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Kia e-Soul im Alltagstest: Viel Elektroauto für unter 30.000 Euro - praktisch im Alltag?

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Von: Rudolf Bögel

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Kia e-Soul blau
Spieglein, Spieglein an der Wand. Der Schönste ist er nicht im Land, der Kia e-Soul. Aber Charakter hat er. © Kia

Spurtstark, sparsam, sauber: Der Kia e-Soul ist ein Elektroauto, das Spaß macht. 450 Kilometer Reichweite für unter 30.000 Euro. Argument genug?

Hässlich sagen die einen, eigenwillig die anderen. Wir sind erst einmal nur verblüfft, als wir vor dem Kia Soul der dritten Generation stehen. Eine Schuhschachtel, weiß mit rotem Dach. Gibt es so etwas auch in schön? Abgesehen von der alten Binsenweisheit, dass Schönheit immer auch im Auge des Betrachters liegt, schafft dieser Kia eines auf Anhieb: Dieses Auto fällt auf, man sitzt nicht in einem dieser immer ähnlicher werdenden SUVs, sondern in einem Fahrzeug mit Charakter. Von daher ist dieser Soul ein Seelentröster für Individualisten und ein Fortbewegungsmittel für Umweltfreunde.

Kia e-Soul Elektromotor
Der Elektromotor des Kia e-Soul bringt 204 PS auf die Straßen. Beschleunigung und Drehmoment machen richtig Spaß. © Kia

Kia Soul: Einen Verbrenner gibt es nicht mehr

Denn die dritte Generation des Koreaners gibt es nur noch mit Elektro-Antrieb. In zwei Batteriegrößen. Entweder mit einem 39 Kilowattstunden (kWh) großen Akku und 276 Kilometern Reichweite oder mit 64 kWh und 452 Kilometern. Wir hatten das größere Modell – und würden nach unseren Testfahrten auch zu diesem raten. Es sei denn, man bewegt sich ausschließlich im Nahverkehrsbereich und kann zu Hause bequem aufladen.

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Die Reichweite wäschst im Stadtverkehr

Mit den Reichweiten ist das so eine Sache. Sie hängen eng mit den Außentemperaturen zusammen, oder mit dem Fahrstil, den man pflegt. Sportliches Anfahren oder Vollgas auf der Autobahn machen auch die beste Batterie schnell mürbe und leer. Und dann kommt es auch darauf an, wo man sein Gefährt bewegt. Bei überwiegend Stadtfahrten wächst die Reichweite sogar, weil dann mehr (Brems-)Energie zurückfließt.

Kia e-Soul blau Seitenansicht
Ausreichend Platz auch für Passagiere im Fond. Weil der Soul keine abfallende Dachlinie hat, sitzt man auch hinten gut. © Kia

Kia e-Soul: Aufladen beim Mittagessen

Rekuperation heißt das Zauberwort. Die Technik dahinter ist relativ einfach. Der E-Motor fungiert beim Abbremsen wie ein Generator und erzeugt Strom. Beim Kia e-Soul mit dem größeren Akku kann die Reichweite dann schon mal von den prognostizierten 452 Kilometern auf 650 Kilometer steigen. Damit ist die elektrische Schuhschachtel zumindest schon mal ein heißer Kandidat für Taxifahrer. Und dieser Kia kann auch Langstrecke. An einem 80-kW-Schnellader ist der Akku nach knapp einer Stunde schon wieder voll. Das entspricht in etwa der Zeit, die man auf längeren Strecken sinnvollerweise für einen kulinarischen Zwischenstopp einplant.

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Kann man sich auf die Reichweiten-Angaben verlassen?

Die Reichweiten beim e-Soul sind tatsächlich realistisch. Stellen wir bei unserem Praxistest fest. Da wird weder nach oben geschummelt noch besonders tiefgestapelt. Jeder gefahrene Kilometer geht kilometerweise von der Reichweite ab. Damit bekommt man die nötige Sicherheit, um so einem Elektro-Auto Vertrauen zu schenken. Wichtig, weil man nicht eben in fünf Minuten an der nächsten Tanke ist, sondern eher mühselig zu Hause oder an einer öffentlichen Station aufladen muss.

