Cooler Picknicker im Test: Der neue Mini Countryman

Beim englischen Wetter denken wir sofort an Regen, beim Mini an das perfekte kleine Auto. Wir lieben Klischees. Der neue Mini Countryman stellt bei der ersten Fahrvorstellung jedoch so einiges auf den Kopf.
Typisch englisch ist nur das Wetter, es regnet „cats und dogs“ - also in Strömen. Doch mit dem Mini Countryman verabschiedet sich die britische Marke Mini endgültig von der Idee, für ein kleines Auto zu stehen: Der neue Countryman ist nämlich 4,29 Meter lang (plus 20 Zentimeter) und hat beim Radstand acht Zentimeter zugelegt. „Wir hätten ihn auch kleiner machen können“, sagt BMW Vorstand Peter Schwarzenbauer bei der Präsentation. Aber größer ginge es nicht, da der Mini Countryman die BMW-X1-Bodengruppe nutze. Wünsche der Kunden seien ausschlaggebend für diese Maße gewesen.
Der neue Mini Countryman ist gut in Form
Rustikal, aber sportlich wirkt der neue Mini Countryman. Von fluffigen Speckröllchen ist keine Spur, obwohl das Modell so kräftig zugelegt hat. Definierte Linien lassen den 1,56 Meter hohen Lifestyler gut trainiert aussehen. So sind die Scheinwerfer an der Front eckiger und die Motorhaube schmückt ein Powerdome. Trotzdem spielt der Countryman optisch seinen ganzen Mini-Charme aus. Sein Aussehen stimmt einen weich und lässt - jedenfalls bei mir - Vorurteile gegen City-SUVs mit einer Bodenfreiheit von 16,5 Zentimeter verpuffen. Und das mit den Gefühlen ist wichtig, denn „praktische Fahrzeuge gibt es viele“, sagt Schwarzenbauer.
Mehr Platz im neuen Mini Countryman
Innen wirbt der Mini Countryman mit fünf Sitzen. Beim Raum-Check fühlt sich mein 1,89 Meter großer Beifahrer tatsächlich auf der Rückbank wohl. Platz für Knie und Kopf ist genug da. Dabei ist der Fahrersitz auch auf seine Größe eingestellt. Der Kofferraum fasst 450 Liter bis 1390 Liter. Um die Sachen problemlos zu verstauen, öffnet und schließt sich die Heckklappe automatisch, zudem lässt sich die Rückbank bis zu 13 Zentimeter verschieben.
Cleveres Extra: Eine ausklappbare Picknick Bank (120 Euro) verwandelt die Kofferraumkante in ein romantisches Plätzchen für Zwei unter der Heckklappe. Und die Briten lieben das Picknicken.
So fährt sich der neue Mini Countryman
Für die erste Testfahrt durch Oxfordshire steht ein Mini Cooper S All4 Countryman mit 192 PS (141 kW) in Island Blue Metallic bereit. Die weißen Ledersitze in unserem Top-Modell (ab 31.900 Euro) sind erwartungsgemäß bequem und elektrisch verstellbar. Die Aussicht hinterm üppigen Dreispeichen-Lederlenkrad königlich. Wasserflaschen oder anderer Krimskrams lassen sich in Mittelkonsole oder Ablagefächern der Türen verstauen.

Wow-Faktor hat das 8,8 Zoll große Display mit einem bunt-blinkenden LED-Ring auf dem Armaturenbrett. Per Touch - also mit dem Finger - lässt sich hier über einen tellergroßen Bildschirm beispielsweise das Navi steuern - einen Drehdruckknopf auf der Mittelkonsole gibt es neben vielen anderen Knöpfen weiterhin. Übrigens: Der Mini ist vollvernetzt. Ein Head-Up Display ist auch an Bord und ein Ortungssystem für schusselige Leute. Das findet Dinge an denen sogenannte Tags angebracht sind.
Auf der kurvigen Strecke sowie der Autobahn zeigt sich der Mini Countryman mit seinem 2,0 Liter-Vierzylinder-Turbomotor von seiner besten Seite. Die Achtgang-Automatik beschleunigt stufenlos. Beim Kick-down zieht der 192-PS-Countryman recht ordentlich ab. Von null auf Tempo 100 in 7,2 Sekunden sind jedenfalls die offiziellen Werte. Das viel beschworene Mini-GoKart-Feeling ist trotz der erhöhten Sitzposition noch spürbar. Wer sich zudem das "Dynamische Dämpfer Controll Paket" mit den drei Fahrmodi gönnt, bekommt im Sportmodus noch mehr Sound auf die Ohren. Der Viertürer lässt sich präzise über die marode Landstraße lenken, an Schlaglöchern vorbei oder durch Riesenpfützen. Bei Schnee taut der Countryman mit seinem Allradsystem, untypisch für einen Briten, richtig auf.
In England ist das Tempo auf der Autobahn begrenzt. Der Tempomat plus Abstandshalter ist hier ein Segen. Denn, mehr als 70 mph – umgerechnet 112 km/h - waren bei der Testfahrt nicht drin, obwohl der Wagen bis 222 km/h Höchstgeschwindigkeit schaffen soll. Das britische Wetter macht scheinbar durstig, nach der Tour zeigt der Bordcomputer beim Verbrauch 9,2 Liter an.
Monster-Mini Countryman
Übrigens: Nörgelnde Mitreisende lassen sich mit dem Mini Country Timer bei Laune halten. Denn, damit mutiert der Countryman während der Fahrt sogar zu einem echten Monster-Mini, wenn er über Schotterpisten oder steile Bergstraßen prescht. Natürlich nur virtuell auf dem Display. Der Timer wertet für die Spielerei Fahrdaten der Sensorik aus.

Der neue Mini Countryman (136 PS bis 192 PS) steht ab 26.500 Euro in der Liste. Ab 31.900 Euro ist der Mini Cooper S All4 Countryman zu haben.
ml