Beim Nissan Micra ist alles neu – bis auf den Namen

Oh Mann, was hat denn Nissan mit dem Micra gemacht? Der Kleine ist nicht mehr wiederzuerkennen! Aus dem gesichtslos rundgelutschten Weltauto ist ein markantes, fesches und fast schon progressiv gestyltes Gefährt geworden.
Und gewachsen ist die inzwischen fünfte Generation seit 1983 auch noch kräftig. Mitte März startet der Neue beim Händler. Wir konnten ihn bereits ausführlich ausprobieren.
Nissan Micra hat Format
Das Rezept funktioniert fast immer: Ein paar Zentimeter mehr Länge und Breite und ein paar weniger bei der Höhe, schon steht ein Auto markanter auf den bis zu 17 Zoll großen Rädern. Der Micra wuchs deutlich auf vier Meter (plus 17 cm), die zu einem großen V modellierte Motorhaube, die in einer kräftigen Welle geformten Seiten mit klitzekleinen Fondtürfenstern und das Heck im frechen Juke-Stil sind in Kombination ein optischer Appell an die Umwelt: Bei mir ist wirklich alles neu – bis auf den Namen.
Nissan sieht seinen Polo-, Fiesta- oder Fabia-Gegner, der ab dem Sommer auch den Note ersetzen soll, als Untersatz für Best Ager ab 55 Jahren und für junge Singles und Familien. Helfen soll ihm auch die

unkomplizierte Bedienung und das auf europäische Kunden zugeschnittene Platz- und Sicherheitsangebot. In Reihe eins sitzt man angenehm aufgeräumt, aber nicht wirklich luftig, hinten wird es für großgewachsene Mitfahrer schon knapp, allerdings ist das Ein- und Aussteigen einfacher, als es das winzige Fenster befürchten lässt. Licht und Schatten dann beim Kofferraum. Der ist mit 300 bis 1004 Liter zwar ordentlich groß, aber die Ladekante liegt hoch und das Gepäck muss über eine hohe Stufe gewuchtet werden. Weiteres Manko: Nach dem Umklappen der Rücksitzlehnen entsteht eine deutliche Stufe, dazu steigt die Ladefläche kräftig an –das Problem haben andere Hersteller besser gelöst.
Beim Interieur kann der Micra wieder punkten. Die Armaturen sind klar gegliedert und werden von angenehmen Materialien eingefasst. Ab der mittleren Ausstattungsstufe Acenta gibt es einen sieben Zoll großen Touchscreen für die einfach aufgebaute Bedienung und einen fünf Zoll großen Bildschirm zwischen Drehzahlmesser und Tacho – der Qashqai lässt grüßen.
Motoren für den neuen Nissan Micra
Zwei Benziner, ein Diesel – das Motorenangebot des in Europa entwickelten und gebauten Japaners ist übersichtlich, aber ausreichend. Den Löwenanteil der Verkäufe soll ein nur 0,9 Liter großer Dreizylinder-Benziner mit Turbo ausmachen, der muntere 90 PS liefert, angenehm leise und dynamisch zur Sache geht (Spitze: 175 km/h, null auf 100 km/h: 12,1 Sekunden).
Und der sich beim ersten Ausprobieren mit gut fünf Liter Sprit je 100 Kilometer zufrieden gab – der Normverbrauch liegt bei 4,4 Liter. Etwas später wird noch ein Einliter-Benziner mit drei Zylindern nachgereicht, der 73 PS leistet. Gleich zum Start gibt es den 1,5-Liter-Diesel mit 90 PS, der mit 3,2 Liter zufrieden sein soll.
So fährt sich der Nissan Micra
Und wie fährt er sich, der neue Micra? Klare Antwort: sehr angenehm. Das Fahrwerk ist solide und wirkt souverän, die Lenkung gibt eine gute Rückmeldung und die Federung ist komfortabel mit einem kleinen Schuss Straffheit.
Dank intensiver Kleinarbeit haben die Japaner für eine niedrige Geräuschkulisse im Innenraum gesorgt, das passt gut zum Charakter des revolutionierten Kleinen.
Auf dem aktuellen Stand ist das Angebot an elektronischen Helfern, schon in der Basis Visia ist ein Notbremsassistent eingebaut, Audio- und Klimaanlage bietet aber erst die zweite Ausstattungslinie Visia Plus. Wer sich für die Spitzenversion Tekna entscheidet, bekommt neben Navi, Klimaautomatik oder Regensensor auch noch das „Schutzschild“ aus 360-Grad-Rundumkamerablick, Spurhalte-, Fernlicht- und Totwinkel-Assistent plus die Verkehrszeichenerkennung. Dann ist freilich der Preis nicht mehr ganz kleinwagenmäßig.

Das kostet der neue Nissan Micra
19.990 Euro ruft Nissan für den 90-PS-Benziner als Tekna auf, 21.990 Euro für den Diesel. Los geht die Preisliste bei 12.990 Euro für den 73-PS-Benziner.
Rudolf Huber