Kia e-Soul blau Heck
Große Klappe, große Heckscheibe. Nach hinten ist die Sicht im Kia e-Soul wirklich gut. © Kia

Keine Kurve bringt den Kia e-Soul ins Wanken

Wie fährt sich die kantige Kiste? Verblüffend gut, weil der Akku im Unterboden zwischen den Achsen untergebracht ist – und deshalb für einen besonders tiefen Schwerpunkt sorgt. Der ist nicht nur wichtig für eine sportliche Fahrweise, sondern gewöhnt der hoch aufgeschossenen Karosserie eine unangenehme Eigenschaft ab, die man auch von SUVs kennt. In den Kurven neigen diese Autos zum Wanken. Das kann man entweder auf unnatürliche Weise mit dem Fahrwerk korrigieren, oder man hat eben einen tiefen Schwerpunkt wie beim Kia e-Soul. Wer über dieses eigenwillige Auto bislang nur Spott übrig hatte, wird beim Swing über kurvige Landstraßen eines Besseren belehrt. Diese Schuhschachtel fährt sich wie ein Sportwagen.

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Drehmoment wie bei einem Porsche Cayenne

Auch bei der Beschleunigung – denn die 204 Pferdestärken ziehen ungezügelt und ohne große Umschweife sofort an. Das ist typisch für Elektromotoren, sie müssen nicht erst die Kraft aufbauen. Die volle Power ist beim ersten Druck auf das Gas-Pedal voll da. Beim Kia e-Soul liegt das Drehmoment bei knapp unter 400 Newtonmetern, und damit fast auf der Augenhöhe eines Porsche Cayenne E-Hybrid. Von 0 auf Tempo 100 geht es mit dem Kia in 7,9 Sekunden. Das liest sich schlechter als es sich anfühlt.

Kia e-Soul Armaturenbrett
Nüchtern, digital, praktisch. Im Cockpit des Kia e-Souls findet man sich auf Anhieb zurecht. © Kia

Mangelware Gepäckraum – und die Kante stört auch

Im Inneren bietet der e-Soul viel Platz, auch auf den hinteren Bänken. Da dürften sich auch Zwei-Meter-Hünen wohl fühlen. Dank der Schuhschachtel-Geometrie in der Karosserie. Es gibt keine nach hinten abfallende Dachlinie. Beim Kofferraum ist Disziplin gefragt. Viel Gepäck passt da nicht rein, das Volumen liegt bei nur 315 Litern. Unpraktisch ist auch die hohe Ladekante. Wenn man nur zu zweit unterwegs ist, dann lässt sich unter Mithilfe der umgeklappten Rückbank ein mehr als ordentlicher Stauraum von über 1.300 Litern herstellen. Insofern ist der Kia e-Soul eher ein Auto für Pärchen, vielleicht geht auch noch ein Kind. Aber spätestens ab dem zweiten fangen die Platzprobleme an.

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In diesem Detail ähnelt der Kia einem Range Rover

Digital ist der Kia – wie es sich für einen echten Koreaner gehört – voll auf der Höhe der Zeit. Das Menü im zentralen Touchscreen ist übersichtlich, logisch und einfach. Auf Anhieb findet man sich hier zurecht. Schön, dass es noch Knöpfe und Regler für Klimaanlage, Sitzheizung und Zündung gibt. Mit einem schicken Drehregler stellt man übrigens auch die einzelnen Fahrstufen ein. Das kennt man sonst eigentlich nur noch bei älteren Jaguar- und Range-Rover-Modellen.

Kia e-Soul blau Front
Fahrdynamik auch in den Kurven. Weil der Kia e-Soul einen tiefen Schwerpunkt hat, fährt er sich wie ein Sportwagen. © Kia

Kia e-Soul: Hier stimmt das Preis-Leistungsverhältnis

Obwohl optisch gewöhnungsbedürftig haben wir uns auf den zweiten Blick in das Öko-Entlein verliebt. Denn Kia e-Soul ist Soulfood für umweltbewusste Autofahrer. Ein Auto für die Seele. Von wegen Reichweiten-Angst essen Seele auf! Mit dem Kia schafft man tatsächlich über 450 Kilometer, mehr Reichweite hatte der VW Käfer auch nicht. Der e-Soul überzeugt auch mit seinem Preis-Leistungsverhältnis. Wenn man die Prämie abzieht, bekommt man für unter 30.000 Euro schon ziemlich viel Elektro-Auto.

Rudolf Bögel *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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