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China als Reich der E-Autos? Messe in Peking zeigt mobile Trends

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Von: Rudolf Bögel

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picture alliance / dpa / Rolex Dela Pena
Smogsetzt Chinas Metropolen zu. Eine Quote soll ausländische Autobauer zwingen, saubere Autos zu entwickeln. © picture alliance / dpa / Rolex Dela Pena

Wird China, das Reich der Mitte, zum Zentrum der Elektromobilität? Wir waren in Peking bei der China Auto Show und haben uns umgesehen.

Auf dem Weg zur Messe sitzen wir in einer elektrischen Bahn, die uns vom Hauptterminal des Flughafens zum Zentrum bringt. Auf den chronisch verstopften Straßen versuchen wir, die emissionsfreie Zukunft zu sehen. Bis auf zwei Tesla und einen elektrischen Oberleitungsbus bei immerhin zweistündiger Fahrt – Fehlanzeige. Aber es gibt kaum noch knatternde und stinkende Mofas und Mopeds, die inzwischen in der chinesischen Hauptstadt verboten sind.

Quote für Elektro-Autos in China

Geht es nach dem Industrieministerium, wird es in absehbarer Zeit auch keine Verbrenner mehr im Auto geben. Bereits 2019 tritt eine Elektroquote auch für die deutschen Hersteller in Kraft. Siebe sagt, dass zehn Prozent der verkauften Autos entweder Plug-in-Hybride mit mindestens 50 Kilometer elektrischer Reichweite oder komplette Stromer sein müssen. 2020 sollen es schon zwölf Prozent sein, 2025 sogar 20 Prozent. Wer das nicht schafft, muss Strafe zahlen… Während die einen diese Quote als umweltfreundlichen Fortschritt der chinesischen Regierung feiern, dabei aber vernachlässigen, dass das Reich der Mitte 60 Prozent des Stroms mit Kohle produziert, sehen die anderen darin reinen Protektionismus der chinesischen Autoindustrie.

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8.000-Euro-Prämie für E-Auto-Käufer

Das E-Geschäft brummt jedenfalls in China: 2017 wurden knapp 800.000 Elektromobile verkauft. Zum Vergleich: In Deutschland waren es gerade 54.000. Das mag am Angebot liegen: Fast alle chinesischen Hersteller präsentieren auf der China Auto Show eigene Modelle. Schwer mag aber auch die staatliche Förderung wiegen. In der Volksrepublik bekommt jeder E-Auto-Käufer eine Prämie von rund 8.000 Euro, dazu kommen regionale Zuschüsse. Für den chinesischen Durchschnittsverdiener mit etwas mehr als 10.000 Dollar Jahresgehalt ein schöner Batzen.

Was den Absatz der E-Autos jedoch noch entscheidender beeinflusst: In Ballungsräumen gibt es kaum neue Zulassungen für Verbrenner. In Peking zum Beispiel werden die wenigen Kennzeichen teuer versteigert. Wer hingegen elektrisch fährt, bekommt sofort sein Schild.

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E-Auto: Volkswagen Neo

Dass die Deutschen bei dieser Gefechtslage in China ein gewichtiges Wort mitreden wollen, ist eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Dieser Markt ist der größte der Welt – und er hat enormen Nachholbedarf. Volkswagen hat ihn bislang mit mehr als drei Millionen verkaufter Autos im vergangenen Jahr bedient. Kurz vor der Messe in Peking hat Volkswagen nun verraten, dass das erste Modell der Elektro-Offensive Neo heißen und bei knapp 30.000 Euro liegen wird.

Das Auto rollt bei uns Ende 2019 vom Band! In China selbst setzt VW aktuell auf ein Joint Venture mit dem chinesischen Hersteller Jac. Sol, also Sonne, heißt das gemeinsame Produkt, das auf dem aktuellen Jac iEV7S basiert und mit 280 Kilometern Reichweite schon recht ordentlich ist.

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Maybach-Studie von Mercedes

Bei Mercedes sieht es nicht anders aus: China ist auch hier der wichtigste Absatzmarkt (600.000 verkaufte Autos 2017). Folgerichtig besteht ein strategisches Interesse, das Angebot an E-Mobilität auszubauen. Dazu gibt es auch eine neue Fabrik in Peking, die mit einem Milliarden-Investment die Zukunft sichern soll. Aktuell hat Daimler die verlängerte A-Klassen-Limousine vorgestellt, die parallel zum Start in China auch bei uns im Herbst in einer kürzeren Form auf den Markt kommen soll – sie verfügt zumindest über einen 48-Volt-Startergenerator. Als Ausblick in die Zukunft und am anderen Ende der Preisskala präsentiert Daimler eine kühne Maybach-Studie – eine Mischung aus SUV und Limousine und rein elektrisch! Bis 2022 will Daimler in jedem Fahrzeugsegment eine saubere Alternative anbieten. Und ab 2019 läuft das erste Auto der vollelektrischen Baureihe, der EQC, in Bremen vom Band.

Mercedes-Benz Vernissage “Vision Mercedes-Maybach Ultimate Luxury” am Vortag der Auto China 2018
Angetrieben wird dieser 5,26 Meter lange Maybach Ultimate Luxury von vier Elektromotoren (750 PS, 500 Kilometer Reichweite) und damit standesgemäß souverän. © Daimler

BMW iX3: Elektro-SUV

Ein Jahr früher als der jetzt eben zur Überraschung aller in Peking vorgestellte iX3 von BMW. Er ist wie der EQC ein SUV und basiert auf dem normalen X3. Mit einer Reichweite von 400 Kilometern und 270 PS wird das ein starker Gegner für Daimler. Der iX3 aus München soll mit einem 150-Kilowatt-Lader ausgestattet sein und so bei entsprechend vorhandener Infrastruktur in 30 Minuten 100 Prozent Batteriekraft erreicht haben. Stolz ist man bei BMW auf die Antriebseinheit, die aus E-Motor, Getriebe und Leistungselektronik besteht. Und darauf, dass man ganz ohne Rohstoffe auskommt, die zu den seltenen Erden zählen.

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Der BMW iX3 soll eine Reichweite von 400 Kilometern haben © BMW

Eigene E-Autos aus China

Nicht nur die Deutschen greifen elektrisch an, auch die Chinesen: Volvo-Eigner Geely, der sich soeben zehn Prozent Aktienanteil an Daimler gesichert hat, wird mit seiner Marke "Lynk & Co" und seinem schlicht 01 genannten SUV zunächst mit einem Plug-in-Hybrid schon 2019 in Europa antreten. Eine vollelektrische Variante wird nachgereicht. Beide Fahrzeuge basieren auf der Volvo-XC40-Plattform.

Mal sehen, wer der Hase und der Igel ist: In den Startblöcken stehen sowohl Chinesen als auch die Deutschen, wer das (emissionsfreie) Rennen macht – das ist noch offen.

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