1. lokalo24
  2. Magazin
  3. Auto

Porsche Boxster GTS 4.0: Macht er dem 911 Konkurrenz?

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Rudolf Bögel

Kommentare

Porsche Boxster GTS 4.0 grün Kurve
Tanz durch die Kurven. Mit den 400 PS des Boxsters GTS 4.0 ist das schon fast ein Kinderspiel. © Porsche

Turbo raus, Sauger rein: Porsche hat den Boxster aufgerüstet. Er ist 400 PS stark und rückt dem 911er Carrera auf den Pelz. 

Kurzer Ausflug in die Modellgeschichte des Boxsters: Mit der Idee eines völlig neuen, offenen Sportwagens will Porsche* Anfang der Neunziger Jahre eine neue Zielgruppe erschließen. Bei den oberen Modellreihen ist das Preisniveau ausgereizt – jetzt wollen die Zuffenhausener im tieferen Bereich fischen. 70.000 Mark soll das Cabrio kosten – und damit rund 50.000 Mark weniger als ein 911er. Um so ein, für Porsche-Verhältnisse vergleichsweise, günstiges Auto zu bauen, müssen die Produktionskosten herunter. Und das geht nur mit Gleichteilen. Und so sind Vorderwagen und Türen identisch mit dem neuen 911er. Und natürlich bekommt der Neue einen Boxer-Motor. Aus Roadster und Boxer wird Boxster. Mittelmotor, kurze Karosserieüberhänge am Heck, lange Motorhaube und der mittig montierte Auspuff – das gefällt dem Publikum anno 1993 bei der Autoshow in Detroit auf Anhieb. Die Verantwortlichen entscheiden: „Bitte die Studie genauso bauen!“

Lesen Sie hier aktuelle Fahrberichte.

Porsche Boxster silber Ur-Modell
Der Ur-Boxster kam 1996 auf den Markt und war vom Start weg ein Erfolgsmodell mit mehr als 10.000 Vorbestellungen. © Porsche

Am Anfang waren sechs Zylinder und 204 PS

Drei Jahre später rollt der Boxster auch schon auf den Markt. Von vorneherein ist Geduld angesagt, es liegen nämlich schon rekordverdächtige 10.000 Vorbestellungen in den Auftragsbüchern vor. Von der ersten Generation werden knapp 165.000 Exemplare verkauft. Herzstück ist der Sechszylinder-Boxermotor, der erstmalig in der Serie mit Wasserkühlung daherkommt. Aus 2,5 Litern holt das Triebwerk in der ersten Generation 204 PS mit einem Drehmoment von 245 Newtonmeter (Nm) heraus. Das reicht für eine Zeit von 6,9 Sekunden von 0 auf 100 und eine Endgeschwindigkeit von 240 km/h. Damit liegt der Boxster weit vorne. Da sieht sogar die Konkurrenz von BMW blass aus, auch wenn der Z 3 etwas spektakulärer präsentiert wird – nämlich im neuen James-Bond-Streifen Golden Eye.

Porsche Boxster Sondermodell 25 Jahre
25 Jahre danach. Der Boxster hat sich von ursprünglich 204 auf 400 PS bei den GTS-Modellen gesteigert. © Porsche

Lesen Sie zudem: BMW iX3 im Fahrtest: Wie gut ist das E-Auto im Vergleich zum herkömmlichen X3?

Porsche Boxster GTS 4.0: Zurück in die Zukunft – mit einem Sauger

Mit dem Ur-Boxster hat der von uns gefahrene 718 Boxster GTS 4.0 vor allem eines gemeinsam: Heute wie damals macht ein Sechszylinder Saug-Motor Dampf unter der Haube. Für die heutige Modellreihe ist das ungewöhnlich. Denn eigentlich war der Sauger schon draußen und sowohl im normalen Boxster als auch im geschlossenen Cayman ist auch nur ein Vierzylinder mit Turbomotor (300 PS) eingebaut. Für die GTS-4.0-Modelle haben die Porsche Entwickler, bevor der Verbrenner in dieser Baureihe endlich Geschichte wird, noch einmal ins Motoren-Regal gegriffen und dieses wunderbare 400-PS-Triebwerk herausgekramt, das schon im 718 Spyder und im Cayman GT4 seine Dienste tut.

