an den Blöcken und schneiden die Pilze ab“, berichtet Braun, „so kommen in der Woche schon mal 250 Kilogramm zusammen.“
Für die frische Ware gibt es zahlreiche Abnehmer. Braun: „Der Großteil geht an den Großhandel und von dort weiter an den Einzelhandel – oft auch an Biomärkte. So kann man unsere Pilze beispielsweise im Biomarkt Greger in Kassel kaufen.“ Auch Wochenmärkte beliefere er, zum Beispiel den in Melsungen, in Fritzlar oder den in Wehlheiden. „Auch heimische Gastronomen – darunter der Gasthof Hack in Kerstenhausen, der Grischäfer in Bad Emstal oder der Hessische Hof in Melsungen zählen zu unseren Kunden“, freut sich Braun.
Und: Am Hof in der Bauerngasse 3 in Wabern-Unshausen gibt es immer frische Pilze, dort steht auch ein Kühlschrank, der jederzeit zugänglich ist.
Weitere Infos unter www.pilzzucht-braun.de
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EXTRA INFO
Ein Block bringt zwei bis vier Ernten
Die Blöcke, aus denen die Pilze wachsen, sind mit Sägemehl und Getreide gefüllt und mit einer Plastikfolie ummantelt. Damit überhaupt Pilze aus diesem Block wachsen können, muss der Inhalt mit Pilzbrut geimpft werden. Bis der Block soweit ist, dass Pilze aus ihm wachsen, dauert es – je nach Pilzart – zwei bis drei Monate. Dann wird die Plastikfolie entfernt, und bei hoher Luftfeuchtigleit wachsen die Pilze sehr schnell – am neunten Tag sind beispielsweise Shiitakepilze erntefertig. Wenn man nach dem ersten Ernten den Pilz bis zum Stumpf runterschneidet, kann man einen Block noch zwei- bis viermal abernten – eine Ernte bringt rund 500 Gramm.
Übrigens: Viktor Braun verkauft auch Blöcke zum selbst abernten.