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Räumung der Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg: Am Montag kommt Hessens Justizministerin Kühne-Hörmann an den Wallgraben Ziegenhain.
Ziegenhain. Seit Dienstag herrscht Bewegung im zuvor fast stillen Gewässer des Wallgrabens in Ziegenhain. Es läuft die lang ersehnte Kampfmittelräumung. Eine Bergungsfirma aus Mecklenburg-Vorpommern ließ am Dienstag zunächst sieben Pontons (große, luftgefüllte und transportfähige Schwimmkörper) in der Mitte des großen Wallgrabens zu Wasser. Ein riesiger Kran der Firma Auto Kurz aus Zella unterstützt dort die Räumungsarbeiten. Bei unserem Redaktionsschluss am Mittwoch testeten die Mitarbeiter des Bautaucherei- und Bergungsunternehmens noch, ob ihre Vorgehensweise zur Bergung der Kampfmittel auch tatsächlich in allen Abschnitten des großen und kleinen Wallgrabens angewendet werden kann.
Mit einem Fließstoff wurde am Mittwochmittag der erste Abschnitt, der geräumt werden soll, abgetrennt. Das hat zwei Gründe: Zum einen wird dadurch vermieden, dass Fische in den Räumungsbereich schwimmen. Zum anderen wird so aber auch sichergestellt, dass der aufgewirbelte Schlamm nicht in andere Abschnitte fließt. Zudem wurde ein schwerer Bagger fest auf den Pontons positioniert. Er soll mit seiner Schaufel die Kampfmittel vom Wallgraben-Grund ausheben.Auf LOKALO24-Nachfrage verriet René Brosius, Pressesprecher des Justizministeriums Hessen, dass man bislang gut im Zeitplan liege. Am Montag sollen Taucher hinzukommen. Dann wird auch Hessens Justizministerin Eva Kühne-Hörmann vor Ort sein, um direkt am Wallgraben über das dortige Vorgehen zu informieren.
Zum Hintergrund: Das Wasser im Wallgraben ist mit Kampfmitteln und Wehrmachts-Munition aus dem Zweiten Weltkrieg kontaminiert. Das Betreten des Ufer-Bereichs ist aufgrund der Munitionsreste verboten. Seit etlichen Jahren drängen die Wallgraben-Anwohner auf eine Kampfmittelräumung. In 2009 hatten bereits erste Tauchgänge stattgefunden. 2011 kam es dann zwar zu einer Räumung, doch blieben Kampfmittelreste zurück. Nach jahrelangem Hin und Her und einem massiven Fischsterben im Juli 2015 werden nun die Kampfmittel aus dem Gewässer geborgen und anschließend entsorgt. Die Ziegenhainer Justizvollzugsanstalt ist größter Anlieger des Wallgrabens. Eigentümer ist das Land Hessen.
Justizministerin Kühne-Hörmann war am 5. November 2015 zu Gast in der Ziegenhainer Kulturhalle. Hier informierte sie über die anstehende Kampfmittel-Räumung. Laut damaliger Einschätzung wird die Räumung 10,9 Millionen Euro kosten. Die Kosten für den Abtransport des geborgenen Materials sollen vom Kampfmittelräumdienst getragen werden. Aktuell wird davon ausgegangen, dass die Räumungsarbeiten etwa bis Mai 2018 andauern. "Sicherheit geht vor Schnelligkeit", warb Kühne-Hörmann im vergangenen Herbst um die Geduld der Anwohner.