Porsche Boxster Innenraum Armaturenbrett
Aufgeräumt und fast schon spartanisch ist das Interieur des Boxsters. Reduziert auf das Wesentliche, das Fahren. © Porsche

Besser wird es nicht mehr in dieser Baureihe

Was für ein Genuss – dieser hochdrehende Saugmotor! Erst fängt er ein wenig zaghaft an, dann die Gänge ausdrehen. Voller Vorfreude auf die unwiderstehliche Zugkraft, die ab 5.000 Umdrehungen/min einsetzt. Dieser Push, dieser Punch! Das ist Kult für Freunde der gehobenen Motor-Kunst, die schon bald der Vergangenheit angehören könnte. Ob die neuen 718er anno 2024 schon als reine Elektro-Sportwagen kommen werden, oder ob es parallel dazu noch den Vierzylinder-Verbrenner geben wird – darüber wird in den Fachmedien noch eifrig spekuliert. Wer jedoch sicher gehen will, der schlägt, wenn das nötige Kleingeld vorhanden ist, beim GTS besser jetzt schon zu. Kultiger wird es nicht mehr in dieser Baureihe. Zumal Porsche auch einen Sechs-Gang-Handschalter anbietet. Und der ist ein Muss. Auch wenn er im Vergleich zum Modell mit dem Doppelkupplungsgetriebe PDK beim Spurt von 0 auf Tempo 100 eine halbe Sekunde (4,5 statt 4,0) verliert.

Lesen Sie hier: Maserati MC20 – der Renner mit dem Verbrenner, bald auch als Elektroauto!

Porsche Boxster GTS 4.0 grün Heck
Der Boxster und die geschlossene Variante Cayman sind klassische Mittelmotorsportwagen mit ihren Stärken in den Kurven. © THOMAS STROGALSKI / Porsche

Handschalter auch wegen des Motorsounds

Wir sind beide Ausführungen gefahren und stellen fest: Mit Automatik ist das nur der halbe Spaß. Das trifft auch auf den Auspuffsound zu. Nur mit dem Handschalter kann man sich seinen eigenen Klangteppich zaubern. Von Brabbeln über Spratzeln bis hin zum Blubbern. Und dann das hohe Sägen, wenn das Vier-Liter-Triebwerk seine volle Power von 400 PS bei 7.000 U/min auspackt. Das ist der Sound, der Generationen faszinierte und elektrisierte. Mal schauen, ob die künstlichen Klangwelten der E-Autos die charakteristischen Trompetenstöße aus zwei Metallrohren ersetzen können.

Lesen Sie auch: Jaguar XF P300: James-Bond-Auto im Langstrecken-Test

Knackig und präzise saust der Hebel durch die Gänge

Noch dürfen die Benzin-Dinos jedoch die Straßen rocken. Am besten mit einem Sportfahrwerk, das um 20 Millimeter tiefer liegt, und das mit adaptiven Dämpfern ausgestattet ist, um sich blitzschnell den jeweiligen Straßenanforderungen anzupassen. Die Lenkung reagiert direkt und zackig – und wie das mit Mittelmotor-Sportwagen so ist. Das Kurvenfeeling ist direkter und dynamischer. Vor allem, wenn man beim Herausbeschleunigen nicht einfach nur auf das Gaspedal latscht, um den Kick-Down zu aktivieren, sondern erst einmal ordentlich herunterschaltet muss, um dann kultiviert Gas zu geben. Und das Schalten macht gerade mit diesem Getriebe einen ziemlichen Spaß. Klasse, ist die enge, und präzise Gangführung. Kurz, knackig und exakt.

Porsche Boxster GTS 4.0 grau offen
Dem Himmel so nah. Als Cabrio ist die 718er Baureihe von Porsche ein echter Klassiker. Bald nur noch als E-Auto? © Rudolf Bögel

Auch interessant: SUV-Vergleich: Reicht der Ford Puma oder muss es ein Kuga für 9.000 Euro mehr sein?

Porsche: Darf man Boxster und Cayman mit dem Carrera vergleichen?

Mit den GTS-4.0-Modellen in der 718er-Baureihe ist Porsche ein großer Wurf gelungen. So gut, dass der 911er eine echte Konkurrenz aus dem eigenen Haus bekommt? Die noch dazu rund 25.000 Euro billiger ist? Auch wenn diese Frage nahe liegt, weil sich alle Sportwagen immer an der Nummer eins reiben wollen, so eindeutig fällt hier die Antwort aus. Ein Elfer ist ein Elfer. Kein anderes Modell der Zuffenhausener Autobauer beherrscht den Spagat zwischen extremer Sportlichkeit und komfortabler Bequemlichkeit so wie der Carrera. Im Vergleich dazu sind Cayman und Boxster GTS 4.0 viel härter, direkter und auch spartanischer als der große Bruder. Und wer mag: Auch authentischer. Denn nichts schlägt einen Sauger. Höchstens ein 911er mit Sauger. Aber den gibt es ja leider nicht mehr.

Technische Daten: Porsche 718 Boxster GTS 4.0

Rudolf Bögel *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

Auch interessant

Kommentare