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Hybrid-Supercar McLaren Artura im Test – 680 PS und sogar ein bisschen leise

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Von: Rudolf Bögel

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McLaren Artura gelb Rennstrecke
Supersportler mit zwei Motoren. Der V6-Benziner pusht den Artura zusammen mit einer E-Maschine in 3,0 Sekunden von 0 auf 100. © McLaren

Der Fortschritt macht auch vor Supersportwagen nicht Halt. 30 Kilometer schafft der neue McLaren Artura elektrisch. Die Qualitäten des 680-PS-Boliden liegen aber woanders.

Prall, satt und stramm steht der neue Artura im Münchner Showroom von McLaren. Der Vorbote einer neuen Zeit. Und deswegen heißt er so, wie er heißt. Art von Kunst und Futura von Zukunft. Über Kunst lässt sich bekanntermaßen streiten. Vor allem beim Autobau. Beim McLaren kommen Freunde von eleganten, barock-sportliche Formen auf ihre Kosten. Was die Designer auf das völlig neu entwickelte Monocoque-Chassis gepackt haben, ist bemerkenswert. Fließende Formen, streng nach dem Motto „form follows function“. Die Form dient der Funktion. Und die ist bei einem Sportwagen zum einen durch den geringen Luftwiderstand definiert, zum anderen will sie auch dem Besitzer gefallen, um aufzufallen. Denn der investiert nicht 226.000 Euro, wenn sich nicht mindestens einmal in der Woche eine mittelgroße Menschentraube rund ums feine Stück Blech versammelt.

McLaren Artura gelb Heck
Von hinten fast schöner als von vorne. Macht Sinn, schließlich wird man den Artura auf den Straßen auch eher von hinten sehen. © McLaren

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McLaren Artura: Aus acht Zylindern werden sechs

So viel zum Thema „Art“ – die Zukunft steckt im neuen Artura unter dem Blechkleid. Doch zunächst müssen McLaren-Fans stark sein. Ade Achtzylinder! Servus Sechszylinder! Das Aggregat mit den acht Töpfen verschwindet zumindest im Supercar-Segment und wird von einem 3,0-Liter-Motor mit doppelter Turboaufladung ersetzt. Immerhin leistet es 585 PS mit 585 Nm Drehmoment. Unterstützt wird er dabei von einem 95 PS-Starken E-Motor, der im Getriebe sitzt und mit 225 Nm Drehmoment vor allem in den unteren Drehzahlbereichen ordentlich anschiebt, um damit etwaige Leistungslöcher weg zu bügeln.

McLaren Artura innen weißes Leder
Der McLaren hat sich auch innen schön gemacht. Schließlich tritt man dieser Liga gegen Porsche, AMG & Co an. © McLaren

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Morgens mit E-Motor - das schont die Nerven der Nachbarn

Aber eigentlich dient der hybride Antrieb* einem ganz anderen Zweck. Er senkt den Co2-Ausstoß. Das ist die neue Umwelt-Währung, die Fahrzeughersteller vor hohen Strafzahlungen schützt. Außerdem: Wer in einem lärmempfindlichen Viertel wohnt, kann seinen Sport-Boliden nachbarschaftsschonend ausführen und erst auf der Landstraße den Tiger aus dem Tank lassen und den Auspuff röhren lassen. Rund 30 Kilometer soll der Artura rein elektrisch schaffen, immerhin bis 130 km/h treibt der E-Motor an. Dann allerdings schmilzt die Akkuladung schnell dahin. Aufgeladen wird die 7,4-kWh-Batterie dann wieder in rund zweieinhalb Stunden an der Haushaltssteckdose. Mit einer Wallbox geht es natürlich schneller.

