Auch mit 83 Jahren hängt Dorothea „Dody” Hahn die Turnschläppchen noch lange nicht an den Nagel. Die Neukirchenerin ist seit 50 Jahren Abteilungsleiterin der Gerätturner ihres Heimatvereins und hat seitdem kaum eine Trainingseinheit verpasst.
Neukirchen. „Aufschwung, Umschwung, Unterschwung“, Turnübungsleiterin Dorothea Hahn steht an der Reckstange. Gebetsmühlenartig wiederholt sie die drei Worte, während sie den Mädchen und Jungen im Grundschulalter Hilfestellung bei der Ausführung gibt. Angst haben die Kinder keine, denn sie wissen: „Dody“, wie Dorothea Hahn von allen genannt wird, ist ja da. Und die macht das schon sehr lange.
Ganz genau sind es jetzt 50 Jahre, die die mittlerweile 83-Jährige als Leiterin der Turnabteilung des SC Neukirchen aktiv ist. „Ich habe die Abteilung 1969 übernommen. Damals gab es noch kein Training in der Sporthalle. Die Übungsstunden waren im Neukirchener Gemeindehaus“, erinnert sich die sympathische „Turn-Omi“. Nach und nach habe sie die Abteilung dann auf ein anderes Level gehoben. „Weg von der Sportstunde, hin zu richtigem Training, um erfolgreich an Wettkämpfen teilnehmen zu können“, sagt die Neukirchenerin.
In 50 Jahren fast keine Trainingseinheit versäumt
Seit 1954 ist die aus Mecklenburg-Vorpommern stammende Hahn Mitglied im Sportclub Neukirchen. Zu diesem Zeitpunkt waren noch nicht einmal viele Großeltern der Kinder geboren, denen die rüstige Trainerin heute das Turnen „lehrt“. „Tatsächlich ist es mittlerweile so, dass ich in einigen Fällen Familien bereits in dritter Generation trainiere“, sagt die 83-Jährige.
In dicken Ordnern und Fotoalben hat sie zu Hause genau dokumentiert, wer in welchem Jahr zum Gerätturnen gekommen ist und wer wann welche Wettkampfergebnisse erzielt hat. Auch wenn sich im Laufe der Jahre viele Gesichter ehemaliger Schützlinge verändert haben, habe die Übungsleiterin auch ohne Liste die Namen vieler bis heute nicht vergessen.
Das liegt nicht zuletzt daran, weil die Sporthalle ihr zweites zu Hause ist. Jeden Dienstag und Freitag wird trainiert. Versäumt habe Hahn in all den Jahren nur sehr wenige Einheiten, wie sie betont. Ihr jahrelanger Einsatz für das Gerätturnen sollte sich auszahlen: Mit 200 Mitgliedern, darunter 180 Kinder, ist die Abteilung der Turner die größte im SC Neukirchen. „Es werden sogar Wartelisten geführt“, sagt Hahn. Zudem wurde die Abteilungsleiterin bereits mehrfach für ihr Engagement ausgezeichnet – unter anderem mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen und der Ehrennadel in Gold des Hessischen Turnverbandes.
51. Sportabzeichen fest im Visier
Trotz aller Verdienste übt sich Hahn eher in Bescheidenheit. „Ich bin stolz auf das, was die Trainer und Betreuer jede Woche hier leisten“, betont die 83-Jährige. Dass sie selbst noch topfit ist, beweist Hahn jedes Jahr aufs Neue beim Erwerb des Deutschen Sportabzeichens. Das nimmt sie nicht nur als zugelassene Prüferin ab. Hahn hat die Prüfungen für das Abzeichen bereits 50-mal absolviert.
„Beim letzten Mal hat es leider nur für Silber gereicht, im nächsten Jahr soll es aber wieder Gold werden“, erklärt die 83-Jährige ehrgeizig. Ihre Disziplinen: 200 Meter Schwimmen, einen zwei Kilogramm schweren Medizinball werfen und Seilspringen. Damit es mit dem Sportabzeichen in Gold auch was wird, trainiert Hahn jede Woche.
Sie fühle sich nach wie vor fit genug für alles, wie sie betont. Dienstags und freitags nicht mehr in der Sporthalle zu stehen – undenkbar für Hahn. „Ich werde da wahrscheinlich umkippen“, sagt sie mit einem Augenzwinkern.