McLaren Artura Lufteinlass Frontscheinwerfer
Große Lufteinlässe und der McLaren typische Bumerang prägen die Frontpartie des neuen Artura. © McLaren

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Trotz Hybrid-Antrieb ist der McLaren Artura superleicht

Zusätzlicher Motor, Leistungselektronik und ein eigner Akku – das bedeutet jede Menge Extra-Gewicht. Für Sportwagen-Konstrukteure ist so eine Aufgabenstellung der reinste Horror. Üblicherweise kommen in vergleichbaren Hybridautos zwischen 250 und 300 Kilogramm dadurch zusätzlich an die Hüften. Den Technikern aus dem englischen Woking, wo Mc Laren seinen Hauptsitz hat, ist aber fast schon Bahnbrechendes gelungen. Nur 130 Kilogramm wiegen die Hybridkomponenten. Und dank anderer diätetischer Maßnahmen liegt das Gewicht des Artura damit auf Augenhöhe mit einem vergleichbaren Verbrenner. Knapp 1,5 Tonnen sind es dank der neuen Carbon Lightweight Architecture von McLaren.

McLaren Artura gelb Seite Sonnenuntergang
Götterdämmerung für Verbrenner-Motoren. Auch beim Supercar Artura von McLaren gibt es jetzt einen E-Motor. © McLaren

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Brachiale Beschleunigung, irre Bremskraft

Heißt: Das neue McLaren-Supercar hat ein Leistungsgewicht von 488 PS pro Tonne. Damit katapultiert sich das Sportauto in 3,0 Sekunden von 0 auf Tempo 100, in 8,3 Sekunden fällt die 200er-Marke, und wer auf einer „German Autobahn“ nach dem Berufsverkehr unterwegs ist, schafft die 300 km/h in immerhin 21,5 Sekunden. Traumwerte für die betuchte Generation Bleifuß. Kenner und Rennstreckenfans interessieren auch die Bremswerte. Auch hier ist der McLaren mit seiner serienmäßigen Keramik-Anlage gut dabei: Von Tempo 100 bis zum Stillstand braucht er 31 Meter. Das ist mehr als solide.

Kampfjet-Komfort im Rennauto

Und damit zurück zum Design. Außen aufregend, innen langweilig. So war das bislang bei McLaren. Das ist aber ab sofort Geschichte. Beim Cockpit haben die Engländer ebenso wie bei den elektronischen Assistenten (jetzt mit adaptiver Geschwindigkeitsregelung, Spurhalteassistent und Verkehrszeichenerkennung) aufgerüstet. Aus dem Billig-Tablet auf der Mittelkonsole ist ein veritabler hochauflösender Bildschirm mit moderner Grafik geworden. Noch cooler sind Tacho und Lenkrad. Die lassen sich als Einheit jetzt komplett verstellen und damit optimal auf den Fahrer ausrichten. Kampfjet-Komfort im Rennauto. Gespannt darf man sein, wie sich der neue McLaren Artura fahren wird. Die Gasannahme soll dank des E-Motors sensationell schnell sein und auch die Agilität des Fahrwerks soll beeindrucken, vor allem wegen des erstmalig eingesetzten elektronischen Sperrdifferenzials.

McLaren Artrua metallic Braun Rudolf Bögel
Es bleibt dabei. Bei McLaren öffnen sich die Türen nach oben. Sieht immer spektakulär aus, wie Autor Rudolf Bögel findet. © McLaren

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Neuer McLaren Artura: 226.000 Euro – und die Wartung ist auch schon mit drin

Wenn das alles nicht überzeugend genug ist – dann haben die Briten noch ein Argument im Köcher, um die begüterte Klientel vom Sofortbezug des neuen Sportwagens zu überzeugen. Im ohnehin schon üppig ausgestattetem Grundmodell für 226.000 Euro ist die Wartung auch schon mit drin. Für immerhin drei Jahre oder 15.000 Kilometer pro Jahr. Wer Werkstattpreise von Supersportwagen-Herstellern kennt, der weiß wie wertvoll dieses Angebot sein kann. Otto Normalverbrauchern verhilft das zwar auch nicht zu so einem Sportwagen, aber träumen wird man ja noch dürfen.

(Rudolf Bögel) *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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